Arzneimittel und Therapie

Duloxetin auf dem Prüfstand

Antidepressive Therapie während der Schwangerschaft birgt Risiken

Die Einnahme von Duloxetin während der Schwangerschaft ist mit einem höheren Risiko für mütterliche postpartale Blutungen und für kindliche Herzfehlbildungen assoziiert – so das Ergebnis einer großen Kohortenstudie. Das Risiko wird jedoch als gering eingeschätzt und sollte gegen den Nutzen einer Duloxetin-Therapie abgewogen werden.
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Nicht immer kann während einer Schwangerschaft auf eine Pharmakotherapie verzichtet werden. Bei Frauen mit Depressionen ist insbesondere das Rezidivrisiko zu berücksichtigen.

Zur Therapie von Depressionen, Angstzuständen, diabetischer Polyneuropathie oder einer Belastungs­inkontinenz – Erkrankungen, die im repro­duktionsfähigen Alter nicht ungewöhnlich sind – wird unter anderem der selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin (Cymbalta®, Yentreve®, Generika) eingesetzt. Obwohl der Wirkstoff seit 2004 Verwendung findet, liegen nur spärliche Informationen über mögliche Folgen einer Einnahme während der Schwangerschaft vor. Um die Risiken für Mutter und Kind genauer einschätzen zu können, wurde in den USA eine große Kohortenstudie durchgeführt, die einen Zeitraum von knapp zehn Jahren umfasste. Die Kohortenstudie basierte wiederum auf verschiedenen Teilkohorten, sodass ins­gesamt Daten von rund 8,4 Millionen Schwangeren und deren Säuglingen zur Verfügung standen. Die Anzahl der Frauen, die während der Schwangerschaft Duloxetin eingenommen hatten, schwankte je nach Kohorte. In der frühen Schwangerschaft waren es zwischen 2500 und 3000 Frauen, in der fortgeschrittenen Schwangerschaft zwischen 900 und 950 Frauen. Aus diesem Datenpool wurden dann die Risiken für verschiedene Parameter (kongenitale Fehlbildungen, kardiovaskuläre Fehlbildungen, Frühgeburt, untergewichtige oder zu kleine Neu­geborene, Präeklampsie, postpartale Blutungen) bei Schwangeren, die kein Duloxetin eingenommen hatten, und bei Duloxetin-exponierten Schwangeren festgehalten und das bereinigte rela­tive Risiko ermittelt. Bei drei Parametern ergaben sich Auffälligkeiten: So betrug das bereinigte relative Risiko für postpartale Blutungen exponierter Frauen 1,53 (95%-Konfidenzintervall [KI] 1,08 bis 2,18), für kardiovaskuläre Fehlbildungen der Kinder exponierter Mütter 1,29 (95%-KI 0,99 bis 1,68) und das bereinigte relative Risiko, dass die Neugeborenen untergewichtig oder zu klein waren, 1,14 (95%-KI 0,92 bis 1,14). Bei den weiteren Parametern ergaben sich keine bedeut­samen Unterschiede zwischen den exponierten und den nicht exponierten Gruppen.

Was sagt Embryotox zu Duloxetin in der Schwangerschaft?

Mit Sertralin und Citalopram gibt es besser geeignete Alternativen. Daher sollte bei Neueinstellungen geprüft werden, ob diese Wirkstoffe eingesetzt werden können. Bei Patientinnen, die bereits stabil auf Duloxetin eingestellt sind, wird die Fortführung der Therapie als akzeptabel erachtet. Wenn es für die vorliegende Indikation keine besser erprobten Alternativen gibt, kann Duloxetin ebenfalls eingesetzt werden.

Die bisherige Datenlage hat keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko bei Anwendung von Duloxetin im ersten Trimenon ergeben. Insgesamt wurden mehr als 600 Schwangerschafts­verläufe (eine Kohortenstudie mit 200 Duloxetin-exponierten Schwangerschaftsverläufen sowie Hersteller- und Registerdaten) ausgewertet.

Bei Einnahme von Duloxetin während des zweiten und dritten Trimenons bis zur Geburt wurden bei Neugeborenen Anpassungsstörungen mit neurologischen, gastrointestinalen und respiratorischen Symptomen beobachtet – meist innerhalb der ersten Tage nach der Geburt.

Aufgrund dieser Ergebnisse halten es die Autoren der Studie für unwahrscheinlich, dass Duloxetin ein gravierendes teratogenes Potenzial besitzt. Das erhöhte Risiko für postpartale Blutungen und kardiovaskuläre Fehlbildungen muss im Kontext der erwünschten Wirkungen einer Duloxetin-Therapie betrachtet werden. |
 

Literatur

Huybrechts K et al. Maternal and fetal outcomes following exposure to duloxetine in pregnancy: cohort study. BMJ 2020;368:m237

Duloxetin (Stand 08. Juni 2018). www.embryotox.de; Abruf am 17. April 2020

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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