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Corona-Ticker

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Aufgrund der grassierenden Virusmutanten empfiehlt das Robert Koch-Institut inzwischen eine verlängerte Quarantänezeit. Für ein vorsichtiges Aufheben der Beschränkungen spricht sich auch die Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin aus. Hilft möglicherweise eine dritte Impfstoffdosis gegen die Mutanten?
Grafik: GEMINI – stock.adobe.com

Wir haben die wichtigsten Meldungen der vergangenen Woche für Sie zusammengefasst.

Einmal auffrischen bitte

Die Firmenkooperation Biontech/Pfizer hat bekannt gegeben, dass sie die Sicherheit und Immunogenität ihres Impfstoffkandidats Comirnaty® in einer dritten Dosierung testen will. Das Unternehmen sieht hier einen wichtigen Ansatzpunkt, um den neu aufkommenden Virusvarianten Herr zu werden. Bei der Studie sollen 144 Probanden der Phase I etwa sechs bis zwölf Monate, nachdem sie die ersten beiden Immunisierungen erhalten haben, eine dritte Dosis mit 30 μg injiziert bekommen. Die Immunantwort wird sowohl am Tag der dritten Impfung, als auch eine Woche und einen Monat danach ausgewertet. Zudem steht das Unternehmen aktuell in Kontakt mit den Zulassungsbehörden hinsichtlich einer zulassungsrelevanten klinischen Studie zu einem Impfstoff mit angepasster mRNA-Sequenz gegen die Mutanten. Es hofft dabei auf einen ähnlichen regulatorischen Weg, wie er bereits bei Grippeimpfstoffen erfolgt. [Pressemitteilung Biontech/Pfizer, 25. Februar 2021]

Schwerere Verläufe nach Chemotherapie

Krebspatienten stellen eine besonders vulnerable Patientengruppe in der Pandemie dar. Forscher aus China haben in einer Metaanalyse untersucht, welchen Einfluss eine Antitumortherapie auf den Verlauf einer COVID-19-­Erkrankung hat. Als Therapieformen flossen Bestrahlung, Operation, Target-spezifische Therapie, Immun-, Chemo- und endokrine Therapie ein. Insgesamt wurden 16 Studien mit 3150 Krebspatienten analysiert. Es zeigt sich, dass Patienten, die aufgrund ihrer Tumorerkrankung eine Behandlung bekamen, ein höheres Sterberisiko hatten (Odds Ratio [OR]: 1,55; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 1,07 bis 2,25, p = 0,021). Im Vergleich zu den anderen Antitumortherapien wies die Chemotherapie das höchste Risiko für schwere COVID-19-Verläufe auf (OR: 1,73; 95%-KI: 1,09 bis 2,73), das Ergebnis war jedoch nicht signifikant. Die schlechteste Prognose wiesen Patienten auf, die kurz vor Beginn der COVID-19-Symptome eine Chemotherapie erhalten hatten. [Li et al. Cancer Medicine 2021. doi:10.1002/cam4.3754]

Auffälliger Mammografie-Befund nach Impfung

Forscher aus Amerika schildern mehrere Fallkasuistiken, bei denen Frauen, die kurz zuvor gegen SARS-CoV-2 geimpft wurden, bei der Mammografie auffällig geschwollene Lymphknoten aufwiesen. Dies sei laut den Wissenschaftlern jedoch kein Anlass zur Sorge und ist nach der Immunisierung mit einem potenten Impfstoff wie dem COVID-19-Impfstoff vollkommen normal. So zeigen die Daten des Centers for Disease Control and Prevention (CDC), dass bei den mit dem Moderna-Impfstoff immunisierten Personen, Lymphknotenschwellungen mit einer Inzidenz von 11,6% nach der ersten und 16% nach der zweiten Dosis die zweithäufigste lokale Nebenwirkung darstellen. Die einseitigen axillären Schwellungen können auch noch einige Wochen nach der Immunisierung fortbestehen. Die Forscher empfehlen daher, etwa vier bis zwölf Wochen nach der zweiten Impfdosis einen weiteren Ultraschall bei den betroffenen Frauen durchzuführen. Bei erneutem Sichten der Schwellung sollte dann eine Stanzbiopsie durchgeführt werden [Mehta N et al. Clinical Imaging 2021. doi: 10.1016/j.clinimag.2021.01.016]

