Gesundheitspolitik

Kommentar: Taktik kontra Wahlversprechen

Christine Ahlheim

Es ist richtig ärgerlich: Nun ist auch der CDU-Politiker Michael Hennrich auf die Taktik der Gegner des Rx-Versandverbots hereingefallen. Diese basiert darauf, gebetsmühlenartig falsche Tatsachen zu behaupten und deren Widerlegung hartnäckig zu ignorieren. Da sind zum einen die europarechtlichen Bedenken – die nicht relevant sein können, da 21 von 28 EU-Staaten den Rx-Versand verbieten. Zum anderen werden Versorgungsengpässe bei versendeten Spezialrezepturen genannt – die man problemlos durch eine Änderung des Apothekengesetzes verhindern könnte. Gerne angeführt wird zudem, dass der bescheidene Marktanteil des Rx-Versands keine Bedrohung der Vor-Ort-Apotheken darstelle – wogegen schon die ubiquitäre DocMorris-Werbung und die Absichtserklärungen diverser Krankenkassen über eine zukünftige Zusammenarbeit mit Versendern sprechen.

Diese Scheinargumente wiederholen die Freunde des Rx-Versands so lange, bis dessen Gegner mürbe werden. Daher will Hennrich die Sache nun mit einem Alternativvorschlag vorantreiben. Schade nur, dass es offensichtlich keine tragfähigen Alternativen gibt. So würde durch den Hennrich-Vorschlag der einheitliche Rx-Abgabepreis und damit eine der tragenden Säulen der flächendeckenden Arzneimittelversorgung zur Disposition gestellt – ein Großversuch mit ungewissem Ausgang!

Bleibt zu hoffen, dass die CDU zur Besinnung kommt und sich daran erinnert, was sie den Wählern vor der Bundestagswahl 2017 versprochen hat: Die Versorgung durch ein ortsnahes Apothekenangebot zu sichern, indem sie den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verbietet.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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