Pandemie Spezial

Corona-Ticker

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

Rückfall nach Paxlovid®-­Behandlung?

pj | Nach einer Therapie mit Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) kann es erneut zu einem Aufflammen von COVID-19 kommen, wobei die Rebound-Infektion mit geringeren Symptomen als die Erstinfektion verläuft. Dieses Phänomen ist bekannt und eine diesbezügliche Warnung wurde bereits von den US-amerikanischen Centers für Disease Control and Prevention (CDC) ausgesprochen. Eine Einschränkung der Anwendung von Paxlovid® ist derzeit nicht vorgesehen. Fallberichten zufolge kann es ­innerhalb von zwei bis acht Tagen nach einer fünftägigen Behandlung mit Paxlovid® und Erholung des Patienten zu einem erneuten Auftreten von COVID-19-Symptomen oder erneutem positivem Test kommen, auch bei Betroffenen, die geimpft oder geboostert waren. Die Rebound-Infektion verläuft mild und es gibt keine ­Berichte über einen schweren Krankheitsverlauf. Es werden derzeit keine Hinweise gesehen, dass bei Verdacht auf eine COVID-19-Rebound-Infektion eine zusätzliche Behandlung mit Paxlovid® oder anderen Wirkstoffen gegen SARS-CoV-2-Infektionen erforderlich ist. Warum, wie häufig und wann es zu einem Rebound kommt, ist derzeit noch unklar. Das Phänomen ist bekannt, bereits in der Zulassungsstudie von Paxlovid® (EPIC-HR-Studie) war bei 1 bis 2% der Probanden der Verum- und der Placebo-Gruppe einige Tage nach abgeschlossener Behandlung und negativem PCR-Test ein PCR-Test erneut positiv. Die Ursachen hierfür sind unklar. Experten vermuten, dass vor allem Patienten mit Immunschwäche oder Tumorerkrankungen gefährdet sein könnten, da deren Immunsystem das Virus nicht vollständig eliminieren kann. Die Befürchtung, dass das Rebound-Phänomen auf eine sich anbahnende Resistenzentwicklung zurückzuführen ist, wird von Experten nicht geteilt. Derzeit wird folgender Rat erteilt: Patienten, die nach der Paxlovid®-Therapie einen Rückfall erlitten hatten, sollten als ­infektiös betrachtet und wie bei einer Primärinfektion isoliert werden (einschließlich dem Einhalten weiterer Maßnahmen wie etwa dem Tragen einer Maske). Eine weitere antivirale Therapie wird derzeit nicht für sinnvoll erachtet. Das seltene Auftreten eines Rebound-Phänomens darf Paxlovid® nicht in das falsche Licht rücken. Der Benefit von Paxlovid®wie die Senkung der COVID-19-bezogenen Mortalitätsrate darf nicht unterschätzt werden. [COVID-19 Rebound After Paxlovid Treatment. CDC Health Advisory https://emergency.cdc.gov/han/2022/pdf/CDC_HAN_467.pdf, Robinson J. Pharm J 2022;308:7961;308(7961), DOI:10.1211/PJ.2022.1.143242]

Grafik: GEMINI/AdobeStock

Bringen BA.5 und BA.4 die nächste Corona-Welle?

