Gesundheitspolitik

„Unsinnig, irrational“

Peter Ditzel

Es tobt eine Rabattschlacht auf dem Markt des deutschen Pharmagroßhandels. „Ein Rabattwettbewerb, den unsere Branche so wohl noch nicht erlebt hat“, beschreibt ihn Celesio-Chefin Marion Helmes auf der Bilanzpressekonferenz ihres Unternehmens. Dabei könnten Großhandelsrabatte an die Apotheken nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz überschaubar sein. Doch im Kampf um Marktanteile werden die Apotheker mit toxischen Rabatten und Skonti gelockt. Helmes sprach von einer „unsinnigen, irrationalen Rabattschlacht“.

Aber alle machen mit. Auch die Celesio-Tochter Gehe. Helmes: „Wir haben uns auf hohe Rabatte einlassen müssen.“ In der Tat – ein Großhändler, der zuckt, fliegt raus bei der Apotheke. Obwohl es „kein Grundrecht der Apotheken auf Rabatte des Großhandels gibt“, wie es Thomas Trümper, Chef des Großhandelsverbandes, 2011 formulierte. Stimmt. Aber der Markt folgt anderen Gesetzen.

Trotz drastisch verschärfter Rahmenbedingungen sind die Großhandelsmargen historisch tief, die Rabatte im Vergleich dazu exorbitant hoch. Die Celesio-Chefin: „Wir haben einen irrationalen Wettbewerb. Keiner verdient Geld, aber keiner zieht sich zurück. Letztlich stellt sich die Frage, inwieweit können wir Serviceleistungen noch bieten.“ Und sie fügte hinzu: „Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Apotheken von Rabatten steigt.“ Und da dürfte wohl die größte Gefahr für die Apotheken liegen.

Helmes geht davon aus, dass sich der Rabattkampf bis Mitte des Jahres beruhigen wird. Was ich so noch nicht sehe. Bevor man das Feld anderen überlässt und Kunden verliert, wird weiter gekämpft. Und Serviceleistungen zurückgefahren, die Tourenzahl gekürzt, Gebühren erhöht. Celesio baut auch auf eine Stärkung durch den Zusammenschluss mit McKesson, dem US-Großhändler. Und so geht der Poker im Rabattgeschäft weiter – bis einer fliegt. Ob dies schlussendlich dem Markt gut tut – ich habe da meine Zweifel.

Peter Ditzel

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