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Das Geschäft mit dem Gras
Cannabis-Unternehmen im Überblick
In Deutschland wird noch in diesem Jahr das positive Votum der Politik für die Freigabe der Cannabis-Blüten zum Freizeitgenuss erwartet. Laut Vertrag der Ampel-Koalitionäre ist vorgesehen, „die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“ einzuführen. Ein Gesetzentwurf soll, laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, in der zweiten Jahreshälfte folgen. Damit dies auch tatsächlich pünktlich gelingt, wird innerhalb der Koalition der Druck auf Lauterbach erhöht. Durch einen Beschluss des Haushaltsausschusses wird ihm ein Betrag von einer Million Euro für die Öffentlichkeitsarbeit seines Ministeriums so lange gesperrt, bis das im Koalitionsvertrag vereinbarte Cannabiskontrollgesetz vorgelegt wird. „Wir müssen als Ampel jetzt auch die Gesundheitsprojekte im Koalitionsvertrag neben der Corona-Bekämpfung angehen und zügig umsetzen“, erklärte Paula Piechotta (Grüne) gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Komme das Gesetz nicht im zweiten Halbjahr, verfielen die Gelder. Nach ihren Angaben wurde der Antrag für die Sperre gemeinsam mit den Abgeordneten Svenja Stadler (SPD) und Karsten Klein (FDP) gestellt.
Die Entwicklung läuft in vielen Teilen der Erde nach einem ähnlichen Muster ab: Staaten legalisieren die Cannabis-Pflanze als Genussmittel, nachdem sie eine gewisse Zeit schon zur medizinischen Nutzung bereitstand. Vorreiter ist Kanada. „Cannabis als Medizin“ ist dort bereits seit 2011 erlaubt. Seit Oktober 2018 können Erwachsene auch „Recreational marihuana“, also Marihuana zur Entspannung, straffrei konsumieren. Dieser Schritt sorgte für einen Boom: Neue Cannabis-Unternehmen wurden gegründet, die Anbaukapazitäten schnellten hoch, zahlreiche Firmen gingen an die Börse. Auch die USA stellen einen wichtigen Markt für Cannabis-Produzenten und -Händler dar. Zwar sind dort Gebrauch, Besitz und Verkauf von Hanf durch Bundesrecht bislang verboten. Allerdings haben zahlreiche Bundesstaaten Cannabis als Rauschmittel für Personen ab 21 Jahren legalisiert. Darüber hinaus ist Bewegung in dem Thema: Ein aktueller Gesetzentwurf sieht die Legalisierung für die gesamten USA vor.
In Deutschland dürfen Ärztinnen und Ärzte Cannabis mit dem Wirkstoff THC seit März 2017 zu medizinischen Zwecken verordnen, beispielsweise zur Schmerzlinderung. Dagegen ist es hierzulande bislang weiterhin verboten, Cannabis, Marihuana, Gras, Weed und Co. zu Genusszwecken zu verkaufen oder zu erwerben. Auch Anbau und Besitz sind verboten. Sollte sich das demnächst nach dem Willen der Ampel-Koalitionäre ändern, ist nach aktuellem Stand allerdings noch völlig offen, inwieweit die Apotheken dabei involviert werden. Einzelne Gesundheitspolitikerinnen und -politiker aus der Koalition äußerten sich zu dieser Frage bisher eher zurückhaltend. Man könne sich vorstellen, dass der Verkauf auch in Apotheken stattfindet, hieß es höchstens. Auch die Position der Apothekerschaft ist noch nicht ganz klar. Man befinde sich in einem heilberuflichen Zielkonflikt, sei aber (gesprächs-)bereit, wenn die Politik auf die Apotheken zukommt. Anfang Mai sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening gegenüber der „Lebensmittelzeitung“, dass die Apotheker wegen der Cannabis-Nebenwirkungen den Verkauf zu Genusszwecken grundsätzlich ablehnten. „Im Falle einer Legalisierung bieten wir aber unsere Hilfe an, um den Verbrauchern ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.“ Dies gelte allerdings nur, wenn die Abgabe ausschließlich in Apotheken erfolge.
