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Beratung
Mit Selbstbewusstsein gut aussehen!
Make-up-Tipps für alle, die sich am liebsten verstecken möchten
Menschen, die im Gesicht- oder Halsbereich sichtbare Hautanomalien haben, leiden häufig sehr unter ihrem Aussehen. So können ein Feuermal, eine Narbe und auch der Verlust der Wimpern und Augenbrauen während einer Chemotherapie das Selbstbewusstsein stark beeinträchtigen. Frauen sind emotional oft besonders davon betroffen. Kein Wunder, denn in unserer Gesellschaft geht das Streben nach attraktivem Aussehen für viele mit dem Gefühl inneren Glücks einher. Nicht nur die Medien, auch viele Industriezweige leben gut von und mit dieser Kultur. Und so empfinden es viele Frauen als Belastung, nicht das perfekte Aussehen zu haben und womöglich noch über einen deutlich erkennbaren Makel zu verfügen. Im Extremfall meiden sie sogar die Öffentlichkeit. Doch niemand braucht sich zu verstecken, denn es gibt spezielle Produkte, die den Betroffenen als gute Helfer zur Seite stehen. Camouflage, Concealer & Co. können, richtig angewendet, im Handumdrehen für besseres Aussehen und damit auch mehr Selbstvertrauen sorgen. Es ist und bleibt natürlich „Kosmetik“ und kann die Ursache nicht beheben. Doch diese speziellen Make-up-Produkte spielen eine enorm wichtige Rolle und sind vor allem für das seelisch-emotionale Wohlbefinden eine sehr positive Unterstützung.
Ein kurzer Rückblick
Die „BB-Cream“ – eine Art Camouflage-Vorgänger – gab es bereits in den 60iger-Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie gilt, historisch betrachtet, als erste „dermatologische“ Grundierung. Und eine Camouflage ist ja nichts anderes als eine gut deckende Foundation. Die Abkürzung „BB“ steht für „Blemish Balm“ und gilt als geschützter Begriff. Es war also ein spezielles Pflegeprodukt (Balm), das im Zusammenhang mit einem „Makel“ (Blemish) angewendet wurde. Die Entwicklung geht auf die Dermatologin Dr. Christine Schrammek zurück, die damals eine Formulierung für ihre Patienten erarbeitet hat, um die Gesichtshaut nach einem operativen Eingriff zu pflegen, zu schützen und farblich zu egalisieren. Entsprechend war diese besonders pflegende Emulsionsbasis mit Farbpigmenten, UV-Filtern und Wirkstoffen angereichert, um all den Funktionsanforderungen zu entsprechen. Es hat einige Jahrzehnte gedauert, bis Kosmetikhersteller dieses Konzept wieder erweckt und in ihr Sortiment aufgenommen haben. Die modernen BB-Creams haben sich von der einst dermatologisch ausgerichteten Grundlage entfernt und sind eher als Upgrade einer normalen Foundation einzuordnen. Sie sollen jedoch trotzdem mehr sein als ein Make-up, das den Teint egalisiert. Das Deckvermögen der Präparate ist deutlich geringer und hat nichts mehr mit dem ursprünglichen stark abdeckenden Camouflage-Effekt der Formulierung aus den 60er-Jahren zu tun, denn die Zielgruppe ist eine andere. Es sollen sich nicht nur Frauen mit einem bestimmten Hautproblem angesprochen fühlen, sondern alle Frauen, die Wert auf besondere Pflege und Hautschutz legen, aber nicht „geschminkt“ aussehen wollen. Nach den BB-Creams kamen in den vergangenen Jahren vermehrt „CC“- und „DD“-Creams auf den Markt, die sich in ihren Auslobungen über den nochmals erweiterten Mehrfachnutzen fast schon gegenseitig übertrafen. Die Werbeaussagen bewerben Lichtschutz, eine besondere Pflegewirkung durch Antioxidanzien und Feuchtigkeitsspender sowie eine optisch perfekte „Porzellanhaut“.
Grundierung – Was ist was?
