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Personal im Mittelpunkt

Dr. Thomas Müller-Bohn, 
Redakteur der DAZ

Was ist wichtiger für die Zukunft der Apotheken – Personal oder Geld? Die Frage erscheint interessant, aber das täuscht. Denn sie führt nicht weiter. Die Apotheken brauchen mehr Geld und das besonders, um sich das Personal für die Zukunft zu sichern. Natürlich gehören auch die Inhaber zum Team, und auch sie müssen mit ihrem Einsatz als Pharmazeuten und als Unternehmer Geld ver­dienen. Das Engagement von Menschen und das Geld dafür gehören zusammen. Darum gibt es Vorschläge, zusätzliches Geld für die Apotheken ganz oder großenteils zugunsten der Angestellten zu verwenden. Der Mitarbeiterpakt gemäß einem Apothekertagsantrag der Apothekerkammer und des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein und der Vorschlag des BVDAK-Vorsitzenden Stefan Hartmann, 60 bis 70 Prozent einer Honorarerhöhung für die Beschäftigten einzusetzen, sind Pläne für einen neuen Ansatz. Darum müssen die Zahlen eingeordnet werden. Eine Analyse dazu finden Sie auf Seite 18. Sie zeigt, dass schon 2022 gut 46 Prozent des Apothekenrohertrags für das Personal aufgewendet wurden, wobei die Arbeit der Inhaber nicht mitzählt. Weit mehr als die Hälfte der Wertschöpfung der Apotheken fließt also bereits in die Arbeit der Teams. Das ist bisher in der politischen Diskussion zu kurz gekommen. Wenn der Festzuschlag auf Rx-Arzneimittel entsprechend der ABDA-Forderung auf 12 Euro pro Packung steigt und wenn von diesem Zuwachs 60 Prozent an das Personal gehen, würde dies gemäß einer Modellrechnung für 2023 bedeuten, dass 24,4 Prozent mehr Mittel für das Personal zur Verfügung stehen als ohne Honorarveränderung. Dabei wäre zu klären, ob das zusätzliche Geld komplett in höhere Gehälter oder auch in mehr Beschäftigung fließen soll. Letzteres drängt sich angesichts des Personalmangels auf. Weitere Modell­rechnungen zeigen, dass eine Steigerung in dieser Größenordnung wohl gerade ausreichen würde, um die öffent­lichen Apotheken auf dem Personalmarkt kurzfristig wieder wettbewerbs­fähig zu machen.

Geld ist im Zusammenhang mit dem Personal wichtig, aber es ist nicht alles. Dies wurde am Freitag voriger Woche bei der Interpharm online „Zukunft Personal“ wieder einmal sehr deutlich. Auch dort stand das Personal im Mittelpunkt. Es gab viele praktische Tipps zur Personalsuche, zum Teambuilding und zur innerbetrieblichen Kommunikation. Einen Bericht dazu finden Sie auf Seite 50. Neben den Maßnahmen innerhalb von Apotheken bleiben aber auch die Rahmenbedingungen wichtig, um Arbeitsplätze attraktiv zu machen. Darum muss die Politik mehr tun, um die Apotheken von überflüssiger Bürokratie zu befreien, damit sich das knappe Personal um die eigentliche Aufgabe kümmern kann – die Versorgung der Patienten. Dann ergibt sich die Motivation fast von selbst. Das ist zwar nicht neu, aber es wird in Zukunft viel wichtiger als bisher. Denn wegen des demografischen Wandels brauchen die Apotheken in den nächsten Jahren viel mehr Nachwuchs als je zuvor, um die flächendeckende Versorgung zu erhalten. Auch die Politiker müssen sich bewusst machen: Die Menschen, die in den Apotheken arbeiten, sind entscheidend für die Zukunft des Arzneiversorgungssystems.

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