Das globale Milliardengeschäft
Doch allein die Tatsache, dass man sich hierzulande so nah an der Cannabis-Freigabe befindet wie noch nie zuvor, weckt die Fantasie von Unternehmen, die zum Teil bereits in vielen anderen Ländern auf ein Milliardengeschäft blicken können. Der Markt für frei verkäuflichen Hanf entwickelt sich rasant, wenngleich die Kalkulationen wild durcheinandergehen. So könnte nach Einschätzung des US-Marktforschungsunternehmens BDSA der globale Umsatz im legalen Cannabis-Markt von 19,7 Mrd. Dollar im Jahr 2020 auf 47,2 Mrd. Dollar im Jahr 2025 steigen. Irwin Simon, Chef des kanadischen Cannabis-Herstellers Tilray, sieht gar die Chance auf Umsätze von fast 200 Mrd. Dollar.
Für Europa liegen die Umsatzschätzungen bei rund 5 Mrd. Dollar, wobei auf Deutschland der mit Abstand größte Anteil entfallen dürfte. So rechnet das Marktforschungsunternehmen Prohibition Partners damit, dass das hiesige Geschäft allein mit medizinischem Cannabis auf mehr als 1 Mrd. Euro wachsen könnte.
Unternehmen machen vielfach hohe Verluste
In der Tat, der Bedarf nach dem Gras ist groß. Der Wettbewerbsökonom Justus Haucap vom Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) kommt in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Cannabis „die mit Abstand am meisten konsumierte illegale Substanz in Deutschland“ ist. Annähernd ein Drittel der Bevölkerung habe im Laufe des Lebens mindestens einmal Cannabis konsumiert. Vor allem bei jüngeren Menschen scheint die Bereitschaft für den Hanfkonsum hoch zu sein. Den Gesamtbedarf in Deutschland kalkuliert Haucap in einer Größenordnung zwischen 380 und 420 Tonnen pro Jahr.
Der Fantasie auf lukrative Geschäfte steht allerdings die unternehmerische Realität entgegen. So schreiben die großen Cannabis-Produzenten überwiegend Verluste. Ein Grund ist, dass die Unternehmen erheblich in die Verbreiterung ihrer Marktbasis investieren, um sich für den erhofften Nachfrageschub zu positionieren. Die Verluste drücken sich auch in der teilweise schlechten Aktienperformance aus, wie ein Blick auf die Branchengrößen Canopy Growth und Tilray - ehemals Aphria – offenbart. Wer hierzulande mit Cannabis-Unternehmen ins Geschäft kommen möchte, kann sich entweder an einen der meist kleineren deutschen Produzenten beziehungsweise Händler wenden, deren Zahl ständig zunimmt. Die Hauptrolle spielen allerdings große international tätige Unternehmen, die vielfach auch über einen Ableger in Deutschland verfügen.
Canopy Growth (Kanada)
Die kanadische Canopy Growth Corporation wurde 2014 als Tweed Marijuana gegründet und hat ihren Sitz in Smiths Falls, Ontario. Gemessen am Umsatz von zuletzt 607 Mio. kanadischen Dollar und einer Marktkapitalisierung von rund 2,9 Mrd. kanadischen Dollar (2,05 Mrd. Euro) ist Canopy Growth der weltgrößte Konzern der Branche. Der Vertrieb umfasst Produkte wie Hanf und Cannabis-Geräte, aber auch verschiedene Marken und Cannabis-Sorten in Form von Trocken-, Öl- und Softgel-Kapseln.
Im Dezember 2018 kaufte Canopy Growth den Tuttlinger Vaporizer-Hersteller Storz & Bickel für 145 Mio. Euro. Im Mai 2019 übernahm Canopy Growth außerdem für 225,9 Mio. Euro die Cannabinoid-Sparte von Bionorica mit Standorten in Neumarkt in der Oberpfalz, Frankfurt am Main und Wien.
Im Mai vergangenen Jahres übernahm Canopy zudem das kanadische Unternehmen Supreme Cannabis für etwa 435 Mio. kanadische Dollar (rund 290 Mio. Euro).
