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Gut gerüstet!?

Foto: DAZ/Kahrmann

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Weltweit sterben jede Minute fünf Menschen wegen einer falschen medizinischen Behandlung – auch und nicht zuletzt aufgrund einer fehlerhaften medikamentösen Behandlung. Mit dieser Mitteilung schockte die WHO die Öffentlichkeit zum Tag der Patientengesundheit, der am 17. September stattgefunden hat. Zwar wird Deutschland von der WHO gelobt, im Gegensatz zu anderen Ländern scheint hier mehr getan zu werden, um Fehler zu vermeiden. Doch auch bei uns müssen viel zu viele Menschen aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen behandelt werden oder verlieren gar ihr Leben. Es ist auch in Deutschland keinesfalls gut um die Arzneimitteltherapie­sicherheit bestellt.

Und damit sind wir bei den viel diskutierten pharmazeutischen Dienstleistungen, die Schwerpunktthema dieser DAZ-Ausgabe sind und zugleich Start für eine Themenwoche auf DAZ.online. Nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollen diese in Zukunft honorierbar werden und nicht nur die Therapiesicherheit verbessern, sondern auch die Apotheken vor Ort stärken. Rund 150 Millionen Euro möchte er dafür in die Hand nehmen. Auch wenn diese Summe nicht viel Gestaltungsmöglichkeiten bietet (s. S. 54) und noch diskutiert wird, welche Dienstleistungen denn in Zukunft wie zu honorieren sind, scheint doch klar, dass die erweiterte Medikationsanalyse vom Typ 2a, also die Erfassung der Gesamtmedikation inclusive Patientengespräch, ganz oben auf der Kandidatenliste steht. Vor allem von Ärzten argwöhnisch beäugt, die den Apothekern das nicht zutrauen, hoffen vor allem die, die die Pharmazie zukunftsfest machen wollen, auf eine positive Signalwirkung (s. Gastkommentare auf S. 52 und S. 53).

Doch wie schätzen die Apotheker sich selber ein? Fühlen sie sich gut gerüstet für die anstehenden Aufgaben? Das wollten wir von unseren Leserinnen und Lesern wissen und haben auf DAZ.online eine Umfrage durchgeführt. Dabei kristallisierte sich heraus: Die Apothekerinnen und Apotheker, die an entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen wie Athina oder ApoAMTS teilgenommen haben, sind mit über 80% ausgesprochen zuversichtlich, den neuen Herausforderungen durch Medikationsanalyse und Medikationsmanagement gewachsen zu sein. Mit klinischer Pharmazie im Studium fällt das Ergebnis noch etwas besser aus. Ohne jegliche weitere Qualifikation traute sich nur knapp die Hälfte zu, Medikationsanalysen vom Typ 2a durchführen zu können. Intensive Schulung bringt also Sicherheit. Und sie bringt Akzeptanz auch bei den ärztlichen Kollegen. Das zeigt einmal mehr das Modellprojekt ARMIN, das von allen Beteiligten rundweg positiv beurteilt wird (s. S. 50).

Schaut man sich allerdings die Zahl derer an, die entsprechend fortgebildet sind (s. S. 50), dann muss man zugeben, dass hier noch ganz viel Luft nach oben ist.

Um flächendeckend in allen Apotheken solche anspruchsvollen Dienstleistungen wie erweiterte Medikationsanalysen anbieten zu können, ist noch eine gewaltige Kraftanstrengung notwendig. Sie beginnt bei den Apothekenleitern, die für eine entsprechende Qualifizierung ihres Personals sorgen müssen. Die Apothekerkammern sind gefordert, ein für alle zugängliches Fort- und Weiterbildungsangebot zu unterbreiten. Und last but not least benötigen wir endlich eine qualifizierte und auf die Bedürfnisse der patientenorientierten Pharmazie ausgerichtete Ausbildung in klinischer Pharmazie an allen pharmazeutischen Hochschulen.

Doris Uhl

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