Gesundheitspolitik

Listen-Frust

Benjamin Wessinger

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Die Substitutions-Ausschlussliste, die nun in Kraft ist, verfehlt ihr Ziel. Ja sie konterkariert es geradezu. Ein Patient, dem von seinem Arzt z.B. immer das Präparat des Originalherstellers verordnet wird, hat bisher in der Apotheke immer das entsprechende Rabatt-Arzneimittel erhalten. Er ist also auf das Rabatt-Präparat eingestellt. Nun steht dieses Mittel auf der Liste derjenigen Arzneimittel, die nicht mehr substituiert werden dürfen, weil ein Präparatewechsel für den Patienten nachteilig oder gar gefährlich sein kann. Und was ist die Folge? Dem Patienten aus unserem Beispiel muss der Apotheker ab sofort das vom Arzt verordnete Original abgeben, es findet also ein Wechsel statt. Das aber sollte die Liste doch gerade verhindern.

Ausgerechnet bei den kritischsten Arzneimitteln wird den Apothekern das Instrument der pharmazeutischen Bedenken aus der Hand genommen. Welch ein Kompetenzverlust! Der Frust ist groß, man fühlt sich zum „Abgabe-Roboter“ degradiert. Dazu kommt die Wut darüber, dass die Liste – obwohl seit Monaten in Arbeit – die Apothekerschaft kalt erwischt hat. Die sofortige Gültigkeit ließ keine Zeit, sich z.B. mit den Ärzten in der Umgebung über die Konsequenzen der neuen Regelung abzustimmen.

Praktisch gleichzeitig mit dieser Liste wurde vom BfArM eine weitere Liste veröffentlicht. Sie führt die Arzneimittel auf, die vom Studienfälschungsskandal in Indien betroffen und deshalb nicht mehr verkehrsfähig sind. Darauf findet sich auch ein Tacrolimus-Präparat. Sollte ein Patient mit einer Verordnung darüber in die Apotheke kommen, können Sie ihm nicht einfach ein anderes Präparat geben – Tacrolimus ist von der Substitution ausgeschlossen ...

Dr. Benjamin Wessinger

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