Aus den Ländern

Rheinland-Pfalz: Aktionen gegen Corona

Händedesinfektionsmittel für Hebammen / Sektkellerei spendet Ethanol / Kammerpräsident Kiefer in Funk und Fernsehen

Mit zahlreichen Aktionen sind Apotheken in Rheinland-Pfalz aktiv dabei, in der Corona-Pandemie Hilfe zu leisten. So haben in einer gemeinsamen Aktion die Apotheke der Universitätsmedizin Mainz und die Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz allen freiberuflichen Hebammen und öffentlichen Apotheken des Landes zu Beginn der Pandemie einen Liter Händedesinfektion zur Verfügung gestellt. Die Sektkellereien Schloss Wachenheim in Trier und in Wachenheim/Pfalz haben Ethanol gespendet, das in Apotheken zu Händedesinfektionsmitteln verarbeitet wurde. Und schließlich war Kammerpräsident Dr. Andreas Kiefer medial sehr gefragt und gab zahlreiche Interviews für Print, Funk und TV.
Foto: LAK RLP

Mitarbeiter und freiwillige Helfer im Einsatz in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz.

Die Aktion der Apotheke der Univer­sitätsmedizin Mainz und der LAK Rheinland-Pfalz wurde mit Beiträgen des Bundes, des Landes, der BASF SE und mithilfe der Unterstützung des Landeshebammenverbandes Rheinland-Pfalz sowie des Fahrdienstes der Mainzer Johanniter auf die Beine gestellt. Tatkräftig und ehrenamtlich mit angepackt haben Pharmaziestudierende und Pharmazeuten im Praktikum.

Die Initiative ging von Professorin Irene Krämer, Direktorin der Apotheke der Unimedizin Mainz, aus. „Wir bekamen 2000 Liter Ethanol gespendet, hatten aber glücklicherweise noch genügend Händedesinfektionsmittel für den Bedarf in der Universitätsmedizin. Und bevor wir bei uns Desinfektionsmittel horten und andernorts Not am Mann oder an der Frau ist, haben wir uns dazu entschlossen, die Spende weiterzureichen. So kam in einer gemeinsamen Telefonschaltung mit dem zuständigen Landesministerium und der Kammer die Idee auf, die 2000 Liter Händedesinfektionsmittel in erster Linie den Hebammen im Lande und dann den Apotheken zum Selbstschutz zur Verfügung zu stellen“, erinnert sich Professorin Krämer. Und dann ging es los: „Wir als Uni-Apotheke sind zwar einiges gewöhnt, aber 2000 Liter Ethanol 99% zu lagern, daraus qualitätsgesichert Händedesinfektionsmittel herzustellen und abzufüllen, das ist eine Herausforderung.“ In diesem Moment brachte Fachapotheker Joachim Thoss, Abteilungsleiter Pharmazie der LAK, die freiwillige Hilfsaktion der Pharmaziestudenten ins Spiel. „Wir hatten plötzlich mehr freiwillige Hände als wir auf einmal gebrauchen konnten – ein tolles Gefühl mitten in einer Pandemie“, so Thoss. Und dann wurde quasi rund um die Uhr abgefüllt und verpackt.

