Therapien im Gespräch

Verhüten – aber sicher!

Neues zur „Pille“, zur „Pille danach“ und zu alternativen Methoden

du | Orale Kontrazeptiva verhüten sicher, aber die Dauereinnahme von Hormonen ist mit Risiken behaftet. Insbesondere die bei jungen Frauen beliebten neuen Gestagene stehen im Verdacht, ein im Vergleich zu ­älteren Gestagenen wie Levonorgestrel erhöhtes Thromboserisiko zu haben. Unter Drospirenon-, Gestoden- oder Desogestrel-haltigen Kon­trazeptiva soll pro Jahr bei neun bis zwölf von 10.000 Frauen ein thromboembolisches Ereignis auftreten. Unter Levonorgestrel sollen jährlich nur fünf bis sieben von 10.000 Frauen betroffen sein.

Androgener Schutz aufgehoben?

Und auch die anderen neuen Gestagene stehen unter Verdacht. Zwar kann das Risiko für Chlormadinon, Dienogest oder Nomegestrol nicht beziffert werden, weil Daten fehlen. Doch es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die androgenen Eigenschaften z. B. von Levonorgestrel den prokoagulatorischen Effekten der Estrogene entgegenwirken und dieser Schutzeffekt durch antiandrogene Eigenschaften neuer Gestagene verlorengeht. Wenn diese Hypothese stimmt, dann muss auch bei Chlormadinon, Dienogest und Nomegestrol mit einem im Vergleich zu Levonorgestrel erhöhten Thromboembolierisiko gerechnet werden. Vor diesem Hintergrund sollte dringend der Rat des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) befolgt werden, bei Frauen unter 30 Jahren auf Levonorgestrel-haltige Präparate zurückzugreifen (DAZ 6, S. 46). Gynäkologen sind gefordert, Frauen über das Risiko aufzuklären.

Die Alternativen

Diese Diskussion verunsichert viele Frauen, sodass sie nach nicht hormonellen Alternativen suchen. Ihnen stehen Kondom, Femidom, Diaphragma, Kupferspirale und Kupferkette, symptothermale Methoden sowie ­chemische Verhütungsmittel zur Verfügung. Die richtige Anwendung vorausgesetzt, sind solche Alternativen, allein und in Kombination, ebenfalls gut geeignet, eine Schwangerschaft zu verhüten (DAZ 16, S. 37).

Foto: ingimage.com

Pannenhilfe

Doch Pannen sind weder bei der Pille noch bei alternativen Methoden auszuschließen. Was dann zu tun ist, erklären wir in dem Beitrag „Und dann ist es doch passiert! – Was tun bei Verhütungspannen) in DAZ 16, S. 41. Und auch im Jahr 1 nach der Entlassung der Levonorgestrel- und Ulipristal-haltigen Notfallkontrazeptiva von der Rezeptpflicht beschäftigen sich Apotheker mit der optimalen Beratung zur Pille danach. Neben der Handlungsempfehlung der Bundesapothekerkammer erfreuen sich die zehn Beratungspunkte, ausgearbeitet von Apotheker Dr. Christian Ude aus Darmstadt, großer Beliebtheit. Und das sind die Fragen und Beratungspunkte, die angesprochen werden sollen:

 1. Wie lange liegt der ungeschützte Geschlechtsverkehr zurück

 2. Wie wird aktuell verhütet?

 3. Besteht bereits eine Schwangerschaft

 4. Werden weitere Medikamente eingenommen?

 5. Die Pille danach – ein Notfall­medikament

 6. Was tun bei Erbrechen?

 7. Wird zurzeit gestillt?

 8. Aufklärung über verschobene Menstruationsblutung

 9. Kein Schutz von HIV und ­anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen

10. Kein absoluter Schutz vor einer Schwangerschaft

CYP-Induktion – Nimm zwei!

Ein besonderes Problem bei der Einnahme Levonorgestrel-haltiger Verhütungsmittel sind Interaktionen mit CYP-Induktoren wie Carbamazepin, Efavirenz, Griseofulvin, Johanniskraut, Nevirapin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Rifabutin, Rifampicin und Ritonavir. Bei Behandlung mit solchen Arzneistoffen wird Levonorgestrel verstärkt abgebaut. Die Gefahr besteht noch bis zu vier Wochen nach Absetzen des CYP-Induktors. Die Bundesapothekerkammer rät in solchen Fällen, an den Arzt zu verweisen und nennt die Kupferspirale als Option. Alternativ kann nun aber auch die Levonorgestrel-Dosis von 1,5 mg auf 3 mg erhöht werden. Diese Empfehlung hat die Europäische Kommission im August verabschiedet. Bei Ulipristal soll der Wirkspiegel unter Einfluss von CYP-Induktoren jedoch so stark sinken, dass von Ulipristal in solchen Fällen gleich ganz abgeraten wird (DAZ 39, S. 44). |

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