Arzneimittel und Therapie

Selbstkontrolle kann den Blutdruck senken

Ergänzende Maßnahmen zu Blutdrucktherapien

Die Einführung validierter Blutdruckmessgeräte gibt vielen Menschen die Möglichkeit, ihren Blutdruck zu Hause selbst zu kontrollieren. Auch aktuelle Klinikleitfäden empfehlen ausdrücklich eine selbstständige Blutdruckmessung als erweiterte Maßnahme in der Therapie des Bluthochdrucks. Eine nun veröffentlichte Metaanalyse untersuchte darüber hinaus ob sich Selbstkontrollen auch positiv auf die Wirksamkeit einer antihypertensiven Behandlung auswirken können.
Foto: ABDA
Den Blutdruck selbst kontrollieren Im Beratungsgespräch mit dem Patienten sollte stets eine Selbstkontrolle empfohlen werden. Die vorliegende Metaanalyse bestätigt die Wirksamkeit der individuellen Blutdruckkontrolle vor allem nach umfassender Schulung des Patienten. Eine ausführliche Beratung zur richtigen Verwendung von Blutdruckmessgeräten (siehe Kasten) fördert daher den Erfolg der antihypertensiven Therapie.

Ein korrekt gemessener Blutdruck bestimmt die Indikation und Intensität einer Bluthochdrucktherapie. Doch nicht nur der vom Arzt gemessene Blutdruck in der Praxis ist hierbei entscheidend. Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) unterstützt die Einbeziehung des Patienten und empfiehlt die eigene Blutdruckmessung als wichtigen Zusatz zur Anpassung und Wahrung der Therapietreue.Im Annals of Internal Medicine wurde nun eine Metaanalyse veröffentlicht, die untersuchte, ob sich eine zusätzliche Selbstmessung positiv auf die Blutdrucksenkung auswirkt bzw. ob diese eher erreicht werden kann [1]. Hierfür bewerteten fünf unabhängige Autoren insgesamt 52 prospektive Vergleichsstudien zu antihypertensiven Therapien. Dabei wurden konventionelle Behandlungen ohne weitere Kontrollen den Therapien mit selbstständiger Blutdruckmessung des Patienten gegenübergestellt. Letztere wurden teilweise um diverse unterstützende Maßnahmen ergänzt. Als solche galten diverse Beratungsdienste, Patientenschulungen bzw. Unterweisungen von medizinischem Fachpersonal. Als Einschlusskriterium für die Analyse galt ein Beobachtungszeitraum von mindestens acht Wochen in der die Patienten keine weiteren akuten Begleiterkrankungen aufweisen durften. Zudem mussten die Probanden stets in der Lage sein, ihren eigenen Blutdruck außerhalb der Klinik selbst zu bestimmen. Berücksichtigt wurden voll- und halbautomatische sowie manuelle Messmethoden. Neben dem systolischen und diastolischen Blutdruck wurden auch zahlreiche weitere Endpunkte, wie Patientenzufriedenheit und Lebensqualität sowie Anzahl an Hospitalisierungen festgelegt und zur Bewertung der Studien herangezogen.

Insgesamt 19 Studien verglichen klassische antihypertensive Therapien mit solchen Behandlungen, die patientenspezifische Selbstkontrollen miteinbezogen. Letztere zeigten nach einer Beobachtungszeit von sechs Monaten eine signifikante Verbesserung des systolischen (-3,9 mmHg) und diastolischen (-2,4 mmHg) Blutdrucks, wobei nach Erweiterung des Beobachtungszeitraums auf zwölf Monate dieser Unterschied keine Signifikanz mehr erreichte (-1,5 mmHg bzw. -0,8 mmHg). Weitere 25 Studien verglichen wiederum klassische Behandlungen mit den Therapien, die neben Blutdruck-Selbstmessungen auch diverse unterstützende Maßnahmen für den Patienten beinhalteten. Hier fiel eine Blutdrucksenkung auch nach zwölf Monaten noch signifikant aus (systolischer Blutdruck von -2,1 bis -8,3 mmHg und diastolischer Blutdruck bis zu -4.4 mmHg). Ein Vergleich dieser Behandlungen mit selbstständigen Blutdruckmessungen untereinander, mit dem Ziel den Einfluss der zusätzlich unterstützenden Maßnahmen zu verifizieren, wurde aufgrund der hohen Diversität der Leistungen in den jeweiligen Studien nicht ausreichend evaluiert. Auch die restlichen Endpunkte als Surrogatparameter für den systolischen bzw. diastolischen Blutdruck zeigten in insgesamt 51 Studien keine statistische Signifikanz, wobei erneut die hohe Varianz der Endpunkte eine aussagekräftige Analyse nicht zuließ.

