Arzneimittel und Therapie

Asthma nach PPI-Gebrauch

Erhöhtes Risiko bei Kindern und Jugendlichen

mab | Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sollten aufgrund des steigenden Risikos für Osteoporose, Nierenerkrankungen, Magnesiummangel und Darminfektionen möglichst nicht langfristig eingesetzt werden. Die ­neuesten Verordnungsdaten der Barmer Ersatzkasse zeigen, dass dies inzwischen weitgehend bekannt sein dürfte. Bekamen 2016 noch 13,6 Millionen erwachsene Deutsche einen Säureblocker verordnet, so waren es 2019 nur noch 12,3 Millionen. Lediglich bei Kindern und Jugendlichen ließ sich im Zeitraum zwischen 2006 und 2019 trotz zwischenzeitlicher Rückgänge eine gesteigerte Verordnungszahl ausmachen. So bekamen 42.500 Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren mindestens einen PPI verordnet. Dies entspricht einem Zuwachs um 173% (0,42 auf 1,15%). Bei den 15- bis 19-Jährigen betrug die Zuwachsrate 165% (1,61 auf 4,27%). Erschreckende Zahlen, vor ­allem wenn man eine Publikation im JAMA Pediatrics betrachtet, in der die Inzidenz von Asthma nach dem Gebrauch von Säureblockern untersucht worden war. Bei der Kohortenstudie wurden 80.870 Kinder und Jugendliche mittels Propensity-Score gematcht, die entweder einen Protonenpumpeninhibitor neu verschrieben bekommen hatten oder nicht. Am häufigsten war der Säureblocker aufgrund der systemischen Gabe von Antibiotika indiziert, aber auch weil Analgetika oder Glucocorticoide angewendet wurden oder ein ­Reflux vorlag. Innerhalb der drei Beobachtungsjahre war die Inzidenz für Asthma bei den mit Protonenpumpeninhibitor behandelten Kindern (21,8 Ereignisse pro 1000 Patientenjahre) um 57% höher als bei den unbehandelten Kindern (14 Ereignisse pro 1000 Patientenjahre). Dabei lag die Hazard Ratio (HR) bei allen getesteten Säureblockern (Pantoprazol, Lansoprazol, (Es-)Omeprazol) in dieser Größenordnung. Das größte Risiko hatten Kinder, die PPI bekommen hatten und jünger als ein halbes Jahr (HR = 1,83) bzw. zwischen einem halben und zwei Jahren (HR = 1,91) alt waren. Am häufigsten manifestierte sich das Asthma nach 91 bis 180 Tagen. Protonen­pumpeninhibitoren sollten Kindern ­daher nur bei klarer Indika­tion unter Nutzen-Risiko-Abwägung verschrieben werden. |

Literatur

Trendwende bei Magensäureblocker-Verordnungen – Allerdings Steigerung bei Jugendlichen um 173%. Pressemitteilung der Barmer Ersatzkasse, 11. März 2021

Wang YH et al. Association Between Proton Pump Inhibitor Use and Risk of Asthma in Children. JAMA Pediatr 2021, doi:10.1001/jamapediatrics.2020.5710

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