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Frischer Augenblick
Was gegen Augenringe, Tränensäcke und Krähenfüße hilft
Augenringe sind multifaktoriell bedingt und meistens harmlos
Hinter Augenringen steckt selten eine ernste Ursache. Vielmehr sind sie ein kosmetisches Problem, das sich nicht auf höheres Alter beschränkt. Generell werden sie mit Müdigkeit und Überlastung verbunden, obgleich eine Vielzahl an Auslösern wie Allergien, Flüssigkeitsmangel, Prostaglandin-haltige Augentropfen oder hormonelle Veränderungen dazu führen können.
Die Haut im Bereich der Augenhöhle ist dünn und reich an Gefäßen. Interindividuell unterscheiden sich sowohl die Neigung, Augenringe zu entwickeln, als auch die Transparenz von subkutanen Strukturen. Auch eine genetisch bedingt verstärkte Pigmentierung kann die Ursache sein [1, 2].
Schließlich spielen physiologische und durch chronische UV-Belastung ausgelöste Alterungsprozesse der empfindlichen Haut im Periorbitalbereich eine wesentliche Rolle [2]. UV-Strahlung induziert unter anderem über eine Aktivierung von Zytokin- und Wachstumsfaktorrezeptoren Matrix-Metalloproteinasen (MMP), die das Kollagen in der Haut abbauen [3].
Tränensäcke sind Ödeme oder hervortretendes Orbitalfett
Die dünne, gefäßreiche Haut unterhalb der Augenhöhle ist anfällig für das Auftreten von Ödemen. Ansammlungen von Flüssigkeit in der Orbitalregion machen sich daher häufig morgens nach dem Aufstehen oder nach einer salzreichen Mahlzeit bemerkbar und haben in dem Fall keinen Krankheitswert [4]. Auch bei körperlichem und psychischem Stress kann es zu Gefäßstauungen kommen [2]. Jedoch geben ödematöse Schwellungen auch einen Hinweis auf Erkrankungen von Nieren, Herz, Leber oder Schilddrüse [5].
Im Alter führen Volumenverlust der Wangenknochen, erhöhter Kollagenabbau und nachlassende Hautelastizität dazu, dass Orbitalfett prominenter nach vorne tritt und sich Tränensäcke formieren [4]. Da die periorbitale Haut direkt mit dem darunter liegenden Musculus orbicularis oculi verbunden ist, überträgt sich jede Kontraktion des zur mimischen Muskulatur gehörenden Muskels auf die darüber liegende Haut und führt im Laufe des Lebens zur Entwicklung von Falten z. B. Krähenfüßen [6].
Die Haut schön pflegen
Sicherlich gibt es vielfältige invasive Möglichkeiten, der Haut im Augenbereich mit Laser-, Injektions- oder chirurgischen Techniken jugendliche Frische zu verleihen. Günstiger und gesünder lässt sich die Haut auch mit simpleren Maßnahmen schön pflegen. Neben ausreichendem Schlaf, ausgewogener Ernährung, genügend Flüssigkeit, Stressabbau und Bewegung kann eine regelmäßige Pflegeroutine dazu beitragen, Augenringe, Schwellungen und schlaffe, faltige Haut zu reduzieren.
Für einen frischen Blick
Inhaltsstoffe von Dermokosmetika, die zur Wirksamkeit des betreffenden Produktes beitragen sollen, werden auch als „kosmetische Wirkstoffe“ bezeichnet.
Der Allrounder
Vitamin A in Kosmetika umfasst Retinol, seine Ester und Retinaldehyd, die nach Hautpenetration in die biologisch aktive Retinsäure umgewandelt werden. Im Unterschied zur rezeptpflichtigen Retinsäure sind Retinol und seine Analoga schwächer wirksam, führen jedoch auch zu weniger Hautreizungen wie Austrocknung oder Schuppung. Vitamin A induziert die epidermale Verdickung und erhöht die dermale Gefäßdichte durch Stimulation der Keratinozyten- und Endothelzellproliferation. Eine Fibroblastenaktivierung verstärkt die Produktion von Kollagen, Fibronektin und Elastin [7]. Zudem hemmt das Vitamin den UV-induzierten Kollagenabbau. In Studien konnte für Retinol und Retinaldehyd die Reduktion von Faltentiefe und Hyperpigmentierung, die Zunahme der Hautelastizität und -feuchtigkeit sowohl auf natürlich als auch auf lichtgealterter Haut gezeigt werden [3]. Für die Ester liegen nur wenige Studien vor [8].
Die Weichzeichner
Peptide sind kurze Aminosäureketten, die zahlreiche physiologische Prozesse wie Proteinregulation, Zellkommunikation und -proliferation beeinflussen. Bereits in den Achtzigerjahren wurden synthetisch hergestellte Peptide auch für kosmetische Zwecke entdeckt [9]. Ein häufig eingesetztes synthetisches Peptid ist Palmitoyl-Pentapeptid-4 (Palmitoyl-Lysin-Threonin-Threonin-Lysin-Serin, Pal-KTTKS), das mithilfe der veresterten Fettsäure die Haut erfolgreich penetriert [10]. Die topische Applikation führt zu ebenmäßigerer Pigmentierung und strafferer Haut durch Stimulation der Kollagensynthese [9]. In Studien konnte eine Abnahme von periorbitalen Falten gezeigt werden [9, 11].