vb/ck | Die Omikron-Subvarianten BA.5 und BA.4, die bereits seit einiger Zeit in Südafrika grassierten, werden nun auch in Europa signifikant stärker nachge­wiesen. Diese Immun­escape-Varianten können auch Geimpfte und Genesene erneut symptomatisch infizieren. Einige Experten fürchten, dass vielleicht schon im Sommer die Zahlen steigen werden und auch Hospitalisierungen und Todeszahlen wieder zunehmen. Seit dem 12. Mai 2022 gelten beide Omikron-Subvarianten BA.5 und BA.4 als „Variants of concern (VOC)“, als besorgniserregende Varianten. Eine mögliche neue Welle wird befürchtet, da die Erfahrungen aus Südafrika zeigen, dass sich BA.4 und BA.5 erst in nur wenigen Proben fanden und dann verzögert die Zahlen plötzlich rasant stiegen. Die Verzögerung wird erklärt mit einem sich abbauenden Immunschutz nach einer überstandenen Infektion, der es den anders strukturierten Subtypen nun erlaubt, neue Infektionen auszulösen. BA.4 und BA.5 sind genetisch unterschiedlich zu den bisherigen Subtypen BA.1, BA.2 und BA.3 der Variante Omikron. Diese Omikron-Varianten leiten sich von einem gemeinsamen Omikron-Vorläufer ab, kennzeichnend für die neueren Subtypen sind zusätzliche Mutationen besonders am Spike-Protein, die die Virulenz erhöhen sowie für einen Immunescape sorgen. Die neuen Viren können besonders der humoralen Immunabwehr entkommen. In Deutschland steigen die Fallzahlen bereits wieder, der Anteil an BA.5 steigt ebenfalls, BA.2 geht zurück. Eine Sommerwelle scheint damit in den kommenden Wochen möglich. Genaue Vorhersagen sind aber weiterhin schwierig. [SARS-CoV-2: Virologische Basisdaten sowie Virusvarianten. Informationen des Robert Koch-Instituts, www.rki.de]

Welche Impfung wann für wen?

dm/du | Wie geht es weiter mit den Impfungen gegen COVID-19? Was leistet ein vierter Booster, für wen ist er empfehlenswert, wer sollte auf einen angepassten Omikron-Impfstoff im Herbst warten? Und wird dieser auch vor den neuen Subvarianten BA.4 und BA.5 schützen? Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt besonders gefährdeten oder exponierten Personengruppen eine zweite Auffrischimpfung und damit eine vierte Impfdosis – dazu zählen auch Menschen ab 70 Jahren. Die Auffrischung soll das Risiko für schwere Erkrankungen noch einmal deutlich senken. Einer Pressemitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts von 3. Juni 2022 zufolge soll diese zweite Auffrischimpfung auch die Antikörperspiegel gegen Omikron deutlich erhöhen. Ungeachtet dessen ist unbestritten, dass die variantenangepassten Impfstoffe dringend notwendig sind. Hieran forschen unter anderem Biontech und Moderna. Zum Herbst sollen solche Omikron-angepassten Impfstoffe zur Ver­fügung stehen. Vor Kurzem veröffentlichte Moderna in einer Pressemitteilung erste Daten zu seinem bivalenten Impfstoffkandidaten mRNA-1273.214, der eine überlegene Antikörperreaktion auch gegen Omikron zeigen soll. Der Impfstoffkandidat basiert auf dem bisherigen Impfstoff Spike­vax® (mRNA-1273) und einer mRNA, die an die Omikron-Subvariante BA.1 angepasst wurde. Ob und wie gut dieser angepasste Impfstoff gegen die Subvarianten BA.4 und BA.5 wirken wird, ist nicht ­bekannt. Wer mit dem angepassten Impfstoff im Herbst geimpft werden soll, ist offen. Man verspricht sich ­jedoch durch die Impfung mit einer an Omikron angepassten Vak­zine einen verbesserten Schutz. [DAZ.online, News vom 13. Juni 2022]

