Aus den Ländern

Prof. Dr. Ulrich Jaehde stellt sich vor

Als Kandidat für das Amt des DPhG-Präsidenten benannt

Sehr geehrte Mitglieder der DPhG, liebe Kolleginnen und Kollegen, das Präsidium der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft hat mich auf seiner Sitzung am 4. März 2023 als alleinigen Kandidaten für die Präsidentenwahl (Amtsperiode 2024 – 2027) benannt. Entsprechend der Wahlordnung möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen und aufzeigen, welche Schwerpunkte ich als DPhG-Präsident setzen würde.
Foto: Heiko Specht

Prof. Dr. Ulrich Jaehde

Mein Weg in der Pharmazie begann mit dem Studium an der Freien Universität Berlin, wo ich 1989 unter der Betreuung von Prof. Dr. Walter Schunack und Prof. Dr. Fritz Sörgel promovierte. Nach einem zweijährigen Postdoc-Aufenthalt in der Abteilung Pharmakologie an der Universität Leiden/Niederlande kehrte ich 1992 an die Freie Universität Berlin zurück und baute dort eine klinisch-pharmazeutische Arbeitsgruppe in Forschung und Lehre auf. 1999 wurde ich auf die erste Professur für Klinische Pharmazie in Deutschland an der Universität Bonn berufen. Dort leite ich seit 2004 die damals neu gegründete Abteilung Klinische Pharmazie. Neben meiner Tätigkeit an der Universität engagiere ich mich in verschiedenen Gremien. So bin ich Mitglied der nationalen Koordinierungsgruppe für den Aktionsplan Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), der Arzneimittelkommissionen der deutschen Apotheker (AMK) und der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sowie der Wissenschaftlichen Beiräte der Bundesapothekerkammer (BAK) und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Meine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die Entwicklung pharmakometrischer Modelle zur Individualisierung der Tumortherapie sowie die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit für onkologische und ältere Patienten, vor allem durch interprofessionelle Zusammenarbeit. Dabei haben wir stets die Anwendung der wissenschaftlichen Erkenntnisse am Patienten im Blick. Deshalb arbeiten wir in unseren Forschungsprojekten mit vielen Apothekerinnen und Apothekern aus dem Krankenhaus und der Offizin zusammen. Im Rahmen von mehreren drittmittelgeförderten Verbundprojekten prägen auch Kooperationen mit Kolleginnen und Kollegen aus Disziplinen außerhalb der Pharmazie unsere wissenschaftliche Arbeit. Neben der Medizin und Mathematik gehört dazu zunehmend die Informatik. In einem großen Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (INTERPOLAR) untersuchen wir beispielsweise gemeinsam mit 18 Konsortialpartnern und 15 Kliniken, ob eine auf den elektronischen Patientendaten basierende Risikoanalyse Medikationsprobleme sicher identifizieren und im Klinikalltag verringern kann. Wenn Sie sich für unsere Forschung interessieren, finden Sie auf unserer Homepage www.klinische-pharmazie.uni-bonn.de viele weitere Informationen.

Für die DPhG, der ich 1992 beigetreten bin, engagiere ich mich inzwischen seit 25 Jahren. Von 1998 bis 2002 war ich der erste Vorsitzende der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft Klinische Pharmazie und von 2002 bis 2014 Vorsitzender der Regionalgruppe Rheinland. Seit 2014 leite ich gemeinsam mit Prof. Dr. Gerd Bendas die Untergruppe Bonn.

Als DPhG-Präsident möchte ich in der Amtsperiode 2024 bis 2027 …

1. die DPhG für ihre Mitglieder noch attraktiver machen: Die DPhG unterstützt ihre Mitglieder durch ein umfangreiches Vortragsprogramm, eine außerordentlich attraktive Mitgliederzeitschrift und zahlreiche weitere Angebote. Der Erfolg der jährlich stattfindenden Doktorandentagung zeigt aber auch, wie wichtig maßgeschneiderte Angebote für bestimmte Zielgruppen sind. Diese möchte ich ausbauen. Hier habe ich zunächst die studentischen Mitglieder und den wissenschaftlichen Nachwuchs im Blick. Studierende, die auf der Suche nach einer Promotionsstelle sind, sollen sich z. B. auf der Jahrestagung oder über die DPhG-Homepage gezielt über Promotionsmöglichkeiten in Deutschland informieren können. Herausragende Doktorandinnen und Doktoranden möchte ich durch ein Mentorenprogramm für eine wissenschaftliche Laufbahn begeistern und in ihrer akademischen Entwicklung unterstützen, denn die Zukunft der Hochschulpharmazie in Deutschland wird wesentlich davon abhängen, ob es uns gelingt, exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insbesondere aus der Pharmazie an unseren Universitäten zu halten. Außerdem möchte ich für unsere in der pharmazeutischen Praxis tätigen Mitglieder neue spezifische Angebote schaffen und bestehende weiterentwickeln. So soll die DPhG-Jahrestagung durch wissenschaftliche Themen mit Praxisrelevanz und innovative For­mate noch attraktiver für Kolleginnen und Kollegen aus der Offizin- oder Krankenhausapotheke und der pharmazeutischen Industrie werden.

