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Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Aktuell laufen die Impfungen gegen SARS-CoV-2 auf Hochtouren. Wie es dennoch in Pflegeheimen zu Corona-Ausbrüchen kommen konnte, obwohl die meisten Bewohner zweimal geimpft waren, haben Forscher der Berliner Charité untersucht. Daneben wurden weltweit weitere mögliche Therapeutika unter die Lupe genommen.

Wir haben im Folgenden interessante Meldungen der vergangenen Woche für Sie zusammengefasst.

SARS-CoV-2-Ausbruch trotz vollständiger Immunisierung?

Laut Zulassungsstudie kann der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer 90% der symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen verhindern. Wie es trotz vollständiger Immunisierung der meisten Bewohner eines Berliner Pflegeheims dort im Februar 2021 zu einem Corona-Ausbruch kommen konnte, haben Wissenschaftler der Berliner Charité untersucht. Neben elf Pflegekräften, die keinen vollständigen Impfschutz hatten, waren demnach auch 20 Bewohner infiziert, die bis auf vier Personen alle bereits vollständig immunisiert waren. Vier vollständig geimpfte Personen infizierten sich trotz Exposition nicht. Rund ein Drittel der geimpften 16 Bewohner entwickelten Husten oder Atemnot. Im Vergleich zu den Nicht-Geimpften wiesen die Immunisierten eine deutlich geringe Viruslast auf, die zudem auch nur kürzer nachweisbar war (acht statt 31 Tage). Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Faktor vermutlich weitere Infektionen in dem Pflegeheim verhindert hat. Alle vier nicht geimpften Bewohner und auch zwei der geimpften Bewohner mussten aufgrund der Infektion in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Dort starb eine der immunisierten Personen an einer Hirnblutung infolge eines starken Blutdruckanstiegs. Die zweite Bewohnerin verstarb im Heim, nachdem sie bereits zwei Wochen keinen Virus mehr ausgeschieden hatte. Da beide Frauen keine Atemwegssymptome aufwiesen, gehen die Forscher nicht von einem ursächlichen Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Infektion aus. Ein Grund für die reduzierte Wirksamkeit der Vakzine könnte ihrer Meinung nach sein, dass die Alpha-Variante, die durch eine höhere Viruslast und eine dadurch bedingte höhere Übertragungsrate gekennzeichnet ist, für den Ausbruch in dem Pflegeheim verantwortlich war. Zudem lief die Immunreaktion bei den Heimbewohnern deutlich langsamer ab als bei jungen Menschen, die zum Vergleich herange­zogen wurden: So waren drei Wochen nach der ersten Dosis etwa bei 87% der jungen Menschen Antikörper nachweisbar, bei den älteren über 70 Jahre nur bei 31%. Auch reiften bei den Senioren die Antikörper langsamer, und die T-Zell-Antwort fiel schwächer aus. Die Forscher betonen daher die Bedeutung der Durchimpfung der Kontaktpersonen und eine mögliche Auffrischimpfung bei den Älteren, um die Wirk­samkeit der Vakzinen zu verbessern [Pressemitteilung der Berliner Charité, 9. Juni 2021].

