DAZ aktuell

Endlich ein Professor für Klinische Pharmazie für München

Würzburger Juniorprofessor Scherf-Clavel wechselt wohl an die LMU

jb | Seit dem Jahr 2001 findet sich die Klinische Pharmazie im Curriculum der angehenden Apotheker in Deutschland. Einen entsprechenden Lehrstuhl gibt es allerdings noch nicht an allen 22 Standorten. Demnächst kommt immerhin ein weiterer dazu. In München wurde die Stelle endlich besetzt.

Die Münchener Pharmazie gehört, was das Fach Klinische Pharmazie betrifft, zu den Sorgenkindern. So gibt es bislang, über 20 Jahre nach Einführung der Klinischen Pharmazie, keinen entsprechenden Lehrstuhl. Das Seminar Klinische Pharmazie I wird z. B. seit über zehn Jahren von der pharmazeutischen Chemie am Lehrstuhl von Professor Dr. F. Bracher angeboten. Immerhin hatten sich Befürchtungen, die Kammerdelegierte vor einigen Jahren äußerten, eine dafür vorgesehene W3-Professur sei in einen anderen Bereich verschoben worden, nicht bestätigt. Dennoch gab es an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), die zu den Eliteunis im Land zählt, bisher keine Professorin bzw. keinen Professor für Klinische Pharmazie.

Lehre bislang aufgeteilt

Die Lehre in diesem Fach ist auf mehrere andere Lehrstühle aufgeteilt. Apotheker aus der öffentlichen Apotheke und der Klinik versuchen mit großem Engagement, die Defizite auszugleichen. Die Google-Suche „Klinische Pharmazie München“ liefert auf den ersten acht Seiten keinen Treffer auf den Seiten der Fakultät für Chemie und Pharmazie.

Doch es ist Besserung in Sicht. Wie die LMU auf Nachfrage der DAZ mitteilt, ist das Auswahlverfahren für die Besetzung der Professur für Klinische Pharmazie an der Fakultät für Chemie und Pharmazie bereits abgeschlossen. Dazu, wer wann die Stelle besetzen wird, wollte sich die LMU noch nicht äußern, das Einstellungsverfahren laufe derzeit noch, so die Begründung.

Dem Vernehmen nach handelt es sich beim künftigen Professor für Klinische Pharmazie um Oliver Scherf-Clavel, der seit 2017 eine Junior-Professur für Klinische Pharmazie in Würzburg innehat. Er studierte in Mainz Pharmazie, nachdem er zuvor eine Ausbildung zum PTA absolvierte. Nach seiner Promotion bei Professor Ulrike Holzgrabe (Thema: Impurity Profiling of Challenging Active Pharmaceutical Ingredients without Chromophore) war er als Postdoc bei Professor Fritz Sörgel am Institut für biomedizinische und pharmazeutische Forschung und Nürnberg/Heroldsberg. In Würzburg baute Scherf-Clavel 2021 eine virtuelle Apotheke auf – als freiwillig zu absolvierendes Zusatzangebot für Studierende des 7. und 8. Semesters, die dort Beratungsgespräche üben können. Zudem erhielt er 2021 als erster Preisträger den Preis zur „Förderung der Arzneimittelqualität“ für seine Arbeiten zur Kontamination von Valsartan und weiteren Sartanen.

München nicht alleine

Obwohl die Klinische Pharmazie als zukunftsträchtiges Fach gilt und im Zug der anstehenden Novellierung der Approbationsordnung gestärkt werden soll, hinkt die Umsetzung an den Unis hinterher, nicht nur in München. So hat z. B. auch Jena bislang keine Professur. An anderen Standorten, etwa in Tübingen, ist die Klinische Pharmazie in der Pharmakologie angesiedelt. Es hapert aber nicht immer nur an Stellen. Es fehlen oft auch die passenden Kandidaten und Kandidatinnen, was mit an den fehlenden Lehrstühlen liegt, an denen diese ausgebildet werden könnten. Auch Oliver Scherf-Clavel stammt eigentlich aus der Pharmazeutischen Chemie. Die Katze beißt sich hier also selbst ein wenig in den Schwanz. |

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