Arzneimittel und Therapie

Fidaxomicin: Selektive Wirkung gegen Clostridium difficile

Körpereigene Darmflora kaum beeinflusst

Das anaerobe, Endosporen bildende Stäbchenbakterium Clostridium difficile gehört zu den häufigsten Erregern nosokomialer Infektionen, die zu schwer verlaufenden Diarrhoen führen können. Das neue Makrozyklin-Antibiotikum Fidaxomicin zeigte in klinischen Studien eine bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit als das bislang unter der Standardtherapie verwendete Vancomycin. Wie neue Untersuchungen zeigen, ist dies möglicherweise auf eine selektive Wirkung gegen C. difficile zurückzuführen. Gleichzeitig wurden die Bakterien der normalen Darmflora weniger beeinträchtigt.

Etwa 30% aller Krankenhauspatienten sind mit dem grampositiven, Sporen bildenden Darmbakterium C. difficile besiedelt. Die mit dem Stuhl ausgeschiedenen Sporen können sich in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen verbreiten. Die Übertragung erfolgt vorwiegend fäkal-oral und kann bei immunsupprimierten Patienten oder solchen, deren Darmflora unter Antibiotikatherapie beeinträchtigt ist, zu schweren Durchfallerkrankungen führen.


Das makrozyklische Antibiotikum Fidaxomicin senkt durch eine offensichtlich selektive Wirkung gegen Clostridium difficile bei gleichzeitig geringerer Beeinträchtigung der körpereigenen Darmflora die Rezidivrate deutlich gegenüber dem herkömmlichen Therapeutikum Vancomycin.

Weniger Rückfälle als unter Vancomycin-Therapie

Unter der bislang applizierten Standardtherapie (Vancomycin oder Metronidazol) kommt es bei zahlreichen Patienten nach zunächst erfolgreicher Behandlung zu Rezidiven. Seit Mai 2011 ist das Makrozyklin-Antibiotikum in den USA (Dificid®) und seit Dezember 2011 EU-weit (Dificlir®) zur Behandlung von Erwachsenen mit C. difficile-Infektionen zugelassen. Fidaxomicin hat ein sehr enges Wirkungsspektrum und wird kaum vom Darm resorbiert. Trotzdem sind unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, abdominalen Schmerzen, gastrointestinalen Blutungen, Anämie oder Neutropenie beschrieben worden.

Unter der Therapie mit dem neuen Präparat kam es in klinischen Studien bei vergleichbarer Verträglichkeit zu deutlich weniger Rückfällen. Aktuelle Studienergebnisse zeigen jetzt, worauf ein Rückgang der Rezidivbildung zurückzuführen sein könnte. Der primärer Endpunkt war die anfängliche klinische Heilung, der sekundäre eine mögliche Rezidivbildung. Die primäre Heilungsrate lag für Fidaxomicin bei über 88% und für Vancomycin bei etwa 86%. Für den sekundären Endpunkt zeigte das neue Antibiotikum jedoch eindeutig bessere Ergebnisse als Vancomycin. Unter einer Therapie mit dem herkömmlichen Präparat kam es bei jedem vierten Patienten innerhalb von 30 Tagen zu einem Rückfall, unter Fidaxomicin waren es etwas mehr als 15%.

Mikrobiologische Studien zeigten eine gezielte Wirkung von Fidaxomicin gegen C. difficile. Gleichzeitig nahm die Zahl anderer wichtiger Bakterien der körpereigenen Darmflora wie Bacterioides oder Prevotella unter einer Vancomycin-Therapie deutlich stärker ab als unter Fidaxomicin. Ein weiteres Problem stellen Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) dar, die nach einer Therapie mit dem Antibiotikum vermehrt nachgewiesen werden können (31% der Patienten). Demgegenüber zeigten nur 7% der Patienten, bei denen anfangs keine Vancomycin-resistenten Enterokokken nachweisbar waren, unter einer Fidaxomicin-Therapie positive Ergebnisse. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob das neue Antibiotikum auch einen Einfluss auf die Besiedlung mit Candida-Pilzen hat.


Quelle

Nerandzic, M.M. et al.: Reduced Acquisition and Overgrowth of Vancomycin-Resistant Enterococci and Candida Species in Patients Treated With Fidaxomicin Versus Vancomycin for Clostridium difficile Infection. Clin. Infect. Dis. (2012) 55 (Suppl. 2): 121 – 126.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 39, S. 47

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