Foto: DAZ/diz

Apotheke

Eine Apothekerin, die bewegt

Wie Apothekerin Jutta Doebel sich für mehr Prävention einsetzt

Sie ist Referentin, Lauftrainerin, Netzwerkerin, Eventmanagerin, Wundmanagerin, Fernsehmoderatorin, aber vor allem ist sie auch Apothekerin: Jutta Doebel, Inhaberin der Apotheke im Erftstadt Center, stellt ihre Aktivitäten unter das Zeichen der Prävention. Sie ist überzeugt, dass die Apotheke in der Prävention noch eine viel größere Rolle spielen kann. Zusammen mit einem Arzt rief sie daher die Erftstädter Gesundheitstage ins Leben. Das brachte ihr den Zukunftspreis des Apothekerverbands Nordrhein. Wir unterhielten uns mit der Apothekerin und erfuhren, welche Rolle sie der Apotheke von heute zuschreibt, was sie antreibt, woher sie ihre Kraft nimmt. | Von Peter Ditzel

Schon zu Zeiten, als sie noch keine eigene Apotheke hatte, war sie in der Fortbildung aktiv, hielt Vorträge, z. B. als Referentin der Apothekerkammer Nordrhein oder zusammen mit Uwe Gröber zur praxisorientierten Nährstoffberatung. Aus den vielen Kontakten, die sie damals aufbaute, ist ein erstes Netzwerk entstanden. Und schon damals hatte sie ­Ideen, wie die Apotheke eine größere Rolle in der Naturheilkunde und Prävention spielen könnte. Um ihre Pläne verwirklichen zu können, war ihr erstes Ziel eine eigene Apotheke. Vor acht Jahren hatte sie es erreicht, sie konnte die Apotheke im Erftstadt Center in Erftstadt übernehmen – und richtig loslegen.

Zukunftspreis öffentliche Apotheke

Der Apothekerverband Nordrhein zeichnete Apothekerin Jutta Doebel am 13. Februar 2016 mit dem „Zukunftspreis Öffentliche Apotheke“ aus (Dritter Platz). Im Rahmen der Preisverleihung lobte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens die beispielgebenden Initiativen mit Modellcharakter. Besonders würdigte sie das Netzwerk-Engagement von Jutta Doebel, bei dem verschiedene Berufsgruppen gemeinsam für den Erftstädter Gesundheitstag oder auch bei ihrer Laufgruppe im Sinne der Gesundheit für Kunden und Patienten tätig werden. Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein e. V. Thomas Preis sagte anlässlich der Preisverleihung: „Die Projekte sind zukunftsorientierte Eigeninitiativen, die beispielhaft aufzeigen, dass öffentliche Apotheken über den gesetzlichen Versorgungsauftrag hinaus, den sie bei der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung haben, weitaus mehr leisten.“

„Fit für fünf km“ – eine Erfolgsgeschichte

Sie nahm Kontakt zu einem niedergelassenen Sportmediziner auf, mit dem sie bereits gemeinsame Vorträge im Kreiskrankenhaus gehalten hatte. „Ich wusste, er schätzt den Wert körperlicher Bewegung für die Gesundheit genauso wie ich. Da kamen wir auf die Idee: Lasst uns eine Laufgruppe ins Leben rufen!“, erinnert sich die Apothekerin an die Anfänge. Gesagt, getan, und das gleich richtig: An der Sporthochschule Köln machten sie und der Arzt eine Trainer-C-Ausbildung. „Dann haben wir uns ein Konzept ausgedacht, das bei den Krankenkassen erstattungsfähig ist“, berichtet Jutta Doebel. „Wir nannten es ‚Fit für fünf km‘, ein Konzept, das richtig gut einschlug.“ Ziel war und ist es, Laufunerfahrene mit Spaß und Freude dazu zu bringen, zweimal in der Woche fünf Kilometer zu laufen. „Es war damals ein echtes Novum: Ein Arzt und eine Apothekerin leiten professionell eine Laufgruppe und fördern die Bewegung als erstattungsfähige Kassenleistung. Wir haben das damals gemeinsam mit der Barmer auf den Weg gebracht“, erinnert sich die Apothekerin. Der positive Nebeneffekt: Nachdem dies eine Kasse als erstattungsfähige Präventionsleistung anerkannt hatte, schlossen sich auch andere Kassen an. „Neben den regelmäßig stattfindenden Lauftreffs beinhaltet das Konzept einen sportmedizinischen Vortrag, den der Arzt hält, und einen Vortrag zum Thema gesunde Ernährung von mir“, so die Apothekerin. So deckt es die beiden Faktoren ab, an denen die meisten Menschen erkranken: zu wenig Bewegung und Fehler bei der Ernährung.

