Wirtschaft

Österreich: Jede dritte Apotheke in der Verlustzone

Wirtschaftsbericht der Österreichischen Apothekerkammer

REMAGEN (hb) | Im Nachbarland Österreich konnten die Apotheken 2014 im Vergleich zu vergangenen Jahren einen Umsatzzuwachs verbuchen – doch der Rohertrag ist in Relation dazu nur wenig gestiegen. Jede dritte Apotheke soll sich mittlerweile in der Verlustzone befinden. Dies berichtet die Österreichische Apotheker Zeitung (ÖAZ) unter Berufung auf den jüngsten Wirtschaftsbericht der Österreichischen Apothekerkammer.

Foto: Bilderbox.com

Blick zum NachbarnÖsterreich – die Apothekenzahl ist leicht gestiegen, die anderen Zahlen zum Apothekenmarkt erfüllen mit Sorge.

Die Ausgaben für Arzneimittel in Österreich lagen im Jahr 2013 bei ca. 3,0 Milliarden Euro (19,3% der Gesamtausgaben der Krankenver­sicherungsträger). Beschränkt auf die Ausgaben für öffentliche Apotheken und unter Abzug der Rezeptgebühren (Selbstbehalt der ­Patienten) und der Mehrwertsteuer vermindert sich dieser Prozentsatz auf 12,9 Prozent. Der faktische ­Kostenanteil, das heißt die Wertschöpfung für die öffentlichen Apotheken, macht lediglich 2,7 Prozent (417 Mio. Euro) der gesamten Kassenausgaben aus, rechnet der Leiter der Wirtschafts- und finanz­politischen Abteilung der Österreichischen Apothekerkammer Josef Fasching in der ÖAZ vor. Hiermit mussten die Apotheken dann für sämtliche Betriebskosten über die Runden kommen.

Hochpreisige Arzneimittel, ...

Im letzten Jahr sind die Kassen-Umsätze der Apotheken besonders aufgrund von Zuwächsen im Bereich der hochpreisigen Präparate (Apothekeneinstandspreis über 200 Euro) nominell um 6,3 Prozent angestiegen. Ein Blick auf die Feinstruktur des Umsatzanstiegs verrät weitere Details: 341 Apotheken erlebten einen Zuwachs zwischen 0 und 5 Prozent, weitere 292 Betriebe konnten um 5 bis 10 Prozent zulegen, und 285 Betriebe um 10 bis 20 Prozent. 86 Apotheken, darunter Neueröffnungen der letzten Jahre, haben sogar ein Umsatzplus von mehr als 20 Prozent vorzuweisen. 300 Apothekenbetriebe mussten allerdings Umsatzeinbußen mit den Krankenversicherungsträgern hinnehmen.

... sinkende Spannen

Besonders zu schaffen machen den Apotheken nach dem Bericht in der ÖAZ die sinkenden Kassenspannen. Für die österreichischen Apotheken gilt ein degressives Handelsspannensystem: Bei Produkten mit einem niedrigen Einkaufspreis bekommen Apotheken eine prozentual höhere Spanne, bei Produkten mit einem höheren Einkaufspreis eine niedrigere. 2005 befand sich die durchschnittliche Spanne noch auf einem „Hoch“ von 20,47 Prozent. Seither ging es kontinuierlich bergab. 2014 hat sie mit nur noch 16,36 Prozent einen neuen Tiefststand erreicht. Zurückzuführen ist dies nicht zuletzt auf den Trend zur Verordnung von teureren Arzneimitteln mit geringeren Spannen.

1328 Apotheken in ganz Österreich

Ausdrücklich positiv bewertet Fasching die Entwicklung der Apothekenzahlen im Alpenland. Sie hat sich im abgelaufenen Jahr von 1317 auf 1328 wiederum leicht erhöht. Mehr als die Hälfte der Abgabestellen befindet sich auf dem Land oder in Kleinstädten. Von den 156 neuen öffentlichen Apotheken der letzten zehn Jahre entfallen 46 Prozent auf Gemeinden, die ­bisher keine Apotheke hatten, hebt Fasching hervor.

Personalüberschuss

Auch die Zahl der Beschäftigten nimmt zu. Ende 2013 gab es in den öffentlichen Apotheken Österreichs knapp über 16.000 Mitarbeiter, darunter rund 5590 angestellte und selbstständige Apotheker (inkl. Aspiranten), 6590 pharmazeutisch-kaufmännische-Assistenten (inkl. Auszubildende) sowie rund 3830 sonstige Beschäftigte. Schon Ende 2014 gab es nach dem Bericht deutlich mehr Stellensuchende als offene Stellen, und zwar in einem Maße, „wie dies in den vergangenen 15 Jahren nicht mehr der Fall war“. Der Personalüberschuss betrifft wegen der (Pharmazie-)Universitätsstädte Wien, Graz und Innsbruck besonders die Bundesländer Wien, Steiermark und Tirol. Und auch in österreichischen Apotheken haben Frauen jedenfalls bezüglich der Majorität das Sagen: 78,7 Prozent der Offizinapotheker sind weiblich, bei den pharmazeutisch-kaufmännischen Assistenten sind es sogar 97,8 Prozent. |

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