14 statt zehn Tage

Um die sich schnell ausbreitenden Mutationen von SARS-CoV-2 besser unter Kontrolle zu bekommen, empfiehlt das Robert Koch-Institut, bei einer nachweislichen Infektion mit einer Virusvariante die häusliche Isolierung nicht nur zehn Tage durchzuführen, sondern auf 14 Tage auszudehnen. [COVID-19: Entlassungskriterien aus der Isolierung, Informationen des RKI, 26. Februar 2021]

Kein erhöhtes Sterberisiko bei Neugeborenen

Die Weltgesundheitsorganisation hat Schwangere seit Beginn der Pandemie als besonders gefährdete Gruppe eingestuft. Vor Kurzem sind die Daten von zwei großen Registern aus den USA und Großbritannien über Mütter, die sich während ihrer Schwangerschaft mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, ausgewertet worden. Aus Großbritannien flossen die Daten von 1606 Frauen ein, die zu irgendeinem Punkt der Schwangerschaft eine vermutete oder labor­bestätigte (n = 651) COVID-19-Erkrankung hatten. Aus Amerika waren es 2399 laborbestätigte Fälle, die entweder 14 Tage vor oder bis zu drei Monate nach der Entbindung diagnostiziert worden waren. Es waren keine erhöhten Raten an Totgeburten oder neonatalen Todesfällen ersichtlich. Auch ein erniedrigtes Körpergewicht war ähnlich häufig vertreten wie in Zeiten vor der Pandemie. Das beruhigt, hat man doch in der Zeit von SARS und MERS (Middle East Respiratory Syndrome) häufiger Totgeburten und geringeres Geburtsgewicht gesehen. Die Müttersterblichkeit fiel mit 0,2% in Großbritannien und 0,5% in den USA zwar gering aus, war jedoch im Vergleich zu den historischen Daten (9,8 Frauen von 100.000) erhöht. Auch ein leichter Anstieg von Frühgeborenen vor der 37. Schwangerschaftswoche konnte gesehen werden (9% in GB und 8,2% in den USA). Ursächlich dürfte aber vermutlich sein, dass die behandelnden Gynäkologen vorsorglich einen Kaiserschnitt durchgeführt hatten. Die Forscher raten dennoch zu erhöhter Vorsicht in der Schwangerschaft. [Mullins E et al. Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. doi:10.1002/uog.23619]

Durchhalten bis zum 1. April

Mit einem eindringlichen Appell hat sich die Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) an die Öffentlichkeit gewandt: Nur wenn die Lockdown-Maßnahmen bis zum 1. April 2021 aufrechterhalten und gleichzeitig die Impfungen gegen COVID-19 forciert werden, lässt sich die dritte Welle der Pandemie in Schach halten und ein dramatischer Anstieg der Belegung von Intensivbetten verhindern.

Die Warnung der DIVI basiert auf einem von dem Mathematiker und KI-­Experten Prof. Dr. Andreas Schuppert, Aachen, und der medizinisch-wissenschaftlichen Leitung des DIVI-Intensivregisters entwickelten Prognose­modells. Es berechnet die Intensiv­belegung mit COVID-19-Patienten auf Basis der R-Werte für den SARS-CoV-2-­Wildtyp und die britische Mutante. Bei frühzeitigen Lockerungen zum 8. März wird für Mitte Mai ein Anstieg des Intensivbetten­bedarfs für COVID-19-­Patienten auf bis zu 25.000 prognostiziert. Diese Situation würde sowohl die Kliniken als auch das Personal über­fordern. Es müsse ­gelingen, durch eine ambitionierte Impfstrategie der dritten Infektionswelle zuvorzukommen, so die Forderung. [Pressekonferenz DIVI am 25. Februar 2021] |

 

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