„Die Laufgruppe hatte von Anfang an einen enormen Zulauf, unglaublich“, wundert sich die Apothekerin noch heute. „Wir haben sogar eigene T-Shirts drucken lassen. Wir haben Kunden darauf angesprochen, Flyer-Werbung dafür gemacht, es hat sich herumgesprochen, der Zulauf war und ist groß.“ Die Laufkurse finden von April bis Oktober statt. „Ein Kurs dauert jeweils zehn Wochen, so die Vorgabe der Kasse, so dass wir zwei Kurse abhalten können.“ Angeboten werden Puls- und Laktatmessungen, damit die Sportwilligen sehen, was in ihrem Körper durch den Sport vor sich geht. „Wir laufen zweimal in der Woche, Mittwoch spätnachmittags und Sonntag vormittags 9 Uhr“, erklärt die Apothekerin das Konzept und sie fügt mit einem Lachen hinzu: „Da muss man in der Tat eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen: Mit den Kunden jeden Sonntag für Sonntag morgens um neun Uhr zu laufen.“ Aber die Kunden honorierten das Engagement. „Schon im dritten Jahr hatten wir über hundert Personen, aufgeteilt auf Gruppen zu je 20 Personen, die sich den Lauftreffs angeschlossen haben. Obwohl wir heute überhaupt keine Werbung mehr machen, kommen immer wieder Kunden zu uns, die bei den Laufgruppen mitmachen möchten. Ganz Erftstadt kennt diese Laufgruppe und ihre sportliche Apothekerin“, freut sich Jutta Doebel. Was sie besonders hervorhebt: „Wir konnten sogar Leute zum Laufen motivieren, die überzeugt waren, nicht laufen zu können, die sich vorher nie getraut hatten, sich einer Laufgruppe anzuschließen. Da war z. B. der 65-Jährige, der noch nie mehr als 200 Meter gelaufen war, oder Patienten nach einer Bypass-Operation. Vielleicht machten sie auch mit, weil sie sich unter Begleitung eines Arztes und einer Apothekerin sicherer fühlten“, vermutet die Apothekerin, „das Zusammenwirken der beiden Heilberufe ist für viele ein starkes positives Zeichen.“

Foto: Apotheke im Erftstadt-Center

„Fit für fünf km“, eine erfolgreiche Präventionsaktion der Apotheke: Laufgruppe mit Arzt und Apothekerin.

Aus den Lauftreffs entwickelten sich sogar eigenständige kleine Gruppen, die sich jeden Sonntag um neun treffen. „Ehrlich gesagt“, gesteht Jutta Doebel, „mein Engagement bei diesen Lauftreffs hat meiner Apotheke einen richtigen Schub verliehen. Der Arzt und ich waren sogar in unseren hiesigen Wochenblättern abgebildet. Nach meiner Einschätzung dürfte das mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich zu unserer Ärzteschaft einen besseren Zugang bekommen habe.“

Vom Infotag zum Erftstädter Gesundheitstag

Es blieb nicht bei den Lauftreffs. Die Idee, den Präventionsgedanken noch stärker in die Bevölkerung zu tragen, motivierte den Arzt und die Apothekerin 2009 zu einem Infotag zum Thema Impfen. „Als wir das in unserer Gesundheitsszene kommunizierten, kamen sofort Anfragen verschiedener Gesundheitsanbieter auf uns zu, ob sie sich nicht mit einem Infostand zu Gesundheitsthemen anschließen dürften. Im Nu hatten wir 30 Stände zusammen. Der Tag wurde ein voller Erfolg“, so die Apothekerin. „Sogar unser Kreiskrankenhaus hat mitgemacht und seine jungen Ärzte verpflichtet, die Impfpässe zu kontrollieren. Und eine Mode-Boutique nutzte das Event und gab allen Kunden, die mit einem Impfpass kamen, zehn Prozent Rabatt auf Kleidung. Es war also rundum ein Erfolg, ohne dass wir allzu viel Werbung dafür gemacht hatten“, so die Apothekerin.

