Prisma

Schlaf nachholen hilft

Mangel lässt Gehirn altern

Foto: olly/AdobeStock

us | Die Auswirkungen einer einzigen schlaflosen Nacht lassen sich bereits am Gehirn beobachten: Das Volumen von grauer und weißer Materie reduziert sich in verschiedenen Hirnarealen, Veränderungen der kortikalen Mikrostruktur treten auf und Hirnventrikel dehnen sich aus. Wissenschaftler nutzen Alterungsmodelle des Gehirns, um die Effekte zu quantifizieren. Diese Computermodelle sind eigentlich dazu gedacht, das chrono­logische Alter eines Gehirns anhand von Magnetresonanztomografie-Bildern und maschinellem Lernen zu bestimmen. In einer kürzlich im Journal of Neuro­science erschienenen Publikation verglichen Forscher des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin am Forschungszentrum Jülich fünf Datensätze verschiedener Studien über Schlafentzug mittels einer speziellen Software. Das Modell war mit Hirnscans von 3377 gesunden Individuen zwischen 18 und 92 Jahren trainiert und an 857 Personen getestet worden. Der Algorithmus bezieht dabei unter anderem das Volumen an Zerebrospinalflüssigkeit sowie an grauer und weißer Materie in seine Analyse mit ein. Nach einer durchwachten Nacht erschienen die Hirne von Probanden um durchschnittlich ein bis zwei Jahre gealtert. Wer eine Nacht nur drei Stunden oder fünf Nächte je fünf Stunden schlief, zeigte keine signifikante Hirnalterung. Welche Auswirkungen chronischer Schlafmangel über Wochen oder Monate auf das Hirnalter haben kann, wurde nicht untersucht. Die gute Nachricht ist, dass sich verpasster Schlaf nachholen lässt. Nach nur einer Nacht erholsamen Schlafs befand sich das biologische Hirnalter der Probanden, die eine Nacht ihres Schlafs beraubt worden waren, wieder im Normalbereich. |

Literatur
Chu C et al. Total sleep deprivation increases brain age prediction reversibly in multi-site samples of young healthy adults. J Neurosci, 2023, doi: 10.1523/JNEUROSCI.0790-22.2023

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