Phytopharmaka-Herstellung

„Spüren, wie es wirkt!“

Firmenporträt der G. Pohl-Boskamp GmbH

gc | Die G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG mit Sitz in Schleswig-Holstein zählt zu den ältesten und zugleich führenden mittelständischen Pharmaunternehmen in Deutschland. Mit Gelomyrtol® an der Spitze des Produktportfolios hat sich das norddeutsche Familienunternehmen als Phytohersteller weltweit einen Namen gemacht.

Die Firmengeschichte ist seit den Anfängen vor fast 180 Jahren geprägt von Innovationen. Noch heute stehen Forschung und Entwicklung an oberster Stelle. Das Unternehmen ist dabei stets auf der Suche nach neuen Produkten und Märkten.

Foto: Pohl-Boskamp

Vom Kapselhersteller in der Apotheke …

Seinen Anfang nahm der Pharmahersteller 1835 in der Berliner Apotheke „Zum weißen Schwan“, die der Vorläufer der Berliner Capsules-Fabrik war. Dort startete der Apotheker Wilhelm Rose die erste deutsche Produktion von Gelatinekapseln. Sie dienten zum Umhüllen öliger Flüssigkeiten, um Patienten eine leichtere Einnahme zu ermöglichen. Auch die zweiten Wurzeln des Unternehmens entstammen eines Kapselherstellers. Im westpreußischen Schönbaum bei Danzig stellte um 1878 der Apotheker Georg Gustav Pohl magensaftresistente Gelatinekapseln her. 1890 übernahm Otto Eisengarten, der Urgroßvater der heutigen Firmenleiterin, die Firma Pohl. Seine Tochter ­Helene heiratete den Apotheker Kurt Boskamp, dem 1921 die Firmenleitung übertragen wurde. Er optimierte die Herstellungsprozesse und legte G. Pohl mit der Berliner Capsules-Fabrik am Produktionsstandort Danzig zusammen. In dieser Zeit wurde die weltweit erste Nitrolingual®-Zerbeißkapsel (1924) eingeführt, ebenso Gelodurat Myrtol (1935), der Vorläufer des heutigen Gelomyrtol® forte – beides Präparate, die auf der galenischen Revolution der Kapseltechnologie beruhen.

… zum internationalen Pharmaunternehmen

1945 folgte Sohn Arthur als Firmenchef. Er ordnete gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Flucht der Familie mitsamt aller Maschinen und Herstellungsvorschriften nach Hohenlockstedt an, einem ehemaligen Truppenstandort in der Nähe von Itzehoe, Schleswig-Holstein. Die leerstehenden Kasernen wurden zum neuen Produktionsstandort, der noch heute Firmensitz von Pohl-Boskamp ist. Hier entwickelt und produziert das norddeutsche Unternehmen seit 1946 Arzneimittel und Medizinprodukte. Zudem existieren wenige Autominuten entfernt weitere Standorte in Dägeling, die Pohl-Boskamp-Akademie, das Konfektionierungs- und Logistikcenter inklusive Firmenmuseum sowie eine große Produktionshalle.

Heute zählt Pohl-Boskamp in Deutschland zu den führenden mittelständischen Pharmaunternehmen. Das Familienunternehmen ist inzwischen eine international agierende Firma mit einem Jahresumsatz von derzeit circa 110 Millionen Euro. Knapp die Hälfte des Absatzes generiert Pohl-Boskamp durch Export, wobei die Marken in 50 Ländern etabliert sind.

Mut für Neues

Der Erfolg ist Marianne Boskamp zu verdanken, die 1991 mit nur 25 Jahren das Unternehmen von ihrem Vater ­Arthur übernahm. Sie und ihr Mann Dr. Henning Ueck leiten das Familienunternehmen als geschäftsführende Gesellschafter in vierter Generation. „Wir sind ein sich ständig erneuerndes Unternehmen“, äußern sich die Diplom-Kauffrau und der promovierte Chemiker auf der Website von Pohl-Boskamp. Mit dieser Intention wuchs das Unternehmen von 200 auf rund 600 Mitarbeiter. Zugleich wurden die Produktionsanlagen stetig ausgebaut und fortlaufend Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) getätigt. Ihr Mut für Neues wird ebenso wie die über mehrere Generationen gewachsene Kompetenz mit innovativen und starken Marken aus der eigenen Entwicklung und Produktion belohnt.

2006 wurde Nyda® eingeführt, das inzwischen in Deutschland der Marktführer unter den Pedikuloziden ist. Mit dem Mittel wurde eine giftfreie Möglichkeit zur Läusebekämpfung geschaffen. Das Präparat ist ein Beispiel für die gelungenen Innovationen, die die Abteilung F&E hervorbringt. „Wir entwickeln aus Ideen erfolgreiche Produkte“, beschreibt Dr. Thomas Zimmeck, F&E, auf der Unternehmensseite die Arbeit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Sie sucht nach Wegen, Wirkstoffe besser verfügbar zu machen oder mit neuen Wirkprinzipien den Patienten zu helfen. Die Entdeckung, dass Halstabletten mit Hyaluronsäure für ­einen effektiven Schutz der Mund- und Rachenschleimhaut sorgen, brachte 2009 Gelorevoice® hervor. Zu den frühesten Innovationen zählen Gelomyrtol® forte und Nitrolingual®. Mit ihnen ist es Pohl-Boskamp bereits in den Anfängen der Firmengeschichte gelungen, mittels Weichgelatinekapsel- sowie Spraytechnologie neue Darreichungsformen zu entwickeln.