Frühere SARS-CoV-2-Infektion schützt Kinder kaum vor Omikron

pj | Eine Infektion mit einer der früheren Varianten von SARS-CoV-2 führte bei Kindern zu keiner ausreichenden Neutralisationskapazität, um einer Omikron-Infektion entgegenzuwirken. Eine Impfung induzierte eine höhere Immunantwort und bewirkte dadurch einen besseren Schutz. Ob und in welchem Ausmaß Kinder, die eine SARS-CoV-2-Infektion mit einer früheren Variante durchgemacht hatten, auch vor einer Infektion mit der Omikron-Variante geschützt sind, war bislang nicht bekannt. Eine US-amerikanische Arbeitsgruppe nahm sich daher dieser Frage an. Sie ermittelte die Neutralisationskapazität von Antikörpern gegen verschiedene Virus-Varianten (alpha, beta, gamma und omikron) bei 177 pädiatrischen Patienten, die aufgrund einer schweren akuten COVID-19-Erkrankung hospitalisiert werden mussten sowie bei genesenen Kindern mit milder Symptomatik. Weniger als 10% der Kinder wies einen neutralisierenden Antikörpertiter gegen die Omikron-Variante auf, wobei bei unter Fünfjährigen der Titer geringer war, als bei den über Fünfjährigen. Auch in einer Kohorte mit rekonvaleszenten Kindern und Adoleszenten war ein Verlust neutralisierender Antikörper feststellbar. Dieser betraf alle Virus-Varianten, war aber bei der Omikron-Variante am deutlichsten. Das heißt also, dass eine bereits durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion nicht vor weiteren Infektionen schützt, vor allem nicht vor Infektionen mit der Omikron-Variante. Eine Impfung führte zu einem besseren Ergebnis: So war bei geimpften Kindern der Neutralisationstiter gegen alle vier Virus-Varianten doppelt so hoch wie bei an SARS-CoV-2 erkrankten Kindern. Den Autoren zufolge zeigt dies den Benefit und die Notwendigkeit einer Impfung, da eine bereits durchgemachte Infektion mit „alten“ Virus-Varianten nicht vor weiteren ­Infektionen schützt. [Tanf J et al. Cross-reactive immunity against the SARS-CoV-2 Omicron ­variant is low in pediatric patients with prior COVID-19 or MIS-C. Nature Comm 2022;13:2979]

Beeinflussen COVID-19-mRNA-Impfstoffe die Menstruation?

ck | Ob es einen Zusammenhang von COVID-19-Impfungen und Zyklusstörungen gibt, wird schon seit Mitte letzten Jahres diskutiert: So gingen beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Einzelfallmeldungen zu Zyklusstörungen im Zusammenhang mit Comirnaty® und Spikevax® ein, darunter Zwischenblutung, unregelmäßige Menstruation, Amenorrhö, verzögerte Menst­ruation, Oligomenorrhö, Polymenorrhö, starke Menstruationsblutung und postmenopausale Blutungen. Ein direkter Zusammenhang wurde jedoch nicht gesehen. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) äußerte sich im Oktober 2021 dazu: COVID-19-Impfungen könnten ein Faktor für Zyklusstörungen sein, eine Kausalität sah auch das RKI nicht. Im August 2021 hatte sich auch der für die Bewertung von Arzneimittelrisiken zuständige PRAC-Ausschuss bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) mit möglichen Zyklusstörungen im Zusammenhang mit COVID-19-Impfungen befasst. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf dem Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhoe) sowie auf starken Regelblutungen. Die Häufigkeit dieser Zyklusstörungen wurde als nicht ungewöhnlich hoch eingeschätzt. Nun hat der Ausschuss seine Bewertung aktualisiert. Dazu wurden alle verfügbaren Daten ausgewertet, einschließlich Erkenntnissen aus der Literatur und Fällen von Amenorrhoe und starken Menstruationsblutungen, die Eudra­Vigilance nach der Verabreichung von Comirnaty® und Spikevax® gemeldet wurden. Der PRAC kommt zu dem Schluss, dass es keine ausreichenden Beweise für einen kausalen Zusammenhang zwischen den COVID-19-Impfstoffen Comirnaty® und Spikevax® gibt. Das Thema soll weiterhin aufmerksam verfolgt werden. In Bezug auf das Ausbleiben der Menstruation fordert der PRAC die Zulassungsinhaber auf, es in die nächsten regelmäßigen aktualisierten Sicherheitsberichte für Comirnaty® und Spikevax® aufzunehmen. Der Ausschuss wird auch die Bewertung des Sicherheitssignals zu starken Regelblutungen fortsetzen und verlangt von den Zulassungsinhabern eine aktualisierte kumulative Überprüfung der Fälle von starken Regelblutungen. [Meeting Highlights from the Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) 7. bis 10. Juni 2022] |

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