Den Blutdruck richtig messen

Das Blutdruckmessen und die Beratung zum richtigen Blutdruckmessen sind ein wichtiger Service in der Apotheke. Damit die Patienten genaue und aussagekräftige Werte erhalten, sollte auf einige Dinge unbedingt geachtet werden:

  • Die Messung sollte Morgens und Abends erfolgen, bevor erneut blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden. So kann die individuell unterschiedliche Langzeitwirkung einzelner Bluthochdruckmittel beurteilt werden.
  • Vor der Messung ist eine Ruhezeit von drei bis fünf Minuten einzuhalten.
  • Die Blutdruckmanschette sollte so positioniert werden, dass sich der Messpunkt in Herzhöhe befindet.
  • Es sollte stets am Arm mit dem höheren Blutdruckwert gemessen werden.
  • Die Blutdruckmanschette muss zwei Drittel der Oberarmlänge bedecken.
  • Auch die Manschettenlänge muss stimmen: Standardwerte (22 bis 34 cm) sind bei übergewichtigen Menschen oftmals zu klein.
  • Die Ärmel eines dünnen Hemdes oder einer Bluse können bei der Blutdruckmessung unten bleiben, jedoch empfiehlt es sich, dicke Pullover oder Jacken vor der Messung auszuziehen.

Vor allem elektronische Blutdruckmessgeräte können fehlerhafte Abweichungen von bis zu 10 mmHg aufweisen. Zur besseren Vergleichbarkeit von Blutdruckmessgeräten haben die amerikanische Gesellschaft zur Fortentwicklung medizinischer Instrumente und die britische Hypertonieliga strenge Prüfkriterien für diese Geräte entwickelt. Auch die Deutsche Hochdruckliga vergibt ein Gütesiegel, das ähnliche Anforderungen an die Geräte stellt. Ziel ist es, durch Verleihen eines qualifizierten Prüfsiegels die Messgenauigkeit von Blutdruckmessgeräten zu verbessern. Geprüft wird nur auf Antrag des Herstellers. Eine Übersicht über Geräte, die das Siegel erhalten haben, finden Sie auf den Internet-Seiten der Deutschen Hochdruckliga: www.hochdruckliga.de

Die Resultate der Metaanalyse zeigen dennoch einen eindeutigen Nutzen einer patientenspezifischen Selbstkontrolle des Blutdruckes, der sich bei zusätzlicher Patientenschulung sogar noch stärker auswirkt. Die Autoren heben zudem hervor, dass eine selbstständige Blutdruckmessung die Gefahr einer Über- bzw. Unterdosierung der antihypertensiven Medikation reduziert. Darüber hinaus erlauben die kontinuierlich gemessenen Werte dem behandelnden Arzt eine individuell angepasste Arzneimitteltherapie zu etablieren.

Jedoch verbleibt die Frage, ob sich dieser Effekt auch nachhaltig auswirken wird. Ein dauerhaft verminderter Blutdruck korreliert direkt mit einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall und hat daher hohe Relevanz für den Patienten. Zur umfassenden Analyse der Wirksamkeit von patientenspezifischen Selbstkontrollen über einen längeren Beobachtungszeitraum werden in Zukunft noch weitere Studien nötig sein. 

Quelle

Uhlig K, Patel K, Ip S et al.; Self-Measured Blood Pressure Monitoring in the Management of HypertensionA Systematic Review and Meta-analysis. Annals of Internal Medicine. 2013 Aug; 159(3): 185–194.

www.hochdruckliga.de

 

Apotheker André Said

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