Arzneimittel und Therapie

Vierte COVID-19-Impfung ab 60

Die STIKO gibt neue Empfehlungen zur Impfung und Prä-Expositionsprophylaxe

dm | Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre COVID-19-Impf­empfehlung aktualisiert. Damit rät sie nun nicht nur Menschen ab 60 zu einer zweiten Auffrischimpfung, sondern empfiehlt auch den Protein­impfstoff Nuvaxovid von Novavax zur Grundimmunisierung bereits ab zwölf Jahren. Außerdem erklärt sie, was bei einer Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) mit Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld) zu beachten ist.

Am 18. August 2022 hat die Ständige Impfkommission am Robert Koch-­Institut (STIKO) gleich mehrere Dokumente veröffentlicht, unter anderem zur Grundimmunisierung ab zwölf Jahren mit dem COVID-19-Impfstoff Nuvaxovid von Novavax, der SARS-CoV-2-Prä-Expositionsprophylaxe mit Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld) und der schon länger geforderten Indikationserweiterung für eine weitere COVID-19-Auffrischimpfung für Menschen ab 60 Jahren. Begleitet werden diese Veröffentlichungen von einer Pressemitteilung der STIKO, die den Fokus jetzt vor allem auf den erweiterten Personenkreis für die zweite ­COVID-19-Auffrischimpfung lenkt. Zuvor hatte die STIKO diese vierte Impfung für Menschen ab 70 Jahren und für besonders gefährdete oder exponierte Personengruppen empfohlen.

Die Empfehlung für eine vierte ­COVID-19-Impfung gilt auch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ab fünf Jahren mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung. Die vierte Immunisierung soll nach frühestens sechs Monaten erfolgen, in begründeten Einzelfällen könne der Abstand auf vier Monate reduziert werden. Wie die STIKO erklärt, gilt diese Empfehlung nicht nur für dreifach Geimpfte, sondern für die beschriebenen Personengruppen auch bei drei immunologischen Ereignissen. Als immuno­logisches Ereignis wird eine COVID-19-Impfung bzw. eine SARS-CoV-2-­Infektion gezählt. Entsprechende Abstände der geltenden STIKO-Empfehlung sind einzuhalten.

Wie die STIKO betont, sollen die genannten Gruppen nicht auf einen angepassten Impfstoff warten, sondern sich mit einem zur Verfügung stehenden Impfstoff boostern lassen, in der Regel einem mRNA-Impfstoff. Sobald Varianten-angepasste Impfstoffe zugelassen und verfügbar sind, werde die STIKO die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit prüfen und eine Empfehlung zum weiteren Vorgehen aussprechen.

Damit empfiehlt die STIKO für Menschen unter 60 Jahren ohne Grunderkrankung nach drei immunologischen Ereignissen – wovon mindestens ein Ereignis eine Impfung sein soll – vorerst keine weitere Auffrischimpfung. Eine Ausnahme bildet jedoch das Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen aufgrund des erhöhten Expositionsrisikos.

Fünfte Impfung für Hochbetagte?

Auch für alle, die bereits vier immunologische Ereignisse hatten, wird somit also vorerst keine weitere Auffrischimpfung empfohlen. Allerdings erklärt die STIKO, dass es für besonders gefährdete Personen (z. B. Hochbetagte) „aufgrund einer nachlassenden Leistungsfähigkeit des Immunsystems (Immunoseneszenz)“ sinnvoll sein könnte, „nach dem vierten Ereignis (z. B. zweite Auffrischimpfung) noch eine weitere Impfstoffdosis zu verabreichen“. Diese Entscheidung solle jedoch individuell getroffen werden.

Neu, wie oben bereits erwähnt, empfiehlt die STIKO jetzt auch die Grundimmunisierung von Personen im Alter von zwölf bis 17 Jahren mit dem ­COVID-19-Impfstoff Nuvaxovid von Novavax. Es sollen zwei Impfstoff­dosen im Abstand von mindestens drei Wochen verabreicht werden – mit der gleichen Dosierung wie für Personen im Alter ab 18 Jahren.

PrEP mit Evusheld

Zudem empfiehlt die STIKO jetzt die SARS-CoV-2-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) mit Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld) – und zwar zusätzlich zur Impfung für bestimmte Personengruppen:

  • Personen mit Immundefizienz, bei denen das Ausbleiben einer schützenden Immunantwort auch nach mehreren Impfstoffdosen zu erwarten ist.
  • Personen mit nachgewiesener fehlender Bildung erregerspezifischer Antikörper im Blut (Serokonversion) nach der Schutzimpfung und einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf.
  • Personen, bei denen Impfungen gegen COVID-19 mit keinem der aktuell zugelassenen Impfstoffe aufgrund von Kontraindikationen durchgeführt werden können und gleichzeitig Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19 ­vorliegen.

Hier ist besonders zu beachten, dass die STIKO eine andere Dosierung als die zugelassene empfiehlt. Das Kombinationspräparat aus zwei Antikörpern wird empfohlen in einer Dosierung von 300 mg/300 mg (cave: formell off-label, da Dosierungsempfehlung gemäß bisheriger Zulassung 150 mg/150 mg) ab einem Alter ≥ zwölf Jahren und ­einem Gewicht über 40 kg. |
 

Literatur

Beschluss der STIKO zur 21. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung. Epid Bull 2022;33:3-19, DOI 10.25646/10412

Empfehlung und wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Grundimmunisierung von Personen im Alter von 12 bis 17 Jahren mit dem COVID-19-Impfstoff Nuvaxovid von Novavax. Epid Bull 2022;33:52-56, DOI 10.25646/10406

Empfehlung und wissenschaftliche Begründung der STIKO zur SARS-CoV-2-PräExpositionsprophylaxe mit Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld). Epid Bull 2022;33:39-51, DOI 10.25646/10403

Empfehlung und wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Indikationserweiterung von COVID-19-Auffrischimpfungen mit einem mRNA-Impfstoff. Epid Bull 2022;33:20-39, DOI 10.25646/10423

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