Der große Erfolg des Infotags setzte Energien frei, er rief nach Wiederholung: „Im Jahr darauf nannten wir es ‚Gesundheitstag‘“, erzählt die Apothekerin, „und was uns besonders freute: Wir hatten von Anfang an die Stadt auf unserer Seite, die unser Engagement rundum begrüßte. Sie stellte uns für den Gesundheitstag sogar den großen Saal in unserem Rathaus zur Verfügung.“ 

Foto: Apotheker im Erftstadt-Center

Aktionen, Workshops, Vorträge – seit mehreren Jahren veranstaltet die Apotheke im Erftstadt-Center mit anderen Gesundheitsdienstleistern den Erftstädter Gesundheitstag. Apothekerin Jutta Doebel wurde für ihre Initiative mit dem „Zukunftspreis öffentliche Apotheke“ vom Apothekerverband Nordrhein ausgezeichnet.

Apothekerin Doebel räumt allerdings ein: „Mit dem Gesundheitstag haben weder der Arzt noch ich einen Euro verdient. Im Gegenteil, wir haben viel Zeit und Arbeit für die Organisation aufgebracht. Aber es war uns einfach ein inneres Bedürfnis, dies durchzuführen. Durch die Zusammenarbeit rund um den Gesundheitstag entwickelte sich allerdings ein guter Draht zu den Ärzten, was die Zusammenarbeit mit den Ärzten im Alltag viel einfacher macht. Letztlich war die Laufgruppe die Keimzelle für alle weiteren Aktivitäten und Aktionen.“

Die Idee des Gesundheitstages zog Kreise. So ist der Mitarbeiter eines Pflegedienstes hinzugestoßen, Ärzte des örtlichen Krankenhauses haben sich der Idee angeschlossen und sich eingebracht. „Um für die Organisation weiterer Gesundheitstage eine bessere Grundlage zu haben, gründeten wir sogar einen Verein“, so die Apothekerin. „Die Sterne standen anfangs schon gut für uns, allerdings mussten wir auch einige Auf und Abs verkraften, Personen wechselten, Probleme tauchten auf. Aber unterm Strich: unser Gesundheitstag hat sich gefestigt.“

Das Durchhalten hatte Erfolg. Heute ist der Erftstädter Gesundheitstag die größte Gesundheitsmesse in dieser Region. „Wir stellen sogar ein großes Zelt auf, in dem dann die Vorträge stattfinden. In einem Jahr wurde sogar der große Parkplatz vor der Apotheke abgesperrt, über 70 Aussteller bauten Stände auf. Es ist so ziemlich das größte Event hier“, berichtet die Apothekerin stolz.

Finanziert wird der Gesundheitstag durch Sponsorengelder, z. B. von Banken, vom Fitnessclub und Golfclub sowie durch eine kleine Gebühr der Aussteller. So kommen rund 5000 Euro zusammen, „damit kommen wir aus, wir sind sparsam“, so die Apothekerin. „Letztlich kostet alles gar nicht so viel, wobei natürlich auch eine Menge an Eigenleistung notwendig ist. Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise auf ein Zelt verzichtet, aber dafür einen überdachten Bühnenwagen gemietet, auf dem die Veranstaltungen durchgeführt wurden. Die Selbsthilfegruppen unserer Region sind dabei, wir laden die Sportvereine ein, eine Zumba-Tanzgruppe ist dabei. Und klar, auch andere Apotheken machen mit, sogar eine Versandapotheke ist dabei, da haben wir keine Berührungsängste.“

Im Mittelpunkt eines Erftstädter Gesundheitstags stehen Vorträge und Workshops: Vormittags Fachvorträge von Ärzten und von Apothekerin Doebel, außerdem Vorträge des Pflegedienstes und von Juristen, nachmittags stehen Workshops auf dem Programm z. B. Sport im Alter. Hinzu kommen Informationen vonseiten der Aussteller: „Ich glaube, das Attraktive an unserem Gesundheitstag ist die Kombination aus allem, aus Vorträgen, Workshops und Ständen.“

Im letzten Jahr kam sogar – das war der Wunsch der Stadt – im Rahmen des Gesundheitstages eine kleine Ausbildungsmesse dazu, auf der sich Jugendliche über Gesundheitsberufe informieren konnten.