- Camouflage (französisch camouflage = Verkleidung, Tarnung): Bezeichnung für eine außerordentlich stark deckende Grundierung
- Grundierung: deutscher Ausdruck für ein Produkt zur farblichen Egalisierung der Gesichtshaut
- Make-up: wird im Deutschen häufig synonym für Grundierung verwendet, im Englischen ist damit jedoch auch das gesamte, fertig geschminkte Gesicht gemeint (inklusive Augen und Lippen)
- Foundation: englischer Ausdruck für die Grundierung
- Fond de Teint: französische Bezeichnung für die Grundierung
- Concealer: Abdeckprodukt, das gezielt auf einem kleinen Bereich angewendet wird (z. B. rötliche oder dunkel erscheinende Bereiche, Augenringe, Pigmentstörungen)
Worauf es ankommt
Bevor es zur eigentlichen Produktauswahl kommt, ist es wichtig, sich kurz mit dem Deckvermögen bzw. der Deckkraft und den damit verbundenen Eigenschaften der Produkte vertraut zu machen. Alle hautfarbenen Produkte wie Foundation, Concealer, Camouflage oder getönte Tagescremes haben eines gemeinsam: Sie enthalten anorganische Farbpigmente – in der Regel eine Kombination aus gelbem, rotem und schwarzem Eisenoxid und Titandioxid. Titandioxid ist ein stark deckendes Weißpigment, und ein hoher Anteil davon ergibt ein hohes Deckvermögen. Mit Deckkraft ist die abdeckende, kaschierende Wirkung des Produktes gemeint. Sie lässt sich am besten durch das Auftragen des Produktes auf die Haut überprüfen. Soll eine Emulsion einen guten Camouflage-Effekt zeigen, braucht sie ein extrem gutes Deckvermögen. Meist ist dafür ein Pigmentanteil von rund 15 bis 20% erforderlich. Getönte Tagescremes beispielsweise enthalten meist nur um die 3% Pigmente und erscheinen im Hautauftrag zwar hauttonfarben, doch sie sind transparent. Alle Hautunregelmäßigkeiten schimmern nach dem Auftrag immer noch hindurch und bleiben somit sichtbar. Eine Formulierung nur farblich „von außen“ zu betrachten, genügt daher nicht. Der Hautauftrag ist wichtig, um die für die Haut passende Nuance zu finden, aber auch um zu erkennen, ob das Deckvermögen für den jeweiligen Anspruch ausreichend ist.
Die Auswahl
Ein Camouflage-Make-up hat zum Ziel, den Teint als Einheit ebenmäßiger wirken zu lassen und vorhandene farbliche Unregelmäßigkeiten optisch auszugleichen. Für die Produktauswahl ist der zur Haut passende Farbton natürlich ein wichtiges Kriterium. Danach folgt die Frage, wie geübt und vertraut die Anwenderin mit derartigen Produkten bereits ist, denn es gibt verschiedene Grundlagen.
Sogenannte „Compact“-Varianten sind häufig fettbasierende, in flache Godets gegossene Formulierungen, die mit einem Schwämmchen aufgetragen werden. Sie sind als Camouflage sehr geeignet, da sie über einen extrem hohen Pigmentanteil und damit eine ausgesprochen gute Deckkraft verfügen. Der gleichmäßige Auftrag und das Arbeiten mit dem Schwämmchen erfordern allerdings etwas Geschick, damit das Ergebnis sich sehen lassen kann. Es lohnt sich jedoch, hier etwas Zeit zu investieren, und es ist leicht zu lernen. Camouflage-Produkte auf Emulsionsbasis sind im Vergleich dazu meist etwas weniger stark deckend, doch sie haben einen anderen Vorteil: Bei deutlicher Tendenz zu fettiger Haut sind (wasserhaltige) Emulsionen besser. Der Grund ist naheliegend, denn die rein fett- und wachsbasierenden Formulierungen der „Compact“-Klasse lassen die Haut nach einigen Stunden eher etwas ölig-glänzend erscheinen. Im Fall sehr trockener Haut ist ebenfalls eine Emulsionsgrundlage empfehlenswert – wegen der wasserlöslichen, feuchtigkeitsspendenden Wirkstoffe, die in der wasserfreien Paste in der Regel nicht eingesetzt werden können. Im besten Fall ist der geeignete Hauttyp jedoch auch auf der Verpackung indiziert.