Mit einem Anteil von 36 Prozent zählt der US-Getränkekonzern Constellation Brands zu den Großaktionären von Canopy Growth. Constellation Brands plant, mit Canopy Growth Getränke zu entwickeln, die einen Cannabis-Geschmack haben.
Wirtschaftlich operiert Canopy Growth tief in der Verlustzone. In dem Maße, wie die Umsätze in den vergangenen Jahren stiegen, erhöhten sich die jährlichen Verluste. 2021 lag dieser bei -1,74 Mrd. kanadischen Dollar und damit beim Dreifachen des Jahresumsatzes – eine höchst ungesunde Relation.
Wie soll Cannabis zu Genusszwecken auf legalem Wege nach Deutschland kommen?
eda | Mit dem Import von Cannabis zu Genusszwecken würde man in Deutschland gegen internationales Recht verstoßen. Denn seit 1961 gilt das geschlossene Einheitsabkommen der UN-Staaten über die Betäubungsmittel (Single Convention on Narcotic Drugs). Das Einheitsabkommen verbietet den Handel, also auch den Import sowie den Export mit Cannabis zu Genusszwecken. Selbst ein Anbau von Cannabis vor Ort, also in Deutschland selbst, ist laut dem Abkommen verboten, wenn es um einen nichtmedizinischen und nichtwissenschaftlichen Gebrauch geht. Das Vorhaben der aktuellen Bundesregierung ist also rechtlich alles andere als trivial. Wie die Ampel-Koalition die entsprechenden Rahmenbedingungen konkret aufstellen wird, bleibt spannend und wird, laut „Handelsblatt“, international genau beobachtet. Deutschland habe die Chance, Fehler zu vermeiden, die andere Länder bei der Legalisierung bzw. Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken gemacht haben. Das Wirtschaftsmagazin führt als Beispiel die Niederlande auf, in denen Cannabis zwar nicht legalisiert wurde, aber seit Jahrzehnten von Coffeeshops für den Eigenbedarf an Erwachsene verkauft werden darf. Es wurde somit lediglich die Abgabe geregelt, doch nicht der Einkauf. Weil es den Coffeeshops unmöglich ist, Cannabis legal einzukaufen, nutzten Drogenbanden diese Lücke, um ein großes Netzwerk aufzubauen, über das mittlerweile auch zunehmend Kokain verkauft wird. Und in Kanada wiederum mangelte es zum Start der Liberalisierung im Oktober 2018 nicht am „Nachschub“ – viele Cannabis-Unternehmen hatten, laut „Handelsblatt“, Tonnen an Freizeit-Cannabis produziert, sondern an der Distribution, weil staatliche Abgabestellen fehlten. So soll es in der größten Provinz Ontario den ersten Shop erst acht Monate nach der Freigabe gegeben haben. Insgesamt sorgte die zu schwache Infrastruktur dafür, dass die Konsumenten weiterhin auf dem Schwarzmarkt einkauften.
Tilray (Kanada)
Tilray wurde 2013 in den USA gegründet, hat seinen Sitz aber in British Columbia, Kanada, und gehört zu den führenden Unternehmen in der Erforschung, Herstellung und dem Vertrieb von medizinischen Cannabinoiden. Mit einem Umsatz von 577 Mio. kanadischen Dollar im Geschäftsjahr 2020/2021 (zum 31. Mai) belegt das Unternehmen Platz 2 in der globalen Cannabis-Hierarchie.
2020 fusionierte Tilray mit dem Wettbewerber Aphria, der noch 2018 mit einem Börsenwert von rund 3,8 Mrd. Dollar zu den größten Cannabis-Aufzuchtkonzernen der Welt zählte. Aphria war 2014 gegründet worden. Zum Portfolio gehörten aus Cannabis gewonnene Extrakte und Cannabis-haltige Lifestyle-Produkte sowie Lebensmittel. Die Konzerntochter Aphria Deutschland erhielt 2019 vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) den Zuschlag für den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken. Die Vertragslaufzeit betrug vier Jahre bei einer Produktion von einer Tonne pro Jahr. Zu diesem Zweck errichtete Aphria als erstes Unternehmen deutschlandweit eine mehr als 6000 Quadratmeter große Indoorplantage in Neumünster, in der seit 2021 Cannabis für medizinische Zwecke geerntet wird.
