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Die Seite 3
Herausforderung Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel stellt derzeit neben der finanziellen Situation die größte Bedrohung für die Apotheken vor Ort dar. Wirtschaftlich gesunde Betriebsstätten müssen schließen, weil sich kein Nachfolger findet oder kein Personal aufzutreiben ist. Von der Apotheken- oder Filialleitung über angestellte Approbierte bis hin zu PTA und PKA – überall herrscht eklatanter Mangel. Dass die Apotheken mit diesem Problem nicht allein sind – laut Bundeswirtschaftsministerium gibt es in 352 von 801 Berufsgruppen aktuell einen Fachkräftemangel –, ist kein Trost. Im Gegenteil: Die Konkurrenz an attraktiven Arbeitgebern ist riesig, und andere Branchen locken mit familienfreundlicheren Arbeitszeiten und hohen Gehältern. Und wir sind erst am Anfang: Wenn sich in den kommenden Jahren die sogenannten Babyboomer in den Ruhestand verabschieden, wird das Problem sich noch verschärfen.
Es gibt also dringenden Handlungsbedarf. Ideen, wie man das Dilemma lösen könnte, gibt es durchaus: mehr Pharmaziestudienplätze, durch neue Dienstleistungen die Attraktivität des Arbeitsplatzes öffentliche Apotheke erhöhen und die Apotheken in die Situation versetzen, konkurrenzfähige Gehälter zahlen zu können. Ein weiterer Lösungsansatz ist, ausländische Fachkräfte in den Arbeitsmarkt zu bringen. So gibt es unter den Geflüchteten aus Syrien und der Ukraine durchaus Personen mit pharmazeutischem Background. Allerdings ist der Weg zur Approbation lang und mit viel Bürokratie verbunden (s. S. 20). Sprachschwierigkeiten und die Tatsache, dass es von Bundesland zu Bundesland kleine Unterschiede im Verfahren gibt, machen die Sache nicht leichter. Klar ist auch: Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland fit zu machen für den deutschen Apothekenalltag, ist zunächst einmal ein Investment, das nicht jeder tätigen kann und will. Selbst wenn man sich entscheidet, Apothekenpersonal aus dem Ausland auszubilden, ist das keine Maßnahme, die schnelle Entlastung bringt. Auch die Pharmaziestudienplätze und neue attraktive Aufgabenfelder für die Apotheke tun das nicht. Und allein die Hoffnung auf signifikante Honorarerhöhungen und damit verbundene Gehaltssteigerungen lockt keinen Berufseinsteiger in die Apotheke.
Bleibt den Apotheken kurzfristig nur die Hilfe zur Selbsthilfe, nämlich sich als attraktiver Arbeitgeber im Wettbewerb um die im Markt befindlichen Fachkräfte gut zu positionieren. Eine Stellenanzeige, die sich von anderen abhebt (s. S. 16), ist hier nur der Anfang. Folgen müssen unter anderem flexible Arbeitszeitmodelle, Entwicklungsmöglichkeiten im Betrieb, (nicht monetäre) Benefits und, wenn der Arbeitsvertrag unterschrieben ist, ein gutes Betriebsklima und ein wertschätzendes Arbeitsumfeld. Führungsqualitäten werden für Apothekeninhaber zum wichtigen Wettbewerbsvorteil. Allerdings hilft das nur der einzelnen Apotheke. Für eine nachhaltige Lösung, die der gesamten Branche nutzt, können die Apotheken selbst nicht sorgen, dafür braucht es Hilfe aus der Politik. Und die war in letzter Zeit leider wenig verlässlich.
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