Logistisch nicht ganz einfach war auch die Frage, wie die 2000 Liter an jeweils knapp 1000 Hebammen und Apotheken im Flächenland Rheinland-Pfalz zu verteilen sein sollen. In der Kammer erinnerte man sich an die Vogelgrippe 2009 und den damaligen Notfallplan zur flächendeckenden Verteilung von Tamiflu über Verteilerapotheken. „Daraufhin haben wir auf freiwilliger Basis 14 Verteilerapotheken identifiziert – auch hier war die Hilfsbereitschaft unter den Apothekern größer als der tatsächliche Bedarf“, so Kammergeschäftsführer Dr. Tilman Scheinert. Durch Vermittlung des Gesundheitsministeriums stand der Johanniter Fahrdienst in den Startlöchern und übernahm die Auslieferung des Desinfektionsmittels. „Das ging bei den Mainzer Johannitern wie geschnitten Brot: Ein Anruf, eine Adressliste und zack kamen die Pakete bei der Unimedizin vom Hof und wurden ins ganze Land hinaustransportiert. Ein Schweizer Uhrwerk wäre neidisch geworden“, so Scheinert. Getaktet mit der Lieferung erfolgte die Information an die Hebammen und Apotheken in den Regionen, bei welcher Apotheke sie ihr Desinfektionsmittel abholen konnten. „Morgens um 8 Uhr standen die ersten Hebammen bei mir in der Apotheke und freuten sich über die Lieferung!“, so Kammerpräsident Dr. Kiefer, der in seiner Koblenzer Apotheke 250 Liter zu verteilen hatte. „Das Desinfektionsmittel hat uns geholfen, in einer schwierigen Lage weiterhin unsere Hausbesuche zu machen“, so Ingrid Mollnar, Vorsitzende des Hebammenlandesverbandes Rheinland-Pfalz. „Aber als Hebammen können wir unsere Patientinnen und ihre Babys nicht einfach im Stich lassen.“

Sektland Rheinland-Pfalz: Sektkellereien spenden

In einer Spendenaktion hat erst die Sektkellerei Schloss Wachenheim in Trier der umliegenden Apothekerschaft 2000 Liter Ethanol gespendet, kurz darauf auch die Sektkellerei Schloss Wachenheim in Wachenheim/Pfalz. In enger Zusammenarbeit mit der LAK Rheinland-Pfalz wurde die Verteilung und Abholung dieser Spenden organisiert und zeitlich getaktet.

Foto: privat

Ethanol aus der Sektkellerei Abholung durch Christine Gerdum in Trier.

„2000 Liter Ethanol zu verteilen, das ist ein logistischer Aufwand. Aber in enger Abstimmung mit unseren Ansprechpartnern der Sektkellerei Schloss Wachenheim und den Kollegen vor Ort hat es gut geklappt“, freut sich Joachim Thoss, federführender Abteilungsleiter Pharmazie der LAK, über die Hilfsbereitschaft und die Spontanität aller Beteiligten. Innerhalb von elf Tagen haben in Trier insgesamt 61 Apotheken die 2000 Liter abgeholt und in Eigenregie zu Händedesinfektionsmitteln verarbeitet, die dann der gemeinnützigen Versorgung von z. B. Gesundheits- oder Pflegeeinrichtungen zur Verfügung standen. Bevor das Projekt mit anderen Sektkellereien, Destillen und alkoholerzeugenden Unternehmen weiter ausgerollt werden konnte, entspannte sich die allgemeine Versorgunglage mit Desinfektionsmitteln. Geblieben ist der schöne Eindruck, mit vielen zusammen an einem Strick ziehend zügig etwas Tolles auf die Beine gestellt zu haben und einmal mehr die Gewissheit, in der schönsten Wein- und Sektregion der Welt zu leben.

Kammer „on air“

Pharmazierat Dr. Andreas Kiefer, Präsident der LAK Rheinland-Pfalz sowie der Bundesapothekerkammer, war in den Medien sehr gefragt und hat zum Thema Arznei- und Medizinproduktversorgungsengpass Interviews in Print, Funk und TV gegeben. Zu diesem Zweck begrüßte er den Deutschlandfunk in seiner Koblenzer Apotheke und führte ein Video-Interview mit der Deutschen Welle. Es wurden sowohl die Probleme in der alltäglichen Apothekenpraxis, als auch die weiten Auswirkungen auf die Gesellschaft diskutiert, aber auch mögliche Lösungsansätze und Verantwortlichkeiten. Dr. Kiefer wies in diesem Zusammenhang auf das Spannungsfeld zwischen der Ökonomisierung des Gesundheitswesens und dem Patientenwohle hin.

Die Interviews wurden in der Deutschen Welle (Link: https://p.dw.com/p/3c8jM) und dem Deutschlandfunk (Link: https://bit.ly/2Z5obTT) veröffentlicht und sind unter den angegebenen Links in voller Länge zu finden. |

LAK Rheinland-Pfalz/ba

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