Mit der Übernahme von Aphria stärkte Tilray seine globale Position. Auch in Deutschland hat sich Tilray als Gesellschafter von CC Pharma eine solide Marktposition verschafft. Nach einer Erhebung des Marktforschungsunternehmens Insight Health sind die Kanadier hier Marktführer bei Extrakten und vereinigen über drei Viertel der Marktanteile auf sich. In jüngerer Zeit weitete Tilray zudem seinen Vertrieb von medizinischem Cannabis in Kalifornien, Australien und Malta aus und strebte eine Allianz mit dem ebenfalls kanadischen Cannabis-Unternehmen Hexo an.
Aurora Cannabis (Kanada)
Aurora Cannabis Inc. ist ein 2006 gegründeter börsennotierter Produzent von Cannabis und medizinischem Marihuana mit Sitz im kanadischen Edmonton. Mit 15 Produktionsanlagen in Kanada, Dänemark, Uruguay und Portugal und einem Vertriebsnetz in 24 Ländern auf fünf Kontinenten ist Aurora einer der weltweit größten Cannabis-Produzenten. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist Aurora hinter Canopy Growth und Tilray der weltweit drittgrößte Konzern der Branche.
2017 übernahm Aurora Cannabis das Berliner Start-up Pedanios. Dieses war im Juli 2015 gegründet worden und erhielt noch im selben Jahr die Großhandelserlaubnis zum Vertrieb von Cannabis-Produkten. Anfang August 2018 firmierte Pedanios zu Aurora Deutschland GmbH um. Die Firma sieht sich hierzulande als Marktführer beim Vertrieb von Medizinal-Cannabisblüten. Neben Aurora Deutschland unterhält die Aurora Cannabis Inc. mehrere weitere europäische Ländergesellschaften, die unter der Dachgesellschaft Aurora Europe GmbH mit Sitz in Berlin gebündelt sind.
2019 erhielt Aurora Cannabis durch das BfArM den Zuschlag für den Anbau von medizinischem Marihuana in Deutschland. Daraufhin begann das Unternehmen bei Leuna in Sachsen-Anhalt mit dem Bau einer Produktionsanlage mit dem Ziel, dort jährlich eine Tonne Cannabis herzustellen. Laut Insight Health nimmt Aurora gemessen an der Menge der Blüten, die deutsche Apotheken bei den Produzenten einkaufen, hierzulande eine führende Rolle ein. Auf den Plätzen folgen demnach Canopy Growth und die Kölner Cannamedical Pharma GmbH.
Village Farms International (Kanada)
Die Wurzeln von Village Farms gehen auf den Gewächshausanbau zurück. Mit der Gründung in den späten 1980er-Jahren verfolgte das Unternehmen das Ziel, den Anbau in einem hochtechnologischen Gewächshaus effizienter zu machen als den Anbau im Freien.
In den vergangenen Jahren hat Village Farms sich zunehmend auch in das Cannabis-Geschäft begeben, wo höhere Margen und größeres Wachstum möglich sind. Dazu hat das Unternehmen 2017 Pure Sunfarms ins Leben gerufen, einen der größten Cannabis-Anbauer Kanadas und nach eigenen Angaben eine der meistverkauften Marken des Landes. 2021 kam Balanced Health Botanicals aus Colorado, USA, hinzu, eine der führenden CBD-Marken und E-Commerce-Plattformen des Landes. Darüber hinaus investiert Village Farms international mit Fokus auf den asiatisch-pazifischen Raum und Europa. Mit 1800 Mitarbeitern und einem Umsatz von 268 Mio. Dollar zählt Village Farms zu den größeren Mitspielern der Branche.