Und ja, es gibt ungeheuer viel zu tun bei der Vorbereitung dieses Gesundheitstages. „Zum Glück sind wir mittlerweile zu siebt“, fügt die Apothekerin mit Erleichterung hinzu, „so dass wir uns die Arbeit aufteilen können.“ Bisher hat sie schon sechs Gesundheitstage durchgeführt, der nächste für 2017 ist schon in der Planung. Der Gesundheitstag in Erftstadt ist mittlerweile zu einer Institution geworden: „Wir können es der Stadt gar nicht antun, damit aufzuhören.“

Pro Medikationsanalyse

Was hat sie davon? „Ich glaube, die Kunden schätzen mein Engagement. Ich muss mich nicht über Niedrigpreise definieren und in Preiskämpfen mit anderen messen“, weiß Jutta Doebel. „Klar, der eine oder andere Kunde bedankt sich für die Beratung und bestellt dann im Internet. Ich lasse mich davon nicht beeindrucken. Ich biete meinen Kunden viele Informationen, eine gute Beratung, das wissen die meisten zu schätzen.“

Vor diesem Hintergrund ist sie davon überzeugt, dass der Weg hin zur Medikationsanalyse und mehr ein wichtiger Bereich ist, den sie ihren Patienten anbieten will: „Genauso wie wir in die Laufgruppe und in den Gesundheitstag hineingewachsen sind, so haben wir uns jetzt auch der Medikationsanalyse angenähert. Wir haben uns einfach rangetraut und es gemacht. Jedes Aufspüren einer Nebenwirkung, einer Interaktion ist ein Erfolg. Wozu haben wir unsere Ausbildung, die ABDA-Datenbank und weiterführende Literatur! Außerdem erfährt man sehr viel über die Therapie des Patienten im direkten Gespräch. Oft sind es die kleinen trivialen ­Dinge, die uns Anhaltspunkte geben, um mit einfachen Tipps und Hinweisen die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern. Hier sehe ich einen Riesenbedarf! Hier ­können die Apotheken einen guten Job machen. Uns Apothekern fehlt nur leider oft das Selbstbewusstsein“, seufzt die Apothekerin.

Foto: DAZ/diz

Der Beratungsraum, für die Medikationsanalyse und für das Anmessen von Stütz- und Kompressionsstrümpfe.

Die Dienstleistungs-Apotheke

Wer nun vermutet, die Apotheke könnte vor lauter Lauftreffs und Gesundheitstagen zu kurz kommen, der irrt. Die vor Tatendrang und Energie sprühende Apothekerin baute parallel zu den äußeren Aktivitäten auch die Angebotspalette ihrer Apotheke aus. Da eine Hebammenpraxis in unmittelbarer Nähe war, ließ sie ihre Apotheke im Bereich „Mutter und Kind“ weiterbilden: „Mittlerweile hat die Hebamme zwar ihre Praxis verlegt, aber bei den Müttern hat es sich herumgesprochen, dass wir eine Kompetenz auf diesem Gebiet haben. Die zwölf Milchpumpen, die wir uns angeschafft haben, sind ständig im Einsatz“, so die Apothekerin.

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Apotheke ist die Kompressionstherapie, das Anmessen von Stütz- und Kompressionsstrümpfen. Frau Doebel hat ihre Apotheke als Venenfachcenter qualifiziert. Mehrere ihrer Mitarbeiterinnen sind hierfür geschult. Ihren Beratungsraum hat sie für das Anmessen der Strümpfe umgebaut und mit allem eingerichtet, was dafür notwendig ist. „Alle zwei Jahre machen wir auf unserem Herbstfest sogar eine Kompressionsstrumpf-Modenschau. Kommt super gut an. Unsere PTAs führen die Strümpfe vor – très chic“, freut sich die Apothekerin.