Grafik: GEMINI / AdobeStock

ASS wohl ohne Nutzen

Bei etlichen COVID-19-Patienten kommt es während ihrer Erkrankung zu gefährlichen Blutgerinnungsstörungen. Um diese zu vermeiden, wurde neben 14 weiteren Arzneistoffen auch der Thrombozytenaggregationshemmer Acetylsalicylsäure (ASS) in der RECOVERY-Studie an hospitalisierten COVID-19-Patienten getestet. Dazu bekamen etwa 15.000 an COVID-19 erkrankte Personen 1:1 randomisiert entweder nur die Standard­behandlung oder zusätzlich einmal täglich 150 mg Acetylsalicylsäure. Im primären Endpunkt, der 28-Tage-Sterblichkeit, zeigte sich unter der Einnahme des Thrombozytenaggregationshemmers keine signifikante Verbesserung der Mortalität (17% vs. 17%, p = 0,96). Auch in keiner Subgruppenanalyse ließ sich eine Senkung des Mortalitätsrisikos erkennen. Dagegen konnten die mit ASS behandelten Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit das Krankenhaus innerhalb von 28 Tagen lebend verlassen (75% vs. 74%, p = 0,0062). Insgesamt war der Krankenhausaufenthalt unter ASS auch geringfügig kürzer (acht vs. neun Tage). Traten pro 1000 Patienten unter der Einnahme des Thrombozytenaggregationshemmers etwa sechs Blutungsereignisse auf, so konnten dennoch auch pro 1000 Patienten etwa sechs thrombotische Ereignisse verhindert werden [Pressemitteilung der University of Oxford, 8. Juni 2021].

IgM-Nasenspray schützt im Tierexperiment

Bisher wurden vorwiegend IgG-Antikörper als Prophylaxe und Therapie von COVID-19-Erkrankungen erprobt. Diese weisen jedoch eine schlechte Schleimhautgängigkeit auf, wodurch sie in der Lunge in 200- bis 500-fach niedrigerer Konzentration als im Serum nachweisbar sind. Dagegen sind IgA- und IgM-Antikörper, die normalerweise zu Beginn einer Erkrankung gebildet werden, deutlich besser schleimhautgängig. Zudem greifen sie durch ihre natürliche Zusammenlagerung zu Dimeren und Pentameren anders als IgG nicht nur ein Epitop an, sondern gleich mehrere. Da sie sich leicht vernebeln lassen, wollten Forscher am Tiermodell untersuchen, ob ein IgM-Nasenspray bei Mäusen SARS-CoV-2-Infektionen verhindern und therapieren kann. Zunächst entwickelten sie dazu einen IgM-14-Antikörper, der um den Faktor 230 potenter SARS-CoV-2 neutralisieren kann als ein IgG-Antikörper. Die Ergebnisse (ohne Peer-review) haben sie nun in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Eine einzelne Dosis des Nasensprays konnte sowohl eine Infektion verhindern als auch therapieren. Das Spray war den Studienautoren zufolge auch gegen die Virusmutanten Alpha, Beta und Gamma wirksam [Ku Z et al. Nature 2021. doi: 10.1038/s41586-021-03673-2].

ITP nach Vaxzevria

Schottische Forscher konnten zeigen, dass in den ersten 27 Tagen nach der ersten Dosis Vaxzevria das Risiko für ITP (idiopathische thrombozytopenische Purpura), leicht erhöht ist. ITP ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es infolge des Abbaus von Blutplättchen zu vermehrten Blutungen kommt. Das Risiko ist mit 1,13 Fällen pro 100.000 gering, muss jedoch weiter beobachtet werden [Simpson CR et al. Nature Medicine 2021. doi: 10.1038/s41591-021-01408-4].

Ein Senolytikum als Therapie?

Seneszente Zellen (Zellen, die sich aufgrund erhöhten Alters nicht mehr teilen), setzen bei Infektionen vermehrt Zytokine frei. Forscher vermuten hier einen möglichen Ursprung für die schweren COVID-19-Verläufe bei Älteren und wollten daher einen Wirkstoff testen, der die seneszenten Zellen beseitigt. Die Wahl fiel auf das Flavonoid Fisetin, das in vielen Obst- und Gemüsesorten enthalten ist. Und tatsächlich: Fisetin konnte im Mausmodell signifikant die Mortalität, die seneszenten Zellen sowie die Ent­zündungsparameter bei mit SARS-CoV-2-ähnlichen Viren infizierten Mäusen senken. Forschungen am Menschen sind vor Kurzem gestartet worden [Camell CD et al. Science 2021. doi: 10.1126/science.abe4832]. |

 

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