Prisma

Mehr Pollen, mehr Notfälle

Pollenflug und Herzinfarkt

cae | Pollen können bekanntlich allergische Reaktionen auslösen. Bei sensitiven Personen erhöhen sie wahrscheinlich auch das Risiko für einen Herzinfarkt.
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Wer an Heuschnupfen leidet, hat wahrscheinlich auch ein größeres Herzinfarktrisiko.

Der allergische Myokardinfarkt – auch Kounis-Syndrom genannt – ist meistens die Folge einer plötzlichen krampf­artigen Verengung von Blutgefäßen (Vasospasmus) während einer allergischen Reaktion. Die Vermutung, dass er zu Zeiten starken Pollenflugs häu­figer auftritt, wurde nun durch eine epidemiologische Studie in Kanada bestätigt. Ausgewertet wurden

  • die Daten von 17.960 Herzinfarkt­patienten, die in die Notfallkliniken von sechs Städten der Provinz Ontario aufgenommen wurden, und
  • die Konzentrationen von Pollen, Pilzsporen, Stickstoffdioxid und Ozon in diesen Städten,

jeweils in den Monaten April bis ­Oktober der Jahre 2004 bis 2011. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Infarktrisiko und der Luftverschmutzung nur bezüglich der Pollen. Die Autoren haben sämtliche Tage auf drei gleich große statistische Gruppen verteilt, wobei die Pollenkonzentration pro Kubikmeter Luft das Kriterium war: So gab es statistisch an jedem dritten Tag

  • > 95 Pollen/m3 (stark belastet),
  • 23 bis 94 Pollen/m3 oder
  • < 23 Pollen/m3 (gering belastet).

Die Auswertung ergab, dass es an den stark belasteten Tagen 5,5 Prozent mehr Herzinfarkte gab als an gering belasteten Tagen. Leider war bei der Aufnahme der Patienten nicht systematisch vermerkt worden, ob sie Allergiker sind oder sie eine koronare Herzkrankheit hatten. Insofern bietet sich hier ein großer Interpretationsspielraum. Geht man davon aus, dass ein starker Pollenflug das Herzinfarktrisiko eines Nicht-Allergikers nicht verändert, entfällt der Anstieg um 5,5 Prozent allein auf die relativ kleine Gruppe der Allergiker, d. h. dass für sie das Herzinfarktrisiko enorm steigt.

Übrigens besteht hier kein Zusammenhang mit dem kardiovaskulären Risiko durch lungengängigen Feinstaub; denn dessen Partikel sind kleiner als 2,5 µm, während die meisten Pollen 20 bis 50 µm groß sind. |

Quelle

Weichenthal S, et al. Airborne Pollen Concentrations and Emergency Room Visits for Myo­cardial Infarction: A Multicity Case-Crossover Study in Ontario, Canada. Am J Epidemiol 2016;183:613-621

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