Gesundheitspolitik

Marktspreizung: Apotheken driften stärker auseinander

Treuhand: Starke Apotheken profitieren 2013 am meisten – Apothekenmarkt wird bunt

BERLIN (lk) | Die wirtschaftliche Lage der Apotheken in Deutschland hat sich im laufenden Jahr gemessen am Rohertrag um durchschnittlich neun Prozent verbessert. Allerdings profitieren nach aktuellen Zahlen der Treuhand Hannover GmbH die Apotheken in ganz unterschiedlicher Weise davon: Die „Marktspreizung bei Umsatz, Rohertrag, Betriebskosten und Betriebsergebnis nimmt zu“, urteilt Treuhand-Generalbevollmächtigter Dr. Frank Diener. Starke Apotheken können ihre Position ausbauen. Dieser Trend werde sich auch 2014 fortsetzen, so die Prognose.

Der Grund für die Dynamik im Apothekenmarkt sieht die Treuhand in einer fortschreitenden „Marktbereinigung“: „Jährlich werden mehr als 600 Betriebe zum Verkauf gestellt“, so Diener. Aber nur jeder zweite Inhaber findet einen Käufer für seinen Betrieb: „Geschlossene Betriebe hinterlassen Umsatz für die, die im Markt bleiben.“ Werden heute noch zwei Drittel der Apotheken als Einzelbetrieb geführt, „ist es bald die Hälfte“. Auch das zieht nach Ansicht der Treuhand Konsequenzen nach sich: „Apothekenverbünde werden bedeutsamer. Sie ticken anders als Einzelapotheken.“

Darin stecken laut Diener Chancen: Die Marktspreizung offenbare erhebliche betriebswirtschaftliche Gestaltungsspielräume. Während die ABDA über ein homogenes Leitbild diskutiere, werde die Apothekenwelt durch diese Prozesse stattdessen „bunter“. Dies werde sich auch in einer „zunehmenden Heterogenität im Marktauftritt“ ausdrücken, glaubt die Treuhand.

Wirtschaftliche Entwicklung

Die wirtschaftliche Lage der Apotheken hat sich im laufenden Jahr unterschiedlich entwickelt. Laut Treuhand können sich 73 Prozent der Apotheken bis August über ein Umsatzplus freuen. 27 Prozent mussten trotz des insgesamt positiven Marktumfeldes ein Minus einstecken. Im Jahr 2012 vermeldete die Treuhand nur 57 Prozent der Apotheken mit einem Umsatzzuwachs.

Die diesjährigen Sondereffekte – erhöhtes Rx-Fixum, Abschlagskonsens und Notdienstpauschale - führen laut Treuhand für eine typische Apotheke zu einem Umsatzplus von 13.700 Euro, für eine Ärztehaus-Apotheke hingegen zu einem Umsatzzuwachs von 20.500 Euro. Allein der seit November tobende Rabattwettbewerb des Großhandels führe bei den Apotheken in 2013 zu Ertragssteigerungen von 8000 bis 12.000 Euro.

Nach Treuhand-Berechnungen steigt der Rohgewinn vom Nettoumsatz einer westdeutschen Apotheke in diesem Jahr von 24,9 auf 25,9 Prozent. 2009 betrug dieser Wert allerdings 26,4 Prozent. Der entsprechende Rohgewinn einer ostdeutschen Apotheke steigt von 22,6 auf 23,7 Prozent in 2013. 2009 betrug dieser Wert noch 24,2 Prozent.

Aber auch beim Rohgewinn gibt es eine deutliche Marktspreizung: Knapp 28 Prozent der Apotheken erzielen einen Rohgewinn zwischen 24 und 26 Prozent. 29 Prozent der Apotheken liegen darunter, zum Teil unter 20 Prozent. Immerhin gut 23 Prozent verbuchen einen Rohgewinn zwischen 26 und 28 Prozent, knapp 13 Prozent bis zu 30 Prozent und sieben Prozent der Apotheken über 30 Prozent.

Typische Apotheke: Zurück zum Ertragsniveau von 2003

Laut Treuhand wird in 2013 eine „typische“ Apotheke mit 1,35 Millionen Euro Umsatz ihr Betriebsergebnis nach Betriebskosten von 67.000 Euro im Vorjahr auf 87.000 steigern können. Damit liegt die „typische“ Apotheke in etwa wieder auf dem Ertragsniveau von 2003. Das Betriebsergebnis der Ärztehaus-Apotheken legt danach von 132.000 Euro auf 162.000 Euro zu. Eine Einzel-Apotheke mit 1,25 Millionen Euro Umsatz erzielt laut Treuhand 2013 ein Betriebsergebnis von 91.000 Euro nach 72.000 Euro im vergangenen Jahr.

Eine Marktspreizung beobachtet die Treuhand auch beim Betriebsergebnis: So verdoppelte sich die Zahl der Apotheken mit einem Betriebsergebnis von über 250.000 Euro von 4,6 auf knapp zehn Prozent. Knapp 16 Prozent der Apotheken statt wie im Vorjahr zehn Prozent ordnet die Treuhand jetzt der Betriebsergebnisklasse von 150.000 bis 199.000 Euro zu – plus 30 Prozent. Andererseits verbessern sich auch die Apotheken mit geringem Betriebsergebnis. Der generelle Trend aber lautet: ohnehin gut laufende Apotheken legen stärker zu als schwächere Betriebe.

Höhere Personalkosten

Trotz weiterhin positiver Rahmenbedingungen wachsen die Bäume 2014 aber nicht in den Himmel: Laut Treuhand sorgen Personalkostensteigerungen und tendenziell etwas schlechtere Einkaufskonditionen besonders bei den starken Apotheken für ein Minus beim Betriebsergebnis. Für eine Ärztehaus-Apotheke prognostiziert die Treuhand ein um knapp 5000 Euro sinkendes Betriebsergebnis. Eine Lauflage-Apotheke muss danach mit einem um 3000 Euro schrumpfenden Ergebnis (immer vor Steuern) rechnen. Eine „typische“ Apotheke mit geringerem Umsatz wird dagegen beim Betriebsergebnis nochmals um 2450 Euro zulegen können. 

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