Gesundheitspolitik

Vor-Ort-Apotheken sehen sich als Lückenbüßer

Maskenausgabe in der ersten Phase ist Kraftakt mit finanziellem Risiko / DocMorris wirbt um Bezugs-Coupons ab Januar

jb | Die Vor-Ort-Apotheken legen derzeit einen unglaublichen Kraftakt hin. Sie haben nicht nur innerhalb kürzester Zeit die Versorgung mit kostenlosen Schutzmasken organisiert, sondern werden zudem an vielen Standorten regelrecht überrannt. Wenn die Maskenausgabe ab Januar in geregelten Bahnen verläuft, will auch DocMorris einen Teil vom Kuchen abhaben und rührt bereits die Werbetrommel.
© Kai Felmy

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärte in einer Pressemitteilung, erste Rückmeldungen aus dem gesamten Bundesgebiet zeigten, dass die Apotheken die schwierige Aufgabe stemmten und bereits mehrere Millionen Risikopatienten versorgt hätten. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Weihnachten die meisten Anspruchs­berechtigten mit den ersten drei Masken versorgt haben.“ Neben dem Arbeitsaufwand sind die Apotheker in finanzielle Vorleistung gegangen. Da die Pauschale aus dem Nacht- und Notdienstfonds – s. S. 4 (NNF-Auszahlung vor Weihnachten) – sich aber nicht nach der Anzahl der abgegebenen Masken, sondern nach der Zahl der im Vorquartal abgegebenen Rx-Packungen richtet, gehen viele Apotheker davon aus, an der Aktion nichts zu verdienen. Schließ­lich kommen nicht nur Stammkunden, sondern auch solche, die ihre Arzneimittel sonst im Versand beziehen sowie Apothekenhopper, die sich gleich in mehreren Apotheken „ihre“ Masken holen. Manch einer scheint ein Geschäft zu wittern: Auf Ebay finden sich schon erste private Verkaufsangebote für „3 × FFP2 Masken OVP Neu“.

Nach den drei ersten kostenlosen Masken stehen Risikopatienten ab Januar weitere zweimal sechs Masken zu. Hierfür werden von den Kassen im neuen Jahr fälschungs­sichere Coupons versandt, die die Patienten unter Leistung eines Eigenanteils einlösen können. Dann können die Masken allerdings auch über Versender bezogen werden. Dass diese Botschaft den Apothekern vor Ort sauer aufstößt, verwundert nicht. Viele sehen sich als Lückenbüßer, die gut genug sind, wenn es schnell gehen muss. Das Geschäft dürfe dann mit ausreichend Vorlauf der Versandhandel machen, kritisieren sie. In der zweiten Phase erfolgt die Vergütung nämlich stückweise und nicht mehr pauschal.

DocMorris hat auf seiner Webseite und in den sozialen Netzwerken nun Informationen zur „staatlichen Schutzmaskenversorgung für Risikopatienten“ veröffentlicht. Vom 1. Januar bis 15. April 2021 liefere DocMorris Bezugsberechtigten Masken versandkostenfrei ins Haus, heißt es; dabei müsse ein Eigen­anteil von 2 Euro geleistet werden. Die Coupons von den Krankenkassen müssten per Post an den Versender geschickt werden, „gerne“ in den bekannten Freiumschlägen. Bleibt abzuwarten, wie viele Masken dann tatsächlich aus Holland bezogen werden. Da die Coupons versendet werden müssen, bietet sich dies vor allem für Patienten an, die ohnehin dort bestellen. Alle anderen erhalten ihre Masken bei der Apotheke um die Ecke vermutlich schneller, einfacher und zumindest allem Anschein nach zu den gleichen Bedingungen. |

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