Endlich Durchblick

mp | So schön der Schnee auch ist: Für Brillenträger kann der Winter nervend sein. Denn in der Kälte kondensiert die Atemluft, wobei sich im Inneren der Brille Kondenswasser als undurch­sichtiger Schleier sammelt. Das Instrument, das eigentlich den Durchblick liefern sollte, macht den Träger „blind“. Doch es gibt Rettung aus der Wissenschaft. Züricher Ingenieure um Iwan Haechler veröffentlichten Anfang Dezember 2022 einen Artikel über eine neue Technologie im Journal „Nature Nanotechnology“. Die Idee ist relativ simpel: Eine nur zehn Nanometer dicke Goldschicht auf transparenten Oberflächen soll das Beschlagen verhindern. Die Edelmetallbeschichtung ist zwischen zwei Titanoxid-Lagen eingebettet. Die Goldschicht absorbiert Sonnenlicht aus dem nahen Infrarot­bereich. Weil es kein sichtbarer Teil des Lichtes ist, wird die Sicht bei der Absorption nicht beeinflusst.

Durch die Absorption erwärmt sich das Material mitsamt dem Glas, das sich darunter befindet. Um bis zu 8 °C wärmer wird die Beschichtung. Das Glas verliert infolge des Temperaturanstiegs sein Kondenswasser. Das Prinzip ähnelt dem warmen Gebläse, mit dem Autofahrer im Winter ihre Windschutzscheibe freipusten. Die Schweizer Forscher untersuchten ihren Fund experimentell. Das Material verhinderte beschlagene Fensterscheiben sowohl innen als auch außen. Auch, wenn der Himmel bedeckt war, konnte die Goldschicht genügend Licht absorbieren. Und leicht herzustellen ist die Anti-Beschlags-Schicht auch: Ein Aufdampfen unter Reinraum-Bedingungen genügt, um die Schicht aufzutragen. Die Studienautoren glauben daher, dass ihre Erfindung bald hilfreich für Brillen, Displays, Windschutzscheiben oder Sensoren sein könnte. |