Arzneimittel und Therapie

Schlafen und vergessen

Fördern Benzodiazepine Alzheimer?

Hypnotika sollen generell nur kurzfristig und so niedrig dosiert wie möglich eingenommen werden. Während das Abhängigkeitspotenzial von Benzodiazepinen und Z-Substanzen belegt ist, werden andere Gefahren wie das Demenz­risiko noch kontrovers diskutiert. Auch eine prospektive Studie konnte keine eindeutige Antwort liefern.

Vor zwei Jahren hatte eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie mit rund 120.000 kanadischen Senioren ergeben, dass diejenigen, die länger als drei Monate Benzodiazepine eingenommen hatten, überproportional häufig an Alzheimer erkrankten; das Risiko war um bis zu 51% erhöht. In einer kürzlich veröffentlichten prospektiven Studie hatte man bei 3434 Teilnehmern im Alter von über 65 Jahren die Schlafmittelverordnungen kumulativ über einen Zeitraum von zehn Jahren erfasst. Die am häufigsten verordneten Benzodiazepine waren Temazepam, ­Diazepam, Clonazepam, Triazolam und Lorazepam, von den Z-Substanzen waren Zolpidem, Zaleplon und Eszopiclon (nur in den USA zugelassen) vertreten.

Die Untersuchung zeichnet sich dadurch aus, dass die Patienten, die zu Studienbeginn nicht an Demenz litten, besonders sorgfältig nach definierten Kriterien diagnostiziert wurden. Über einen Beobachtungszeitraum von 7,3 Jahren entwickelten 797 Teilnehmer (23,2%) eine Demenz, darunter 637 eine Alzheimer-Demenz. Im Vergleich zu Personen, die keine Benzo­diazepine eingenommen hatten, war das Demenzrisiko jedoch nur bei den Personen erhöht, die selten oder gelegentlich Benzodiazepine einnahmen (um 25% bzw. 31%), nicht jedoch bei ­denen mit häufigem Gebrauch. Auch bei den Alzheimer-Patienten fand man eine Risikoerhöhung um 27% nur bei den Patienten, die selten Schlafmittel eingenommen hatten. Diese Ergebnisse sind nach Ansicht der Studienautoren nicht zur Unterstützung der Hypothese geeignet, dass zwischen hohem Benzodiazepin-Gebrauch und dem Risiko für Alzheimer-Demenz oder ­kognitivem Verfall ein kausaler Zusammenhang besteht. |

Quelle

Billioti de Gage S et al. Benzodiazepine use and risk of Alzheimer’s disease: case-control study. BMJ 2014;349:g5205

Gray SL et al. Benzodiazepine use and risk of incident dementia or cognitive decline: prospective population based study. BMJ 2016;352:i90

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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