Literaturtipp
Augenblick mal!
In den Bereichen Hautpflege und Farbkosmetik ist die sichere Beurteilung und gezielte Auswahl der Produkte die Basis für jede kompetente Beratung. Aber überblicken Sie den rapide wachsenden Kosmetikmarkt mit der großen Zahl ständig neuer Präparate? Nur mit Fachwissen und gestalterischem Geschick kann man hier punkten. Zwei Autorinnen mit langjähriger Erfahrung aus Kosmetikindustrie und Fortbildung vermitteln Ihnen detaillierte Kenntnisse zu allen kosmetischen Produkten und den neuesten Innovationen. Sie gehen detailliert auf die verschiedenen Hauttypen und Hautzustände ein und ermöglichen so eine individuelle und typgerechte Beratung. Zahlreiche Tipps zur richtigen Anwendung sowie ein abschließender Schmink-Kurs helfen Ihnen bei der Umsetzung in die Praxis.
Von Xenia Petsitis und Katrin Kipper
Dekorative Kosmetik und GesichtspflegeProdukt-Know-how und richtige Anwendung
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XII, 241 S., 116 farb. Abb., 53 farb. Tab., 17,0 × 24,0 cm
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ISBN 978-3-8047-2930-8
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2013
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Concealer – das i-Tüpfelchen
Ein Gesicht, das nach dem Camouflageauftrag ebenmäßiger wirkt und dessen Teint gesund erscheint, steigert das Wohlgefühl jeder Anwenderin. Dabei können spezielle Abdeckprodukte (englisch Concealer) eine hilfreiche Unterstützung sein. Sie werden gezielt auf einem kleinen Hautareal aufgetragen, um farbliche Unregelmäßigkeiten zu kaschieren. Es gibt verschiedene Darreichungsformen, z. B. Stifte oder zähflüssige Massen in sogenannten Containerfläschchen mit Applikator. Mitunter findet man auch kleine Tiegel, die eine feste, meist wasserfreie Paste enthalten, die mit der Fingerspitze aufzutragen ist. Neuerdings gibt es neben den verschiedenen Hauttönen auch Varianten in zartem Gelb, Lila, Grün, Rosa oder einem bläulichen Ton.
Der klassische, hautfarbene Concealer wird üblicherweise für dunkle Augenringe oder zum Abdecken von Hautunreinheiten verwendet. Punktförmig aufgetragen, leicht eingeklopft und immer eine leichte Nuance heller als die Grundierung, die vorher oder danach appliziert werden kann. Doch warum eine Nuance heller als die Grundierung bzw. das Camouflage-Produkt? Ganz einfach, es gilt die Regel: Dunkles tritt optisch zurück. So kann z. B. die Nasolabialfalte mit einem Hauch Concealer optisch hervortreten, wodurch das Gesicht ebenmäßiger wirkt. Das Gleiche gilt für dunkle Augenschatten. Entsprechend kann man auch eine kleinflächige, dunkle Pigmentanomalie mit einem hautfarbenen Concealer kaschieren. Bei einem nicht zu großflächigen rot bis bläulich-roten Feuermal hingegen wäre auch ein grüner Concealer geeignet. Komplementärfarben wie Rot und Grün oder Blau und Gelb heben sich optisch auf und resultieren für unser menschliches Auge in einem neutralen Ton (siehe Abbildung Farbenkreis). Grün ist das Komplementär zu Rot-violett im Farbkreis und daher auch zum Abdecken von Couperose und anderen rötlichen Hautbereichen geeignet. Lila- und Blaunuancen passen am besten zu gelblicheren und ins Oliv gehenden Hauttönen. Sie eignen sich auch zum sogenannten „Contouring“. Hier werden bestimmte Hautpartien, die optisch hervortreten oder zurücktreten sollen, mit den entsprechend farbigen, dunkleren oder helleren Farbtönen schattiert, so dass das Gesicht insgesamt harmonischer und ebenmäßiger erscheint. Rosatöne werden dabei auch gern genutzt, um einen fahlen Teint zu „erfrischen“, während mit Gelb oft bläulich-dunkel erscheinende Augenringe neutralisiert werden.
