Arzneimittel und Therapie

Olanzapin beeindruckt bei Krebspatienten

Antipsychotikum könnte bei chronischer Übelkeit helfen

Vor allem in fortgeschrittenen ­Stadien einer Tumorerkrankung leiden Krebspatienten häufig unter chronischer Übelkeit und Erbrechen und das unabhängig von einer Chemo- oder Strahlentherapie.

Im Gegensatz zu einer Therapie-­bedingten Emesis, die durch eine Leitlinien-konforme Antiemese meist wirksam unterbunden werden kann, sind für die Therapie der chronischen Übelkeit nur begrenzte Behandlungsoptionen bekannt. Ein neuer Therapieansatz ist die Gabe des Antipsychotikums Olanzapin. Bislang wird Olanzapin im Off-label-Use als Rescue-Anti­emetikum bei Zytostatikum-induzierter Übelkeit nach Versagen der antiemetischen Prophylaxe eingesetzt. Die dabei erzielten positiven Ergebnisse veranlasste eine US-amerikanische Arbeitsgruppe, Olanzapin auch bei Palliativpatienten einzusetzen, die unter Übelkeit und Erbrechen litten.

Für die kleine Pilotstudie mit doppelblindem, Placebo-kontrolliertem und randomisiertem Studiendesign wurden 30 Tumorpatienten mit fortgeschrittener Erkrankung ­ausgewählt, die unabhängig von einer Chemo- oder Strahlentherapie – diese lag mindestens 14 Tage zurück – unter persistierender Übelkeit und Erbrechen litten.

15 Probanden erhielten eine Woche lang einmal täglich 5 mg Olanzapin (Verum-Gruppe), 15 Patienten ein Placebo (Placebo-Gruppe). Für den primären Studienendpunkt wurde der jeweilige Grad der Übelkeit durch die Patienten auf einer Skala von 0 (keine Übelkeit) bis 10 (stärkste Übelkeit/Erbrechen) zu Beginn der Studie und dann täglich eine ­Woche lang beurteilt.

Anfänglich stuften die Patienten das Ausmaß ihrer Übelkeit auf den Wert 9 oder 10 ein. Bereits nach ­einem Tag sank dieser Wert in der Verum-Gruppe auf 2, nach einer Woche auf den Wert 1 ab. In der Placebo-Gruppe zeigte sich keine Veränderung. Die Häufigkeit täg­licher Brechepisoden sank in der Verum-Gruppe von zwei auf null; in der Placebo-Gruppe von drei auf zwei. Auch weitere Parameter wie Lebensqualität, Erschöpfung und Appetit wurden von den Probanden der Verum-Gruppe deutlich besser beurteilt als von den Patienten der Placebo-Gruppe. Kein Teilnehmer der Verum-Gruppe klagte über ­Müdigkeit oder über weitere mög­liche Nebenwirkungen einer Olanzapin-Therapie. Eine Erklärung dafür wäre einerseits, dass vergleichsweise geringe Dosierungen von Olanzapin verabreicht wurden, und andererseits, dass auf andere antiemetisch wirksame Arzneimittel verzichtet wurde. Die sehr kleine Probandenzahl der Untersuchung macht es jedoch unerlässlich, diesbezüglich ­weitere Daten zu ­erheben. |
 

Literatur

Navari RM et al. Olanzapine for the Treatment of Advanced Cancer-Related Chronic Nausea and/or Vomiting: A Randomized Pilot Trial. JAMA Oncol. 2020; doi:10.1001/jamaoncol.2020.1052

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.