Jazz Pharmaceuticals (Irland)
Jazz Pharmaceuticals wurde 2003 als Pharmaunternehmen gegründet. Auch heute erwirtschaftet die Firma den überwiegenden Teil ihrer Umsätze mit klassischen Pharmaprodukten, verfügt aber auch über ein noch recht junges Cannabis-Business. Prägend für das irische Unternehmen war vor allem 2021 die Akquisition des britischen Wettbewerbers GW Pharmaceuticals für 7,2 Mrd. Dollar (rund 6 Mrd. Euro). GW war Vorreiter bei der Zulassung von Medikamenten auf Cannabis-Basis. Zum Portfolio gehört beispielsweise das Multiple-Sklerose-Medikament Nabiximole. Epidiolex, das wichtigste Medikament von GW Pharmaceuticals, ist in mehreren Ländern zur Behandlung von Epilepsie zugelassen. Durch die Übernahme von GW sieht sich Jazz Pharmaceuticals heute im Reigen der führenden Unternehmen für die wissenschaftliche Erforschung von Cannabis.
Hexo (Kanada)
Hexo Corp ist ein 2013 gegründetes kanadisches Cannabis-Unternehmen mit Sitz in Ottawa und bedient sowohl den Markt des Freizeitkonsums als auch den medizinischen Markt in Kanada, Israel und Malta. 2021 erwirtschaftete die Firma einen Umsatz von 173 Mio. kanadischen Dollar, operiert allerdings tief in der Verlustzone: 2021 lag dieser bei 113,6 Mio kanadischen Dollar, im Jahr davor waren es sogar 546 Mio. kanadische Dollar.
Im Sommer 2021 hat Hexo für 400 Mio. kanadische Dollar den Wettbewerber Redecan übernommen. Der damalige Hexo-Chef gab daraufhin das Ziel aus, eines der drei größten Cannabis-Unternehmen der Welt zu werden. Auf dem Weg dorthin erwarb Hexo im September 2021 zusätzlich den kanadischen Cannabis-Wettbewerber 48North. Im März 2022 ging Hexo außerdem eine strategische Allianz mit dem Branchenriesen Tilray Brands ein.
Green Thumb Industries (USA)
Green Thumb Industries ist ein 2014 gegründeter US-Konzern mit Sitz in Chicago, der sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Cannabis in 15 US-Staaten fokussiert. Das Unternehmen betreibt 17 Plantagen, 76 Verkaufsstellen und beschäftigt rund 3800 Mitarbeiter. Der Umsatz lag 2020 bei 556 Mio. Dollar, der Nettogewinn bei 14,9 Mio. Dollar. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Cannabis-Unternehmen arbeitet Green Thumb damit profitabel.
Das Unternehmen produziert und vertreibt ein Sortiment an Cannabis-Produkten, darunter Blüten, Konzentrate, Esswaren und topische Produkte. Green Thumb besitzt und betreibt außerdem eine Kette von Cannabis-Einzelhandelsgeschäften namens RISE Dispensaries. Da der Konzern über Lizenzen für weitere Verkaufsstellen verfügt, gilt er als Profiteur, sollte Cannabis in weiteren US-Bundesstaaten legalisiert werden.
Cannamedical (Deutschland)
Das Kölner Unternehmen Cannamedical, 2016 von David Henn gegründet, gilt als einer der Pioniere im deutschen Markt für Medizinalcannabis. Als Pharmaimporteur führt Cannamedical Blüten aus den Niederlanden, Kanada, Portugal und Australien ein und beliefert nach eigenen Angaben rund 4000 Apotheken und klinische Einrichtungen in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt über 50 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von zwölf Millionen Euro. Darüber hinaus unterhält Cannamedical Niederlassungen in Kanada und Großbritannien. Seit 2021 ist die Firma Teil der Semdor Pharma Group – nach eigenen Angaben eine der führenden Pharmagruppen in Europa, die sich auf Betäubungsmittel und medizinisches Cannabis spezialisiert hat.