Die richtige Produktauswahl
Kosmetika aus der Apotheke unterscheiden sich vom klassischen Sortiment dadurch, dass sie unter dem Aspekt der besonderen Hautverträglichkeit entwickelt wurden. Korrigierende Make-up-Produkte gibt es von verschiedenen Herstellern wie Avène (z. B. Couvrance Korrigierendes Make-up Fluid, Kompakt Creme-Make-up, Korrekturstick gelb, grün und koralle), Babor (z. B. Camouflage Cream), Dermacolor (Camouflage Creme), Eucerin® (z. B. Antirötungen Kaschierende Tagespflege LSF 25), La Roche-Posay (z. B. Toleriane Korrigierendes Make-Up Fluid, Toleriane Korrigierendes Kompakt-Creme Make-Up, Hydreane BB Cream) oder Vichy (z. B. Dermablend Foundation Make-up Fluid, Dermablend Korrekturfarbe Grün, Apricot und Gelb).
Produkte mit der Auslobung „geeignet für empfindliche Haut“ oder „nicht komedogen“ sind in diesem Fall besonders sinnvoll, um die Haut nicht zusätzlich zu belasten. Bei der Produktauswahl empfiehlt sich das folgende Vorgehen:
- Produktform und den passenden Hauttyp auswählen
- das Deckvermögen und den Farbton auf dem Handrücken überprüfen
- bei Emulsionen: den Auftrag etwas einziehen lassen (Farbeindruck verändert sich)
Ist sich die Kundin nicht ganz sicher, ist auch der Gang ans Tageslicht oder zum Fensterbereich hilfreich, denn durch künstliche Lichtquellen können die Farben ganz anders wirken. Die Farbtonwahl sollte möglichst auf dem Handrücken ausgeführt werden, weil dort in der Regel die höchste Übereinstimmung mit der Gesichtshaut gegeben ist. Der innere Unterarmbereich ist meist heller und daher weniger geeignet. Man gibt eine kleine Menge aus dem Tester auf die Haut, verreibt etwas und wartet einen Moment, wenn es sich um Emulsionen handelt. Dann beurteilt man, wie gut sich die Nuance mit dem Hautton verbindet. Wichtig ist, dass der rosige oder gelbliche Unterton der Haut einigermaßen passt. Im Zweifelsfall ist eine etwas hellere Variante kein Problem und besser als ein zu dunkler Ton. Das kann leicht zu einem maskenhaften Aussehen führen, vor allem, wenn ein Farbrand am Übergang zum Hals entsteht.
Mein persönlicher Tipp
Es kann sein, dass es einfach keine passende Hauttonfarbe gibt, weil die Produkte entweder zu hell, zu dunkel, zu rosig oder zu gelblich sind. In diesem Fall finden sich vielleicht zwei Produkte desselben Sortiments, die man zu einem passenderen Mischton vermischen kann. Das klappt allerdings nur bei flüssigen bis cremeförmigen Formulierungen gut. Man gibt je einen kleinen Klecks der beiden Emulsionen übereinander auf den Handrücken, vermischt dort mit dem Finger und erhält so den neuen Farbton.
Das Produkt selbst wird möglichst in maximal zwei bis drei dünnen Schichten gleichmäßig und sorgfältig aufgetragen. Zum Fixieren kann ein transparenter Fixierpuder verwendet werden. Für die wasserfreien Präparate ist ein Puder besonders empfehlenswert, um überschüssiges Sebum zu neutralisieren. |
Literatur bei der Verfasserin
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