Arzneimittel und Therapie

Wie sich Antidiabetika auf die Nierenfunktion auswirken

Direkter Vergleich von vier Wirkstoffkombinationen ergab kaum Unterschiede

Da Typ-2-Diabetes häufig mit Nieren­erkrankungen einhergeht, sind auch die Auswirkungen einer antidiabetischen Arzneimitteltherapie auf die Nierenfunktion klinisch relevant. Unter anderem diese Thematik wurde in der GRADE-Studie anhand von vier Wirkstoffkombinationen untersucht. Dabei war es unerheblich, ob Insulin glargin, Glimepirid, Lira­glutid oder Sitagliptin zusätzlich zu Metformin eingesetzt wurde. Denn unter allen vier Kombinationen verringerte sich die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate über fünf Jahre ähnlich stark.

In der 2013 begonnenen GRADE-Studie (Glycemia Reduction Approaches in Diabetes: A Comparative Effectiveness Study) wurden Kombinationen aus Metformin und jeweils einem von vier weiteren Antidiabetika hinsichtlich ihrer blutzuckersenkenden Wirkung und weiteren Endpunkten verglichen. Alle Studienteilnehmer (n = 5047) hatten seit weniger als zehn Jahren einen Typ-2-­Diabetes, erhielten Metformin und wiesen einen HbA1c-Wert von 6,8% bis 8,5% auf. Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) betrug bei ihnen mindestens 60 ml/(min × 1,73 m2

). Sie erhielten zusätzlich zu Metformin ein weiteres Antidiabetikum und zwar das Basal­insulin glargin (n = 1263), den Sulfonylharnstoff Glimepirid (n = 1254), den Glucagon-like-Peptide-1-­Agonisten Liraglutid (n = 1262) oder den Dipeptidyl-Peptidase-4-Inhibitor Sita­gliptin (n = 1268). Die Nachbeobachtungs­dauer betrug im Schnitt fünf Jahre. Festgehalten wurden unter anderem Veränderungen beim vierteljährlich gemessenen HbA1c-Wert. Die Auswertung der Daten zeigte, dass alle vier Arzneimittel, jeweils in Kombination mit Metformin, den HbA1c–Wert verringerten [1]. Die Studiendaten wurden nun zur Klärung einer weiteren Frage herangezogen und zwar, ob die verschiedene Antidiabetika die Nierenfunktion unterschiedlich beeinflussen.

Foto: SewcreamStudio/AdobeStock

Auswertung der Nierenparameter

Um dies zu prüfen, wurde neben der Veränderung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate zwischen dem ersten Jahr und Studienende (chronischer eGFR-Slope) auch das Fortschreiten einer Nierenerkrankung (Albuminurie, Dialyse, Transplanta­tion oder Tod aufgrund einer Nieren­erkrankung) ermittelt. In sekundären Endpunkten wurden weitere Nierenparameter bestimmt. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte mithilfe einer Intention-to-treat-Analyse.

In allen vier Gruppen wurde eine Abnahme der mittleren geschätzten glomerulären Filtrationsrate registriert. Der mittlere chronische eGFR-Slope, der den Abfall der geschätzten glomerulären Filtrationsrate über die Zeit hinweg beschreibt, lag zwischen -1,92 ml/(min × 1,73 m2) pro Jahr (Glimepirid) und -2,08 ml/(min × 1,73 m2) pro Jahr (Liraglutid) und unterschied sich nicht signifikant zwischen den vier Therapiearmen.

Auch beim Fortschreiten der Nieren­erkrankung gab es innerhalb der vier Therapiearme keinen statistisch signifikanten Unterschied. Eine Nierenerkrankung schritt bei 10,6% der Pa­tienten fort, die Sitagliptin erhielten. Bei Glimepirid waren es 12,4%, bei Lira­glutid 12,0% und bei Insulin glargin 11,9% (p = 0,56). Die Progression der Nierenerkrankung war meist auf eine vermehrte Albuminurie zurückzuführen. Bei den sekundären Endpunkten gab es ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. Zudem gab es keine unerwünschten nierenbezogenen Ereignisse, die auf die Arzneimittelzuweisung zurückzuführen waren [2].

Fazit

Die Studienautoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die vier untersuchten Wirkstoffkombinationen bei Typ-2-Diabetikern, die anfänglich überwiegend keine Nierenkomplikationen hatten, über fünf Jahre gleichwertig sind, was die Entstehung oder das Fortschreiten einer diabetischen Nephropathie betrifft. Als eine Limitation sehen sie, dass es in ihrer Studie keinen Vergleichsarm mit Natrium-Glucose-Cotransporter-2­(SGLT-2)-Inhibitoren gab, die sich nachweislich vorteilhaft auf die Nierenfunktion von Typ-2-­Diabetikern auswirken [3]. Dies hängt schlicht damit zusammen, dass diese Wirkstoffe noch nicht zugelassen waren, als die Studie konzipiert und begonnen wurde. |

Literatur

[1] GRADE Study Research Group, Nathan DM et al. Glycemia Reduction in Type 2 Diabetes – Glycemic Outcomes. N Engl J Med 2022;387(12):1063-1074, doi: 10.1056/NEJMoa2200433

[2] Wexler DJ, et al. Comparative Effects of Glucose-Lowering Medications on Kidney Outcomes in Type 2 Diabetes: The GRADE Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med 2023;e231487, doi: 10.1001/jamainternmed.2023.1487

[3] Mosenzon O et al. Dapagliflozin and prevention of kidney disease among patients with type 2 diabetes: post hoc analyses from the DECLARE-TIMI 58 trial. Diabetes Care 2022;45(10):2350-2359, doi:10.2337/dc22-0382

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

Das könnte Sie auch interessieren

Erster nichtsteroidaler Mineralcorticoid-Rezeptor-Antagonist für Typ-2-Diabetiker zugelassen

Finerenon schützt Nieren und Herz

Neue Erkenntnisse zum Einsatz zusätzlicher Antidiabetika

Wenn Metformin nicht reicht

GLP-1-Agonist senkt Risiko für schwere Ereignisse einer diabetischen Nephropathie

Semaglutid wird zum Organschützer

Patienten mit moderater Niereninsuffizienz profitieren

Metformin statt Sulfonylharnstoffe

Chronische Nierenschwäche schädigt auch andere Organe

Immer auf Herz und Nieren prüfen

Neuer Natrium-Glucose-Cotransporter-2-Hemmer

Therapeutische Glukosurie mit Empagliflozin

Eine Frage der Definition

Nierenkrank?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.