Arzneimittel und Therapie

Stärkere Wirkung, schnellere Nebenwirkung

Muskuläre Komplikationen treten unter Atorvastatin und Rosuvastatin früher auf

Setzen muskuloskelettale Nebenwirkungen unter stärker wirk­samen Statinen schneller ein als bei einer Therapie mit weniger effektiven Vertretern der Substanzklasse? Eine Auswertung von Pharmako­vigilanzdaten legt diese Vermutung nahe.
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Statine senken die Gesamt- und Low-density-lipoprotein(LDL)-Cholesterol-Spiegel im Plasma und nehmen in der Therapie von Hypercholesterolämie und Hyperlipidämie einen wichtigen Stellenwert ein. Selten auftretende myopathische Komplikationen bis hin zur Rhabdomyolyse sind gefürchtete Nebenwirkungen der HMG-CoA-Reduktasehemmer. Die gleichzeitige Anwendung anderer Arzneimittel, wie Fibrate oder Cytochrom-P450-Inhibitoren, kann das Risiko einer Statin-induzierten Rhabdomyolyse erhöhen.

Wie sich die verschiedenen Statine hinsichtlich des Zeitpunktes des Einsetzens muskuloskelettaler Vorkommnisse unterscheiden und wie sich die Begleitmedikation diesbezüglich auswirkt, wurde kürzlich von einer japanischen Forschergruppe untersucht. Als Grundlage für die Analyse diente das Meldeportal für unerwünschte Vorkommnisse der amerikanischen Arzneimittelbehörde FAERS (FDA Adverse Event Reporting System). Betrachtet wurden Fälle von Rhabdo­myolyse, Myalgie, Myoglobinurie und erhöhten Kreatinkinase-Spiegeln im Zusammenhang mit einer Statin-Therapie, die vom ersten Quartal 2004 bis zum dritten Quartal 2017 in FAERS erfasst wurden. Für die jeweiligen unerwünschten Ereignisse wurden Beginn und Ende der Arzneimittel­therapie sowie der Zeitpunkt des Auftretens muskuloskelettaler Komplikationen ermittelt.

Dabei traten muskuloskelettale Ereignisse unter einer Atorvastatin- oder Rosuvastatin-Therapie signifikant früher nach Therapiebeginn auf als unter einer Simvastatin-Therapie (Median: 24,5 bzw. 30 Tage vs. 38 Tage). Während zu diesen drei Statinen eine ausreichende Zahl an Meldungen vor­lagen (über 400 Fälle pro Statin), konnten in Bezug auf weniger stark LDL-senkende Statine wie Fluvastatin, Pravastatin und Lovastatin aufgrund zu geringer Fallzahlen keine entsprechenden Aussagen getroffen werden. Beschwerden wurden hier im Median nach 43 bis 48 Tagen registriert. Bemerkenswert ist der sehr kurze Zeitraum bis zum Auftreten muskuloskelettaler Ereignisse unter Pitavastatin: 14 Tage im Median. Die Autoren vermuten jedoch, dass dies auf die geringe Anzahl an Berichten (16 Fälle) im Zusammenhang mit Pitavastatin – welches erst im Jahr 2009 zugelassen wurde – zurückzuführen sein könnte.

Begleitmedikation ohne Einfluss

Keines der in der Studie analysierten Begleitmedikamente hat den Zeitpunkt des Auftretens muskuloskelettaler Ereignisse signifikant verschoben. Dabei wurde für Atorvastatin, Rosuvastatin und Simvastatin der Einfluss von mehr als 20 ver­schiedenen Arzneimitteln in der Komedikation untersucht; darunter auch verschie­dene blutdruckregulierende und blut­gerinnungshemmende Arzneistoffe wie Amlodipin und Clopidogrel, die wie die Statine über das Cytochrom-P450-System metabolisiert werden.

Die Autoren schlussfolgern, dass Sta­tine mit starken LDL-senkenden Eigenschaften wie Atorvastatin und Rosuvastatin nicht nur mit einem erhöhten Risiko für muskuloskelettale Nebenwirkungen einhergehen, sondern dass diese unerwünschten Effekte auch innerhalb eines kürzeren Zeitraumes auftreten als bei moderat wirkenden Statinen wie Simvastatin. Ob der Zeitpunkt des Auftretens durch eine Dosisänderung des entsprechenden Statins verschoben werden kann, konnte aufgrund fehlender Daten nicht untersucht werden. |

Quelle

Akimoto H et al. Onset timing of statin-induced musculoskeletal adverse events and concomitant drug-associated shift in onset timing of MAEs. Pharmacol Res Perspect 2018;6(6):e00439

Apothekerin Dr. Daniela Leopoldt

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