Synbiotic (Deutschland)
Das Münchner Unternehmen Synbiotic bezeichnet sich selbst als „Europas führendes Cannabinoid-Unternehmen“ und hat Indikationen wie Schmerz, Schlaf und Angst im Blick. Synbiotic war bis Sommer 2020 eine leere Börsenhülle. Durch Einbringung des 2015 gegründeten Start-ups Solidmind wurde diese mit Leben gefüllt, indem Solidmind die CBD-Marke Hempamed mit einbrachte. Laut dem Portal „Gründer Wiwo.de“ steckt hinter der Firma mit Christian Angermayer ein prominenter Investor, der bekannt dafür sei, „zukunftsträchtige Geschäftsfelder aufzuspüren und beste Kontakte unter anderem zu US-Milliardär Peter Thiel pflegt“. Solidmind machte den Angaben zufolge 2020 mit 37 Mitarbeitern knapp 10 Mio. Euro Umsatz.
Im November 2021 verkündete Synbiotic den „bedeutendsten Merger im europäischen Cannabis-Sektor“. Synbiotic SE übernahm 50,1 Prozent der auf Hanfprodukte spezialisierten Unternehmensgruppe von Daniel Kruse mit vier Unternehmen zu einer Bewertung von 11,2 Mio. Euro und sicherte sich den späteren Erwerb der restlichen 49,9 Prozent. Gleichzeitig kommunizierte Synbiotic für 2021 eine Umsatzprognose von 15 Mio. Euro.
An der Börse konnte Synbiotic bislang nicht überzeugen. Analysten verweisen allerdings auf die starke Stellung der Firma auf dem europäischen und vor allem deutschen Cannabinoid-Markt. Synbiotic sei „ideal positioniert“, um von den regulatorischen Änderungen zu profitieren und sich als europäischer Marktführer zu etablieren.
Demecan (Deutschland)
Das Berliner Unternehmen Demecan wurde 2017 gegründet, um Patienten den Zugang zu medizinischem Cannabis in „Made in Germany“-Qualität zu ermöglichen. Im Mai 2019 erhielt Demecan vom BfArM „als einziges unabhängiges deutsches Unternehmen“ den Zuschlag zum Anbau und Vertrieb von medizinischem Cannabis in Deutschland.
Daneben sind bei der Cannabisagentur bisher nur die kanadischen Firmen Aphria und Aurora gelistet.
Die Betriebsstätte von Demecan befindet sich in einem ehemaligen Schlachthof nördlich von Dresden. Am 20. April 2022 teilte das Unternehmen mit, erstmals über 100 Kilogramm zur Abholung durch die staatliche Cannabis-Agentur und für die Weitergabe an Apotheken produziert zu haben. Als pharmazeutischer Großhändler arbeitet Demecan mit Cannabis-Produzenten weltweit zusammen und importiert medizinisches Cannabis. Nach eigenen Angaben ist Demecan das einzige unabhängige deutsche Unternehmen, das die gesamte Produktionskette für medizinisches Cannabis vom Anbau über die Weiterverarbeitung und Lagerung bis hin zur Distribution an Apotheken abdeckt.
Sollte Cannabis in Deutschland auch für Genusszwecke freigegeben werden, könnte Demecan die Produktion von derzeit jährlich rund eineinhalb auf vier Tonnen hochfahren, so ein Bericht des „Handelsblatts“. Zudem könne man sich vorstellen, selbst Fachgeschäfte zu eröffnen. „Wir bilden bereits fast die gesamte Wertschöpfungskette ab und haben Erfahrungen als Anbauer, Weiterverarbeiter, Importeur und Großhändler. Es wäre für uns der nächste logische Schritt, auch auf die Konsumenten zuzugehen“, so die Aussage eines Firmengründers gegenüber dem „Handelsblatt“. Hinter Demecan stünden unter anderem die Venture-Capital-Gesellschaft BTOV Partners sowie private Investoren wie Bernhard Schadeberg, Chef und Miteigentümer der Krombacher-Brauerei, und Paul Kraut, ehemaliger Chef und Familieneigentümer des Spielzeugherstellers Schleich. Anfang 2021 sei bei einer weiteren Finanzierungsrunde noch der Futury Fonds hinzugekommen.