Foto: Apotheke im Erftstadt-Center

„Modenschau“ für Kompressionsstrümpfe – nur eines von vielen Events der Apotheke im Erftstadt-Center.

Bei den Beratungen zu den Kompressionsstrümpfen hat sie bei einigen Patienten schlecht heilende Wunden gesehen: „Hier gibt es einen absoluten Missstand“, stellt Jutta Doebel fest, „die Patienten, aber auch manche Ärzte können die Wunden oft nur unzureichend versorgen. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich mich dazu entschlossen, mir mehr Kompetenz anzueignen. Ich habe mich über mehrere Monate beim TÜV Rheinland zur Wundexpertin (ICW) schulen lassen. Dafür war z. B. eine umfangreiche Hausarbeit ­notwendig, ich musste in einer diabetischen Fuß­ambulanz hospitieren. Heute schicken uns in Einzelfällen sogar Arztpraxen Patienten mit schlecht heilenden Wunden, wir haben uns hier einen Expertenstatus erarbeitet. Ja, es macht zwar Arbeit, aber das können Internet-Apotheken nicht leisten.“

Und jetzt eine Studie!

Im Rahmen ihres Netzwerks lernte Apothekerin Doebel vor drei Jahren die Ärztin Prof. Dr. Dr. Christine Graf kennen, die das Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft an der Deutschen Sporthochschule in Köln leitet. „Unter ihrer Leitung machen wir jetzt eine Studie im Bereich Prävention. Wir gehen der Frage nach, inwieweit eine Apotheke einen Menschen, der seinen Lebensstil mit Bewegung und Ernährung ändern will, unterstützen kann.“ Angelegt ist diese Studie als randomisierte kontrollierte Interventionsstudie auf drei Monate. Apothekerin Doebel: „Es war nicht einfach, die passenden Teilnehmer zur rekrutieren. Wir haben bei den Studienteilnehmern zahlreiche Werte aufgezeichnet und Blutparameter bestimmt. Zurzeit werten wir die Daten aus – auf das Ergebnis sind wir sehr gespannt. Was uns die Studie aber schon heute gezeigt hat: In der Bevölkerung ist zum einen ein ungeheuer großer Bedarf vorhanden, auf die richtige Arzneimitteleinnahme hingewiesen zu werden. Zum andern haben wir erfahren, wie intensiv eine Ansprache sein muss, bis sich etwas ändert. Mit einem Satz ist es sicher nicht getan.“ Jetzt hofft die Apothekerin darauf, dass das Ganze in einer Veröffentlichung mündet, aus der hervorgeht, wie nützlich die Arbeit der Apotheke ist. „Denn unsere Crux ist: Wir haben keine Daten, die das dokumentieren. Ich bin schon jetzt motiviert, noch weitere Daten zu sammeln“, sprüht die Apothekerin voller Elan, „weil ich gerne zeigen möchte, wie gut wir sind. Das ist mein Traum, mein Ausblick.“

Foto: DAZ/diz

Apothekerin Jutta Doebel ist davon überzeugt, dass die Apotheke im Bereich Prävention viel tun kann.

Die Apothekerin aus dem Fernsehen

Durch ihre rege Vortragstätigkeit wurde vor einigen Jahren ein lokaler TV-Sender (CenterTV) in Köln auf sie aufmerksam und fragte bei ihr an, ob sie Lust hätte, in einer Sendung mitzuwirken und Gesundheitstipps zu geben. „Eine Herausforderung“, so Jutta Doebel, „zumal es Live-Sendungen waren, man konnte nichts korrigieren, aber es hat Spaß gemacht. Es sollte nur vier Mal sein. Weil das Format so gut lief, hat es der Sender über neun Jahre beibehalten. Jede Woche war ich einmal im Studio, um die Sendung zu machen. Ich habe sogar meinen Urlaub danach ausgerichtet. Es war eine tolle Zeit, ich habe viele Leute kennengelernt. Und ich habe gelernt, was es heißt, immer konzentriert zu sein. Auch wenn es mal im Privaten oder in der Apotheke ein Problem gab: Man musste vor der Kamera präsent sein und konnte sich nicht hängen lassen – das war eine starke Erfahrung, die ich da gemacht habe.“ Insgesamt hat sie rund 350 Sendungen gemacht, in denen sie Gesundheitstipps vermittelte. Als der Sender verkauft wurde, stellte man die Sendung ein: „Schade.“

Ihre Mitarbeiterführung: Stärken stärken!