2. die Forschungskompetenz der Apotheken stärken: In vielen Apotheken werden inzwischen pharmazeutische Dienstleistungen angeboten, mit denen die Wirksamkeit und Sicherheit der Arzneimitteltherapie verbessert wird. Durch die Generierung wissenschaftlicher Evidenz kann der Mehrwert dieser Dienstleistungen demons­triert und deren Qualität weiterentwickelt werden. So möchte ich ein Programm auflegen, mit dem die DPhG die Apotheken dabei unterstützt, Forschungskompetenz aufzubauen. Dies kann durch Schulungen, Materialien und individuelles Coaching geschehen, das die DPhG ihren Mitgliedern anbietet. Auf diese Weise würde die DPhG dazu beitragen, valide Daten zur Bewertung der pharmazeutischen Dienstleistungen zu erheben. Denkbar sind aber auch Projekte zu spezifischen Fragestellungen der Arzneimittel­therapiesicherheit, nicht zuletzt in der Selbstmedikation. Auf längere Sicht könnten Netzwerke forschungsaktiver Apotheken rund um die Pharmazeutischen Institute entstehen, mit denen die wissenschaftliche Basis unseres Berufsstandes in der Gesellschaft insgesamt sichtbarer würde.

3. die Pharmazie an den Universitäten stärken und die Aktualisierung der Ausbildung voranbringen: Die Pharmazie ist das einzige Fach, das sich vollumfänglich mit allen Aspekten des Arzneimittels beschäftigt. Sie hat ihre Wurzeln in den Naturwissenschaften und schlägt die Brücke zur Anwendung in der Medizin. Die pharmazeutische Forschung an unseren Hochschulstandorten ist daher interdisziplinär und vielfältig. Viele Arbeitsgruppen aus der Pharmazie sind in hochrangigen Verbundprojekten federführend oder daran beteiligt. Mit einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit kann die DPhG als einzige Vertretung der wissenschaftlichen Pharmazie dazu beitragen, die Leistungen der Pharmazie in der Gesellschaft besser sichtbar zu machen. Auch von der Änderung der Approbationsordnung würde die Hochschulpharmazie pro­fitieren. Die im Positionspapier des Runden Tisches der Bundesapothekerkammer vom Mai 2022 vorgeschlagene Ein­führung einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit im Pharmaziestudium würde zu einem gleichwertigen akademischen Abschluss wie in anderen naturwissenschaftlichen Studiengängen und Pharmazie-Studiengängen im Ausland führen. In die gleiche Richtung geht die Verlängerung der Studiendauer auf zehn Semester, die in fast allen anderen europäischen Ländern bereits üblich ist. Die lange überfällige Stärkung der Fächer Pharmakologie und Klinische Pharmazie wäre nicht nur für die zukünftigen Absolventinnen und Absolventen äußerst wichtig, sie würde auch das Spektrum an wissenschaft­lichen Methoden in der Pharmazie erweitern. Als Präsident würde ich mich daher mit großem Nachdruck für eine rasche Umsetzung des o. g. Positionspapiers einsetzen.

4. Fortbildungsformate weiterent­wickeln: Durch die Landes-, Regional-, Fachgruppen und Arbeitsgemeinschaften ist die DPhG mit Fortbildungsangeboten seit jeher nah bei ihren Mitgliedern. Nicht zuletzt als Folge der Corona-Pandemie hat die Beteiligung an Vortragsveranstaltungen jedoch spürbar abgenommen. Dafür sind Online-Angebote heute in den Alltag gerückt. Die Etablierung von Online-Fortbildungen (dphg@home mit pharma4u und Medikation unter der Lupe mit der DAZ) war ein wichtiger Schritt, um das Potenzial der zunehmenden Digitalisierung für unsere Mitglieder zu nutzen. Gleichzeitig stellen wir fest, wie wichtig persönliche Begegnungen sind. Daher möchte ich gemeinsam mit den o. g. Gruppen neue Fortbildungsformate entwickeln, mit denen nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Gelegenheit zum Networking in den Regionen geboten wird. Das möchte ich gerne – gemeinsam mit Ihnen – erreichen und bin für Ihre Ideen offen. Es gilt, die wissenschaft­lichen Wurzeln der Pharmazie wahrnehmbar weiterzuentwickeln. Daher freue ich mich sehr, wenn Sie an der Wahl teilnehmen und mir Ihre Stimme geben würden. |

Mit kollegialen Grüßen Ulrich Jaehde für die DPhG

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