Foto: Pohl-Boskamp

Gut bei Stimme Dafür sollen die 2009 auf dem Markt eingeführten Gelorevoice® Halstabletten sorgen, die hier gerade vom Fließband rollen.

Spürbare Unternehmensphilosophie

Alle Produkte haben eines gemeinsam: Eine spürbar schnelle Wirkung bei ausgezeichneter Verträglichkeit. „Spüren, wie es wirkt!“ ist das Versprechen von Pohl-Boskamp. Es ist zum Leitmotiv und zugleich zum Markenzeichen geworden, mit dem sich das Unternehmen weltweit einen Namen gemacht hat. Als ein Spezialist für Arzneimittel und Medizinprodukte für die Akut­therapie liegt der Schwerpunkt des Sortiments bei Medikamenten gegen Erkrankungen der Atemwege, des Herz-Kreislauf-Systems, der Harnwege, des Magen-Darm-Traktes und zur Behandlung des Kopflausbefalls. Unter den Präparaten finden sich nicht nur Phytotherapeutika. Dennoch ist das bekannteste und auch umsatzstärkste Produkt des Unternehmens das pflanzliche Arzneimittel Gelomyrtol® forte.

Digitale Gesundheitsanwendung

Erst kürzlich hat Pohl-Boskamp ein neues Marktsegment beschritten. Es wurde eine Tinnitus-App entwickelt, die aufgrund der überzeugenden Studienergebnisse dauerhaft in das Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA-Verzeichnis) aufgenommen wurde. Mit Kalmeda® steht eine individuelle Tinnitusbehandlung auf Basis einer kognitiven Verhaltenstherapie zur Verfügung, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Marianne Boskamp sieht in der Aufnahme einen zukunftsweisenden Fortschritt für das Gesundheitswesen: „Die Einführung von digitalen Gesundheitsanwendungen im deutschen Gesundheitssystem ist ein Meilenstein. Mit der Tinnitus-App haben wir gezeigt, dass Evidenz und Wirksamkeit auch bei digitalen Medizinprodukten Realität sind.“

Qualität hat oberste Priorität

Als forschendes Unternehmen legt Pohl-Boskamp großen Wert darauf, dass alle medizinischen Produkte ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit in umfassenden Studien nach GCP-Regeln unter Beweis stellen. Allein in 25 Jahren wurden 150 klinische Studien mit mehr als 14.000 Studienteilnehmern durchgeführt, bei denen der Schutz der Teilnehmer und die Qualität der Studienergebnisse im Zentrum stand. Zudem erfüllt das Unternehmen bei der Herstellung die Richtlinien der Europäischen Kommission und hält sich an GMP-Standards der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) sowie verschiedener asiatischer Länder.

Stets auf Augenhöhe im Gespräch

Bei Pohl-Boskamp steht der Mensch im Mittelpunkt. Flache Hierarchien und unkompliziertes Duzen auf allen Ebenen kennzeichnen ebenso wie die fortwährende Kommunikation mit den Mitarbeitern die Unternehmenskultur. Nicht nur intern, auch extern legt Pohl-Boskamp Wert darauf, in den Dialog zu treten. Das Unternehmen will diskutieren, mitgestalten und informieren – für ein zukunftsweisendes Gesundheitswesen. Dafür veranstaltet es zweimal im Jahr den Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik (EDzG), bei dem Vertreter aus Gesundheitspolitik, Ärzte- und Apothekerschaft, Krankenkassen, Gesundheitsökonomie, Industrie, Verbände und Patientenvereine sich zu öffentlichen Debatten über aktuelle, brisante Themen treffen. Des Weiteren sieht das Unternehmen die Arbeit von Patientenorganisationen als einen wertvollen Bestandteil des Gesundheitswesens und unterstützt daher verschiedene Patientenvereinigungen (z. B. ICA-Deutschland e. V., Deutscher Psoriasis Bund e. V.).

Hervorzuheben ist auch Pohl-Boskamps lokales Engagement. Als Mitglied im Partnerprogramm „Schleswig-Holstein. Der echte Norden“ liegt es dem Unternehmen am Herzen, die Wahrnehmung des Bundeslandes als attraktiven Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandort zu steigern – nicht zuletzt um die Region zu stärken, in der das norddeutsche Unternehmen seinen Sitz und Produktionsstandort hat: Forschung, Produktion und Vertrieb des Global Players sind in Schleswig-Holstein zu Hause. |

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