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Management

Solarenergie für die Apotheke

Was Sie bei der Planung und Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage berücksichtigen sollten

Der Trend ist nicht neu: Während immer mehr Haushalte auf Solarstrom für ihren Eigenbedarf umsteigen, beginnen nun auch Klein- und mittel­ständische Unternehmen, auf Photovoltaik (PV) zu setzen. So auch Apotheken.

Vorab kann man in etwa annehmen, dass eine Apotheke durchschnittlich 22.500 kWh Energie verbraucht – bei 150 qm Apothekenfläche und Heizen ohne Strom.

Das Besondere ist, dass eine Apotheke in der Regel aufgrund der Klimaanlage im Sommer am meisten Strom am Tag verbraucht und genau dann mithilfe der Sonne auch gut Strom produziert werden kann. Im Gegensatz dazu kann die Leistung vor allem im Winter an stark bedeckten Tagen oder nach Schneefall sogar auf null fallen, wodurch es für eine Apotheke in Deutschland unmöglich ist, komplett auf externe Stromeinspeisung zu verzichten.

Die Motivation für eine Apotheke, auf Solarenergie zu setzen, kann durchaus unterschiedlich sein: autarke Energieversorgung, wirtschaftliche Vorteile innerhalb eines teuren Energiemarktes oder/und natürlich aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Laufzeit von 20 bis 30 Jahren

Die Nachhaltigkeit ist nicht von der Hand zu weisen, denn bei einer Laufzeit von zehn Jahren produziert eine PV-Anlage circa die zehnfache Energieleistung, die bei ihrer Herstellung benötigt wurde. Dazu muss im Vorfeld Silizium gewonnen werden und auch die eigentliche Produktion verbraucht über 90 Prozent der rechnerischen CO2-Emission einer PV-Anlage. Demgegenüber steht die Einsparung an CO2-Emission, die ansonsten durch andere Kraftwerke produziert würde. Man spricht von einer energetischen Amortisationszeit von zwei bis drei Jahren. Das bedeutet: Nach dieser Zeit produziert die PV-Anlage mehr Energie, als sie verbraucht hat, und darf ab diesem Moment als absolut nachhaltige Energiegewinnung bezeichnet werden. Weitere Faktoren wie Produktionsstandort, Liefer­bedingungen und am Ende die ordnungsgemäße Entsorgung bzw. das Recycling haben hier selbstverständlich auch Einfluss darauf.

Der kostenintensiven Anschaffung von 17.000 bis 20.000 Euro für 10 kW PV-Leistung (ohne Nebenleistungen wie die Installation) stehen langfristig große Einsparungen in der monatlichen Energiekostenrechnung entgegen. Der Markt ist aktuell aufgrund verschiedener Krisen und des Stockens der globalen Logistik angespannt, was sowohl die Preise für Energie als auch für die Erstinvestition in eine PV-Anlage und die Kosten für entsprechende Handwerker in die Höhe treibt. Die zu erwartenden Einsparungen sind dennoch zu erzielen – auch bei sinkenden Energiepreisen –, da eine Laufzeit von mindestens 20, eher 30 Jahren sehr gut möglich ist. Überlegenswert ist hier, noch zusätzlich einen Speicher zu in­tegrieren, welcher die Stromversorgung über Nacht gewährt. Dieser Bedarf ist in der Regel nicht allzu hoch und beschränkt sich vermutlich auf Kühlschränke, kleinere Lichter, Außenwerbung, Server und eventuell das Alarmsystem. Den ungefähren Wert zu bestimmen, ist sehr einfach: Vor dem Verlassen am Abend den Stromzähler ablesen und mit dem Stand am nächsten Morgen vergleichen. Es gilt: Je kleiner der Stromspeicher, desto günstiger die Anschaffung.

Energieautark durch Krisen?

Doch wie kann konkret das Szenario „Blackout“ mithilfe von Solarenergie überbrückt werden? Wichtig ist, vorweg zu wissen, dass eine normale PV-Anlage den Strom mithilfe eines Wechselrichters in das häusliche Stromnetz einspeist. Dieser wird allerdings bei Netzausfall sofort abgeschaltet. Um mit Solarenergie energie­autark zu bleiben, ist es also unter anderem wichtig, einen Wechselrichter mit Notstromfunktion zu integrieren. Zudem schafft eine PV-Anlage nur maximal die Leistung, die bei der Planung bezüglich Größe und Kapazität vorgegeben wurde. Je nach baulichen Möglichkeiten und anderen Gegebenheiten ist dies eventuell eingeschränkt. Deshalb sollte bekannt sein, auf welches Energieverbrauch-Mindestlevel man während eines Blackouts die Apotheke senken kann: Auf was kann verzichtet werden, was MUSS laufen und was ist dem „Notbetrieb“ dienlich. Dies ist der vorgegebene Verbrauch, den man während einer Notversorgung abdecken muss. Entscheidende Faktoren sind hier außerdem die Dauer des Blackouts und die Größe eines eventuell vorhandenen Stromspeichers.

Sicherlich ist so eine Anschaffung derzeit bei allen Problemen und alleine schon wegen der wirtschaftlichen Ungewissheiten keine einfache Entscheidung. Nicht zu vergessen ist auch, dass aktuell aufgrund der stark erhöhten Nachfrage nach PV-Anlagen eine längere Lieferzeit eingeplant werden muss, wenn man denn einen Handwerker findet, der Zeit genug hat, diese Anlage zu installieren. Auch ist eine PV-Anlage an oder auf Mietobjekten vor allem in der notwendigen Größe nicht ohne Zustimmung des Vermieters möglich. Dieser muss unbedingt mit ins Boot geholt werden.

Zu empfehlen ist zudem, sich nach örtlichen Förderungen umzuschauen. Viele Kommunen und manche Länder unterstützen das Einrichten einer PV-Anlage. Auch gibt es mittlerweile Leasingverträge zu PV-Anlagen, die sich lohnen können. |

Enrico Kappus, Apotheker, AG Katpharm

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