Management

Wieder mehr Spaß am Job

Wie unser Arbeitsalltag uns Energie zurückgeben kann

Nach zwei anstrengenden Corona-Jahren macht sich in vielen Apothekenteams die Erschöpfung breit. Noch mal „eben schnell“ etwas erledigen und die Lücken im Alltag nutzen, ist nur schwer möglich, weil die Energie fehlt. Zu viel Papier, zu wenig Pharmazie, so der Eindruck der derzeitigen Aufgaben. Wie lässt sich der Spaß am Beruf wiederfinden und die Leidenschaft an der Pharmazie?

Die Apotheken sind kein Einzelfall – über Standorte, Branchen und Funktionen hinweg finden üblicherweise motivierte Mitarbeiter nicht wieder zurück in den Flow. Durchgehender Stress, emotionale Be­anspruchung, wahrgenommene Isolation, anhaltende Unsicherheit und Berge von unerledigten Aufgaben sind Gründe dafür. Die persönlichen Stärken konnten kaum genutzt werden, es ging darum, Arbeiten unter Druck zu erledigen, und das so effizient wie möglich. Dass die Leistungsfähigkeit jetzt abnimmt, verstärkt zusätzlich das Gefühl des Unwohlseins.

Dabei ist Freude an der Arbeit wichtig für unser Wohlbefinden, unsere kognitiven Fähigkeiten und für unsere Erfolgsbilanz. Nicht ohne Grund suchen Führungskräfte nach einer Strategie, ihr Team wieder zu begeistern.

Die eigenen Stärken reaktivieren

Der Einsatz unserer Stärken ist eine natürliche Energiequelle. Genau das, was wir jetzt brauchen, denn der Ausnahmezustand wird uns weiter begleiten, den Unterschied macht, wie wir ihn gestalten. Unsere Energie ausschließlich in der freien Zeit zurückzugewinnen, ist kaum möglich, wenn der Arbeitsalltag zu 100 Prozent kräftezehrend ist. Wer schon mal in einem ungeliebten Job gearbeitet hat oder einen unpassenden Arbeitsplatz hatte, der kennt das Gefühl. Unsere Tätigkeit ist es, die Energie zurückgeben muss.

Beginnen wir trotzdem mit unseren Überlegungen in der Freizeit. Was sind dort für Sie Energie­geber? Ist es Bewegung oder eine kreative Tätigkeit? Sind es Unterhaltungen mit Freunden oder ein großes Wellnesspaket? Auch wenn Sie das Gefühl haben, erschöpft zu sein, spicken Sie Ihre Freizeit mit Energiegebern, um Ihr Leben emotional, geistig und körperlich wieder reicher zu machen.

Welche Äquivalente finden Sie im Job? Häufig sind es ähnliche Dinge, die im Job unsere Energiereserven auffüllen. Mögen Sie es, neue Ideen zu entwickeln, Themen zu vertiefen oder konzentriert an Projekten zu arbeiten? In welchen Momenten oder bei welchen Tätigkeiten fühlen Sie sich besonders fokussiert, richtig wohl und voller Energie? Meist sind das Momente, in denen die Anforderungen und die eigenen Stärken im Einklang sind.

Wenn wir uns unserer Stärken bewusst sind, können wir sie in unseren Arbeitsalltag einbauen. Anders als in anderen Berufen haben wir nur selten größere Zeitkontingente für unsere Lieblingstätigkeit zur Verfügung. Jedoch lassen sich die bereits erwähnten kleinen Lücken im Alltag dafür nutzen. Für pharmazeutische Herzensthemen können wir uns besser aufraffen und diese kleinen Highlights am Tag geben wiederum neue Motivation. Als Mitarbeiter lässt sich die Arbeit an solchen Herzensthemen im Jahresgespräch mit dem Inhaber feinschleifen und für das Unternehmen nutzbar machen.

Wer gerne Dinge wie Regenera­tion, Erholung und Entspannung überliest, nach dem Motto: „Ist ja eine tolle Idee, aber dafür habe ich keine Zeit!“, der sollte kurz einen Gedanken an sein Auto verschwenden.

Was tun wir nicht alles für unseren Wagen? Er wird getankt, kommt in die Inspektion, die Räder werden gewechselt und die Luxus­wäsche ist ein Muss. Wir wissen, wenn wir unser Gefährt vernachlässigen, wird es irgendwann einfach den Geist aufgeben. Von uns selbst erwarten wir allerdings Arbeiten ohne Pause, gesundes Essen wird aufgrund von Zeitmangel ge­strichen und andere Bedürfnisse stehen hintenan, die Familie ist schließlich auch noch da. Der Ausgang der Geschichte ist im Grunde genommen der gleiche wie beim Auto. Dabei ist es noch nicht einmal ein großer Aufwand. Manchmal reicht es fürs Erste, die Erholungszeiten zu sichern durch angemessene Arbeitszeiten, Urlaub und echte Freizeit ohne ständige Erreichbarkeit.

Die Weiterentwicklung angehen

In Phasen, in denen das Unternehmen viel fordert, gerät die eigene Weiterentwicklung ins Hintertreffen. Wenn wir auf Ziele hinarbeiten, die uns wichtig sind, und dabei Hindernisse überwinden, kann das unser Bedürfnis nach Entwicklung stillen und die Lust auf den Job neu wecken. Genauso, wie es uns in der Freizeit inspiriert, die eigenen vier Wände zu verlassen, können neue Impulse aus Fortbildungen die pharmazeutische Leidenschaft erneut entfachen.

