Gesundheitspolitik

Kommentar: Deutliches Bild

Dr. Thomas Müller-Bohn

Viele Apotheken wurden 2021 für ihre besonderen Leistungen in der Pandemie belohnt. Ob wirklich alle Mühen honoriert wurden, ist fraglich. Immerhin war der Lohn groß genug, um die wirtschaftlichen Ergebnisse spürbar zu verbessern. Das hält die Politik den Apotheken vor, und das war bisher eine schlechte Voraussetzung für die überfällige Honoraranpassung. Darum ist es gut, dass nun der Apothekenwirtschaftsbericht für 2022 vorliegt und ein deut­licheres Bild bietet. Die Frage war nicht ob, sondern wie viel das Betriebsergebnis sinkt. Es ging um 22,8 Prozent zurück. Für eine statistische Durchschnittsapotheke beträgt es 162.890 Euro. Das ist weniger als 2020, inflationsbereinigt so viel wie 2015 und auch etwa so viel wie 2003. Es sind nur 5,1 Prozent vom Nettoumsatz. Das ist so wenig wie noch nie. Dafür müssen die Apotheken so viel Umsatz bewegen und so große Risiken tragen wie noch nie. Ohne den Sonderfall von 2021 ergibt das einen deutlichen Trend, der keine Perspektive bietet. Denn er lässt sich nicht so weitertreiben. Die Frage ist nicht ob, sondern wann ein solches System zusammenbricht und sich Apo­theken nur noch mit Sonder­faktoren rechnen, aber nicht mehr flächendeckend.

Die kurzfristige Entwicklung ist vorgezeichnet. Im Jahr 2022 gab es noch 600 Millionen Euro pandemiebedingte Sonder­umsätze, die 2023 wegfallen. Stattdessen werden die Apo­theken 2023 mit dem zusätz­lichen Kassenabschlag und der andauernden Inflation belastet. Die Zahlen von 2022 zeigen also noch nicht alles, aber sie lassen die Richtung erkennen, in die es sich bewegt. Damit ist das Bild deutlicher, und die Voraussetzungen sind besser, dass die Politik dies erkennt und gegensteuert.

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