Arzneimittel und Therapie

Ixazomib kann CHMP nicht überzeugen

Proteasom-Inhibitor zur oralen Therapie des multiplen Myeloms in den USA zugelassen

Mit Ixazomib (Ninlaro®) wurde in den USA der erste oral einzunehmende Proteasom-Inhibitor zugelassen. In einer Phase-III-Studie führte eine Kombination aus Ixazomib, Lenalidomid und Dexamethason zu einem verlängerten progressionsfreien Überleben bei multiplem Myelom.

Das multiple Myelom ist eine Krebserkrankung, die von Plasmazellen im Knochenmark ausgeht. Im Verlauf entwickeln sich Vorläuferzellen nicht zu regulären Antikörper-produzierenden Plasmazellen, sondern zu bösartigen Krebszellen (Myelomzellen). Die blutbildenden Zellen werden auf diese Weise verdrängt, was zu Blutarmut führen kann. Es können darüber hinaus Organschäden auftreten, die Immunsystem, Nieren und Knochen betreffen.

Fortschritt in der Therapie?

Mit der Einführung immunmodulatorischer Substanzen und dem Proteasom-Inhibitor Bortezomib konnten die Behandlungsergebnisse beim multiplen Myelom deutlich verbessert werden. Eine Triple-Therapie mit Dexamethason, Lenalidomid und Bortezomib gehört heute zum Standardrepertoire für die Erhaltungstherapie. Ixazomib ist ein neuer Proteasom-Inhibitor, der im Gegensatz zu Bortezomib oral appliziert werden kann. Seine Wirksamkeit wurde in einer doppelblinden, randomisierten, Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie untersucht. An ihr nahmen 722 Patienten mit einem rezidivierten und/oder refraktären multiplen Myelom teil. Sie erhielten entweder Dexamethason, Lenalidomid und Ixazomib (Ixazomib-Gruppe) oder Dexamethason, Lenalidomid und Placebo (Placebo-Gruppe). Das progressionsfreie Überleben als primärer Studienendpunkt lag in der Ixazomib-Gruppe bei 20,6 Monaten, in der Placebo-Gruppe bei 14,7 Monaten. Dies entspricht einer Reduktion des Risikos für das Fortschreiten der Erkrankung oder Tod um 35%. Der Benefit durch die zusätzliche Ixazomib-Gabe war bei allen Subgruppen, auch bei Hochrisikopatienten, vorhanden. Die Überlegenheit des Ixazomib-haltigen Regimes zeigte sich auch bei weiteren Parametern wie etwa Ansprechraten und der Dauer bis zum Ansprechen. Die Rate schwerer unerwünschter Wirkungen war in beiden Gruppen ähnlich.

In Deutschland als Härtefall

Die Ergebnisse dieser Studie waren die Grundlage für eine beschleunigte Zulassung von Ixazomib (Ninlaro®) durch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) im Jahr 2015. Die Bewertung durch den Humanarzneimittelausschuss (CHMP) der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) fiel hingegen negativ aus (Stand 26. Mai 2016), da die europäische Behörde von der vorliegenden Datenlage nicht überzeugt ist. Der Hersteller strebt eine Überprüfung der Entscheidung (re-examination) an. Das Härtefallprogramm, nach dem Ixazomib in Deutschland für Patienten verfügbar ist, die mit den bereits zugelassenen Arzneimitteln nicht zufriedenstellend behandelt werden können, ist vom CHMP-Beschluss nicht betroffen. Demnach können Patienten mit multiplem Myelom noch bis zum 9. Mai 2017 mit Ixazomib behandelt werden, wenn sie vorher mindestens eine andere Therapie durchlaufen haben. |

Quelle

Moreau P, et al. Oral Ixazomib, Lenalidomide, and Dexamethasone for multiple myeloma. N Engl J Med 2016;374:1621-1634

CHMP-Entscheidung vom 26. Mai 2016

Pressemitteilung „Takeda informiert zum EMA-Zulassungsverfahren für Ixazomib“ vom 31. Mai 2016


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr/DAZ

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