Adjupharm (Deutschland), IM Cannabis (Israel)
Die Bad Oldesloer Adjupharm GmbH wurde 1991 als Dienstleister für die pharmazeutische Industrie gegründet. 2017 stieg das Unternehmen als Lohnhersteller in das Geschäft mit medizinischem Cannabis ein und wurde 2020 durch die israelische IM Cannabis (IMC) übernommen. IMC fokussiert sich auf landwirtschaftliche Produkte und medizinisches Cannabis. Zum Portfolio gehören beispielsweise getrocknete Blüten, Öle und Verdampfer für medizinische Patienten. Die Produktionskapazität in Israel beträgt 4,2 Tonnen medizinisches Cannabis pro Jahr. Vor Kurzem erhielt IMC eine Lizenz für den Verkauf in Kanada. Ziel von IMC ist es, über Adjupharm den Vertrieb von medizinischem Cannabis in Deutschland und Europa zu steuern.
Cannabis Gipfel 2022
Das Cannabis-Update des Jahres!
Es geht in die dritte Runde: Nach zwei erfolgreichen Cannabis Gipfeln startete am 23. Mai 2022 der dritte Cannabis Gipfel online. Alle relevanten Aspekte der Cannabis-Versorgung durch Apotheken werden in insgesamt fünf Vorträgen beleuchtet – dieses Mal mit besonderem Fokus auf Dronabinol:
- Dr. Andreas Ziegler beantwortet alle Fragen rund um das Cannabis-Rezept.
- Dr. Thorsten Tuschy fasst die wichtigsten Aspekte zum Handling von Medizinalcannabis im Backoffice zusammen.
- Dr. Michael Sax beschäftigt sich mit der Identitätsprüfung verschiedener Cannabis-Produkte.
- Dr. Holger Reimann gibt einen Überblick über die verschiedenen Formulierungen und Darreichungsformen, in denen Cannabis und seine Inhaltsstoffe angewendet werden.
- Dr. Dominik Bauer erörtert, welche Themen in keinem Beratungsgespräch fehlen dürfen und was bei der patientenindividuellen Einnahme zu beachten ist.
Der Cannabis Gipfel online ist mit fünf Punkten von der Bundesapothekerkammer (BAK) akkreditiert. Die fünf Online-Vorträge sind bis zum 30. September 2022 auf der Seite der DAV-Akademie abrufbar.
Der Preis beträgt 149,- Euro zzgl. MwSt.; Abonnenten der Deutschen Apotheker Zeitung sowie PTAheute-Clubmitglieder können für einen reduzierten Sonderpreis von 119,- Euro zzgl. MwSt. dabei sein!
Anmeldung und weitere Informationen unter www.cannabis-gipfel.de
Cannovum (Deutschland)
Die Cannovum AG aus Berlin ist nach eigenen Angaben das erste börsengelistete deutsche pharmazeutische Cannabis-Unternehmen. Cannovum fungiert als Großhändler, Importeur und Hersteller von Cannabis-basierten Arzneimitteln und versorgt Patienten in Deutschland mit medizinischem Cannabis. Die Geschäfte laufen allerdings offenbar auf kleiner Flamme: 2020 buchte das Unternehmen einen Umsatz von lediglich 5600 Euro bei einem Verlust von 30.500 Euro. Im Februar 2022 gab das Unternehmen den Start einer „Medical Education Plattform“ bekannt. Dabei handelt es sich um eine kostenlose virtuelle Weiterbildungsplattform für Themen rund um medizinisches Cannabis.
Eine bedeutende Rolle für die Versorgung deutscher Apotheken mit Blüten spielen laut Insight Health zudem die Unternehmen Four 20 Pharma, Nimbus Health, Cansativa und Remedix. Eine wichtige Funktion als Lieferant hat außerdem die niederländische Firma Bedrocan. Insgesamt haben die Marktbeobachter von Insight Health etwa 80 Unternehmen ausgemacht, die hierzulande Blüten anbieten. Es ist ein hart umkämpfter Markt. Experten gehen denn auch davon aus, dass sich die Zahl der Anbieter in den nächsten Jahren deutlich reduzieren dürfte. |
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