Arzneimittel und Therapie

Onkologen leiden unter Ranitidin-Engpass

DGHO empfiehlt Alternativen

dm/cst | Aufgrund möglicher Verunreinigungen mit Nitrosaminen wurden zahlreiche Ranitidin-Präparate zurückgerufen. Als „Magenschoner“ ist der H2-Rezeptor-Antagonist entbehrlich, doch Ranitidin spielt auch in der Prämedikation der medikamentösen Tumortherapie eine wichtige Rolle, um das Risiko für Überempfindlichkeitsreaktionen zu mindern. Was sind die Alternativen?

Wer regelmäßig in der Apotheke steht, der vermisst Ranitidin – trotz der zahlreichen Rückrufe in jüngerer Vergangenheit – im Alltag nicht wirklich. Ein wenig anders sieht das in Krankenhausapotheken aus, wie aus einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. (DGHO) hervorgeht. Denn für manche in der Onkologie eingesetzten Arzneimittel empfehlen die zugehörigen Fachinformationen Ranitidin explizit als Prämedikation vor einer medikamentösen Tumor­therapie. In diesem Zusammenhang spricht die DGHO tatsächlich von einem Versorgungsengpass und gibt entsprechende Empfehlungen heraus.

Ranitidin ist zwar knapp, aber unentbehrlich ist es auch in der Onkologie nicht. Denn die erste Empfehlung der DGHO lautet, dass auf Ranitidin möglichst verzichtet werden sollte. Die Evidenz für den Einsatz von H2-Rezeptor-Antagonisten als Prämedikation in der medikamentösen Tumortherapie sei insgesamt dünn: „Wir empfehlen allen Onkologen, ihre Therapieschemata kritisch auf den Einsatz von Ranitidin durchzusehen und beim Fehlen belastbarer Evidenz für die jeweilige Indikation auf diese Prämedikation zu verzichten.“ Laut DGHO kommt Ranitidin in der medikamentösen Tumortherapie zur Prophylaxe und Therapie von Hypersensitivitätsreaktionen außerhalb der Zulassung zum Einsatz. Allerdings gibt es Arzneimittel, bei denen die Gabe von Ranitidin – oder einem vergleichbaren Arzneimittel – als Prämedikation Bestandteil der Fachinformation ist. Dies ist bei Cabazitaxel, Elotuzumab und lösungsmittelhaltigem Paclitaxel der Fall. Hier könne Ranitidin nach Einschätzung der DGHO durch Famotidin ersetzt werden. Der Wirkstoff steht jedoch nicht als intravenöse Injektion zur Verfügung. Bei Einsatz in der Prämedikation sei daher eine orale Gabe 90 Minuten vor dem onkologischen Wirkstoff sinnvoll.

Cimetidin wird zwar explizit in den Fachinformationen von lösungsmittelhaltigem Paclitaxel genannt und wäre auch i. v. verfügbar, es ist aber ein Inhibitor mehrerer Isoenzyme von Cytochrom P450 und beinhaltet damit ein erhöhtes Risiko für relevante Arzneimittel-Interaktionen, schreibt die DGHO.

Doch es gibt noch weitere denkbare Alternativen. So deuten die klinischen Erfahrungen darauf hin, dass die gleichzeitige Gabe hochdosierter Steroide wie Dexamethason möglicherweise einen stärkeren Einfluss auf die Prophylaxe von Hyper­sensitivitätsreaktionen hat als Ranitidin. |

Literatur

Versorgungsengpass bei Ranitidin – Empfehlungen der DGHO. Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medi­zinische Onkologie e. V. (DGHO) vom 11. Oktober 2019. www.dgho.de

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