Besonderes Augenmerk gilt denjenigen Mitarbeitern, die ad hoc Aufgaben übernommen haben, für die sie nicht ausgebildet wurden. Nachzubessern und sobald es geht die Mitarbeiter mit einer Fort- oder Weiterbildung zu unterstützen, senkt das Stresslevel durch neu gewon­nenes Fachwissen und motiviert.

Wenn Ihnen zu viel im Kopf herumschwirrt und noch einiges zu er­ledigen ist, legen Sie es mental ab. Papier ist geduldiger als unsere Gehirnwindungen. Gegen das permanente „An-alles-denken-Müssen“ hilft die gute alte To-do-Liste. Vor allem die Furcht vor dem Vergessen verschwindet sofort.

Im Kontakt sein

Wie wertvoll der Austausch unter Kollegen ist, die Möglichkeit, seine Gedanken und Gefühle zu äußern, erleben die Teilnehmer von Erfahrungsaustauschgruppen, Qualitätszirkeln und runden Tischen. Aktuelle Herausforderungen zu besprechen, Ziele und Wünsche für das kommende Jahr zu äußern und Tipps und Tricks zu bekommen, wie sich dies verwirklichen lässt, bringt Zuversicht und Energie.

Suchen Sie Möglichkeiten zum kollegialen Gespräch, besonders wenn Sie als Führungskraft das Gefühl haben, immer stark und konzentriert für Ihr Team sein zu müssen. Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist.

Apropos: Wie ist es eigentlich um Ihre Ziele bestellt? Stehen überhaupt Wünsche auf der Liste für dieses Jahr? Wenn nicht, dann ändern Sie das. Es gibt ein gutes Gefühl, nach vorne zu schauen, und nur wer Ziele hat, kann ziel­gerichtet arbeiten und am Ende Erfolge feiern.

Nach langer Zeit der gefühlten Isolation braucht es wieder die Verbundenheit mit Kollegen und Freunden. Nutzen Sie die Gelegenheiten, die sich bieten – Spaziergänge, u. U. gemeinsame Pausen und Gespräche. Führungskräfte können Möglichkeiten für die Mitarbeiter schaffen, um wieder enger zusammenzurücken. Das geht trotz Maske.

Fördern Sie Interaktion und Wertschätzung, achten Sie darauf, dass in Pausenräumen ungestörte Pausen möglich sind. Vielleicht lassen sich an die Apotheke angrenzende Seminarräume als Ruheräume umfunktionieren. Einige Apotheken haben mit Konzepten angefangen, die im Alltag schöne Momente etablieren. Eine Idee ist, am Whiteboard „Komplimente zum Abreißen“ aufzuhängen (siehe Grafik oben). Genauso wie bei den Zetteln im Supermarkt, wo man an der unten eingeschnittenen Kante Telefonnummern abreißen kann, wenn man sich für ein Angebot interessiert. Auf dem Zettel finden sich Komplimente wie z. B. „Danke, dass Du mir den Kunden abgenommen hast“ oder „Deine gute Laune tut mir gut“. Diese Zettel lassen sich ganz leicht unter der Kaffeetasse der Kollegin positionieren, in die Kitteltasche stecken oder direkt übergeben. Wenig Aufwand und etwas fürs Herz.

Brauchen Ihre Kolleginnen und Kollegen einen kleinen Motivationsschub? Unter www.inesfelix.de kann man diese Grafik herunterladen, ausdrucken und an die Pinnwand hängen.

Ist ja witzig

Im Jahr 2008 hat Dr. Eckart von Hirschhausen die Stiftung „Humor hilft heilen“ gegründet, um mehr Menschen, besonders in Kliniken, ein Lachen zu spenden. Was ist nahe liegender, um den Spaß an der Arbeit wiederzufinden, als den Humor im Unternehmen zu reanimieren. Humor ist wichtig für unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit, er hilft, kleinen Unwägbarkeiten das Gewicht zu nehmen. Natürlich darf ein Lacher nicht destruktiv sein und auf Kosten anderer gehen. Überlegen Sie einmal, über was Sie früher zusammen lachen konnten. Gibt es einen netten Cartoon, der sich gut am Whiteboard machen würde? In der AZ und der DAZ finden Sie regelmäßig etwas zum Schmunzeln (und Nachdenken).

Einen Strich für jedes „Danke“

Bei einem anstrengenden Langstreckenlauf kommt irgendwann die Frage auf: „Warum mache ich das eigentlich?“ Unsere Arbeit in der Apotheke ist wichtig, wertvoll und relevant. Wir leisten einen sinnvollen Beitrag, was unter Belastung und Routine in Vergessenheit gerät. Auch wenn einige Tätigkeiten noch so profan erscheinen und die Wiederholungen einem den letzten Nerv rauben, sind sie trotzdem unfassbar hilfreich und wertvoll für die Kunden, die uns gegenüberstehen. Sammeln Sie einen Tag lang ganz bewusst die positiven Rückmeldungen, die Sie bekommen. Machen Sie einen Strich für jedes „Danke“, „Tolle Beratung“, „Das hat mir noch keiner gesagt“, „Wie schön“ und natürlich für Trinkgeld, Schokolade und Kaffeespenden. Richten Sie den Fokus auf den Wert Ihrer Arbeit. Sie werden erstaunt sein. |

Anja Keck ist Master-Coach (DGfC), Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie und Systemische Beraterin, www.anjakeck.de

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