Aus den Ländern

Berliner Kammer übt sich in Zurückhaltung

Delegiertenversammlung stimmt ABDA-Haushaltsplanentwurf zu

BERLIN (bj) | Im Vorfeld der ABDA-Mitgliederversammlung diskutierte – wie die anderen Landesapothekerkammern auch – die Berliner Apothekerkammer über den Haushaltsentwurf und die Anträge für den Deutschen Apothekertag. Trotz kontroverser Diskussionen befürworteten die Berliner den ABDA-Haushalt, der am vergangenen Donnerstag verabschiedet wurde. Bei der Auswahl der Anträge entschied sich die Mehrheit der Delegierten dagegen, auf dem Deutschen Apothekertag ein Projekt zur Telepharmazie vorzuschlagen. Auch die Idee einer Resolution gegen das Positions­papier vom GKV-Spitzenverband wurde im Keim erstickt.

Der ABDA-Haushalt, die Petition gegen das Rx-Versandverbot, das Positionspapier gegen den GKV-Spitzenverband sowie der kommende Deutsche Apothekertag (DAT) waren die Kernthemen auf der Delegiertenversammlung der Apothekerkammer in Berlin am 19. Juni. Trotz inhalt­licher Kritik an der bundesweiten Standesvertretung stimmten die Berliner dem ABDA-Haushaltsentwurf zu, der vergangene Woche auf der Mitgliederversammlung verabschiedet wurde.

Foto: DAZ.online/bj
Der Präsident der Berliner Apothekerkammer, Dr. Christian Belgardt, findet, dass der Deutsche Apothekertag der falsche Rahmen ist, um über Telepharmazie zu debattieren.

Belgardt: „Petition ist kein Kammerinstrument“

Kontroverse Diskussion gab es auch bei diversen Kommunikationsthemen. So stellte die Delegierte Dr. Kerstin Kemmritz in den Raum, ob die Kammer die Petition des Kollegen Redmann für das Rx-Versandverbot unterstützen wolle. Kammerpräsident Dr. Christian Belgardt antwortete darauf, dass er persönlich zwar unterschrieben habe, es aber nicht Aufgabe der Kammern sei, dazu aufzufordern. „Die Petition ist ein Instrument des Bürgers und nicht der Körperschaften“, begründete der Kammer­präsident.

„Dem Positionspapier nicht zu viel Ehre erweisen“

Außerdem stellte der Kammerpräsident einen Entwurf für eine Resolution gegen das Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes (GKV-SV) vor. „Wollen wir damit an die Öffentlichkeit gehen?“ fragte Belgardt das Plenum. Die Mehrzahl der Delegierten wehrte diese Idee vehement ab, weil sie dies als Aufgabe der ABDA betrachteten. Andere Stimmen warnten davor, dem Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes mit einer Resolution zu viel „Ehre“ zu erweisen. „Die Strategie der ABDA, das 2HM-Gutachten nicht öffentlich zu diskutieren, war schon richtig“, erklärte der Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins, Dr. Rainer Bienfait.

Keine Telepharmazie-Debatte auf dem DAT

Des Weiteren bereitete sich die Kammer auf den DAT vor und stimmte über die von den Delegierten eingereichten Anträge ab. Dabei wurden fast alle Vorschläge befürwortet bis auf einen Antrag, bei dem es um Telepharmazie ging: Apothekerin Dr. Kerstin Kemmritz schlug stellvertretend für die Liste „Allianz aller Apotheker“ (AAA) ein Projekt vor, das die Chancen und Risiken telepharmazeutischer Anwendungen näher beleuchten soll. Aus Sicht der Antragsteller bestehen dabei Synergieeffekte zur Telemedizin. Die Ergebnisse könnten aktiv als Grundlage für Gespräche mit der Politik, den Kassen und anderen Heilberufen dienen.

Ist München der falsche Rahmen für Telepharmazie?

Allerdings entschieden sich die Delegierten mehrheitlich dagegen, diesen Antrag im Oktober zu stellen. Für Belgardt ist die öffentliche Diskussion in München der falsche Rahmen. Bienfait stimmte dem Kammerprä­sidenten zu und warnte davor, die „Tür zu weit zu öffnen“.

Ob München tatsächlich der falsche Rahmen gewesen wäre, ist noch offen. Denn überraschenderweise hat die ABDA am vergangenen Donnerstag angekündigt, ein eigenes Modell­projekt zur Telemedizin zu starten. |

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