Worüber sie sich besonders freut: Ihr Personal zieht bei ihren Aktivitäten mit. „Klar, bei unserem ersten Gesundheitstag war schon die eine oder andere Mitarbeiterin ein bisschen skeptisch und fragte, was das soll. Vielleicht wurde mein Engagement auch ein bisschen belächelt. Mittlerweile ist daraus Stolz geworden, daran beteiligt zu sein und in dieser Apotheke zu arbeiten“, ist die Apothekerin überzeugt. „Ich habe wirklich ein tolles Team, das hinter mir steht, darauf bin ich stolz. Überhaupt keine Fluktuation. Dennoch, es war ein Prozess, alle mitzunehmen, von meinen Ideen zu überzeugen.“ Ihr Personal, insgesamt 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter drei Approbierte, kann sich ein anderes Arbeiten gar nicht mehr vorstellen.

„Meine Stärke ist eher nicht das Kleinklein der Zahlen“, räumt Jutta Doebel freimütig ein, „ich bin eher die Kreative, die Netzwerkerin, die Ideengeberin. Jeder meiner Mitarbeiter hat seine eigene Stärke, die etwas zum Gesamten beitragen kann. Die Kunst ist, das zu erkennen und jeden richtig einzusetzen. Daher ist mein Motto: Stärken stärken!“

Ihren Führungsstil beschreibt sie als nichtautoritär, eher kameradschaftlich, ohne große Hierarchien. Aber sie fordere ihre Mitarbeiter, inhaltlich, d. h. nach ihren Qualifikationen, wie sie hinzufügt.

Sie selbst, merkt die 52-jährige Apothekerin im Nebensatz an, gönnt sich nur ein kleines eigenes Gehalt, bei ihr zähle die Freude an der Arbeit. Sie ist sehr bodenständig erzogen worden, geerdet, sie hebt nicht ab. Und sie möchte auch gar nicht anders leben. Natürlich, sie kann auch genießen, keine Frage: „Den einzigen kleinen Luxus, den ich mir leiste, ist meine dicke E-Klasse, ich fahre aber auch fast 100.000 Kilometer im Jahr.“

Ideen für die Zukunft

Keine Frage, die Ideen werden Apothekerin Jutta Doebel nicht ausgehen. Aber zunächst: Die Studie ist ihre Herzensangelegenheit. Sie hofft, dass brauchbare Daten generiert werden. Den wissenschaftlichen Weg möchte sie hier weitergehen. Und den Bereich Prävention will sie forcieren. Sie ist überzeugt, dass die Apotheke hier noch viel tun kann: „Da wird die Apotheke gebraucht. Man muss den Ärzten signalisieren, dass wir ihnen nichts wegnehmen wollen, im Gegenteil, wir bringen ihnen Patienten. Auch bei der Medikationsanalyse.“

Ihr Mann und ihre drei Kinder (27, 23, 18) haben ihr Engagement für die Apotheke immer akzeptiert, „zum Glück“, freut sie sich. Und woher nimmt sie die Kraft für alle ihre Aktivitäten? Zum einen: Sie kann sich auf ihr Apothekenteam verlassen – „ohne ginge das alles nicht“, weiß sie. Und dann: „Ich mache Yoga. Aber vor allem: Ich entspanne durch Anspannung, beim körperlichen Auspowern, z. B. wenn ich eine halbe Stunde durch den Wald jogge. Und ich lerne immer gerne dazu, gehe gerne zu Vorträgen.“ Da darf man sicher sein, dass sie auch in Zukunft noch viele Ideen zum Thema Prävention und Apotheke mitnimmt. |


Autor

Peter Ditzel

ist Herausgeber der DAZ – Deutsche Apotheker Zeitung

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