Der Augenringradierer
Vitamin C (Ascorbinsäure) ist ein stark wirksames Antioxidans, das intrazelluläre Strukturen vor oxidativem Stress schützt. Zudem stimuliert das Vitamin die Kollagensynthese, steigert die Barrierefunktion und reduziert Hyperpigmentierungen durch Tyrosinasehemmung. Damit Ascorbinsäure die Haut penetriert, ist die Protonierung des ionisch vorliegenden Moleküls bei einem pH-Wert < 3,5 notwendig [12]. 10%ige Natriumascorbat-Zubereitung führte in einer randomisierten kontrollierten Studie zur signifikanten Aufhellung von Augenringen [13].
Der Feuchtigkeitsspender
Die zu den Polysacchariden zählende Hyaluronsäure bildet einen wesentlichen Bestandteil der extrazellulären Matrix. Das hydrophile Molekül kommt in verschiedenen Kettenlängen vor und ist in der Lage, ein Vielfaches seines Gewichts an Wasser zu absorbieren. Es sorgt in der Haut für Strukturstabilisierung, Elastizität und Hydratation. Die endogene Produktion nimmt mit zunehmendem Alter ab, was zu Elastizitätsverlust, Trockenheit und Falten führt [14]. Ob äußerlich aufgetragene Hyaluronsäure in die Haut eindringen kann, häng vom Molekulargewicht ab [15]. Hochmolekulare Hyaluronsäure (> 1000 kDA) kann die Haut nicht penetrieren, sie bildet jedoch oberflächlich einen viskoelastischen Film, der Feuchtigkeit absorbiert und die Wasserverdunstung reduziert [14, 16]. Niedermolekulare Hyaluronsäure (< 300 kDa) durchdringt die Hautschichten [14]. Sie schützt, stärkt und hydratisiert interzelluläre Strukturen, stimuliert die Kollagensynthese und führt zur signifikanten Reduktion periorbitaler Falten [15, 16].
Der Hauterfrischer
Niacinamid (Nicotinamid) gehört zur Gruppe der B-Vitamine und ist als Bestandteil der Coenzyme Nicotinamid-Adenindinukleotid (NAD) und Nicotinamid-Adenindinukleotidphosphat (NADP) an zahlreichen Zellstoffwechselprozessen beteiligt. Niacinamid stimuliert die Ceramid-Synthese, reduziert die Histamin-Freisetzung durch Mastzellstabilisation und blockiert den Melanosomentransfer. Dermatologisch relevante Wirkungen umfassen Hautbarrierestärkung, Juckreizstillung und Wirksamkeit gegen Hyperpigmentierungen [17]. In Studien konnte belegt werden, dass Niacinamid signifikant die Tiefe periorbitaler Falten verringert, die Hautelastizität verbessert und einen aufhellenden Effekt hat [18, 19].
Der Barriereverstärker
Salicyloyl-Phytosphingosin ist ein Salicylsäure-veresterter Grundbaustein der Ceramide, welche den Hauptanteil der Stratum-corneum-Lipide bilden. Als „Mörtel“ sorgen diese für die Aufrechterhaltung einer gesunden Hautbarriere und den Schutz vor transepidermalem Wasserverlust [20]. Salicyloyl-Phytosphingosin stimuliert die Kollagensynthese, regeneriert die Epidermis und stärkt die natürliche Barrierefunktion [5]. Diskutiert wird die Beeinflussung der AP-1-Transkriptionsfaktoraktivität, der Matrix-Metalloproteinasen reguliert. Die Glättung von UV-geschädigter Periorbitalhaut konnte in Studien gezeigt werden [21].
Das Dermobügeleisen
Wachstumsfaktoren wie der Epidermal Growth Factor (EGF) sind Proteine, die an Zellproliferation, -differenzierung und Signalübertragung beteiligt sind. In der Haut beeinflussen sie die Kollagen-, Elastin- und Fibroblastensynthese; das macht sie auch für die dermatologische Forschung interessant. Es gibt Produkte, die z. B. synthetischen EGF aus gentechnisch veränderten Gerstenpflanzen enthalten [22]. Eine Zubereitung aus verschiedenen Wachstumsfaktoren und Zytokinen konnte in einer Studie periorbitale Falten verbessern [23]. In einer Pilotstudie reduzierte die periorbitale Applikation eines EGF-Serums signifikant das Ausmaß von Tränensäcken [24].
Substanzen ohne Evidenz
Coffein ist ein beliebter Inhaltsstoff in Augencremes; die Studienlage für den häufig beworbenen abschwellenden Effekt ist jedoch dürftig. In einer Studie unterschied sich die Wirksamkeit eines Coffein-Augengels nicht signifikant zum wirkstofffreien Kontrollpräparat. Die Ödemreduktion bei einigen Probanden erklärten die Autoren mit einer vermutlichen Kühlwirkung der Gelgrundlage [25]. Für pflanzliche Polyphenole, Phytosterole, Coenzym Q10 und andere von Anti-Aging-Präparaten ausgelobte Wirksubstanzen gibt es keine ausreichende Evidenz [26, 27]. |
Literatur
[1] Mac-Mary S, Zornoza Solinis I, Predine O et al. Identification Of Three Key Factors Contributing To The Aetiology Of Dark Circles By Clinical And Instrumental Assessments Of The Infraorbital Region. Clin Cosmet Investig Dermatol 2019;12:919-929
[2] Friedmann DP, Goldman MP. Dark circles: etiology and management options. Clinics in plastic surgery 2015;42(1):33-50
[3] Mukherjee S, Date A, Patravale V et al. Retinoids in the treatment of skin aging: an overview of clinical efficacy and safety. Clin Interv Aging 2006;1(4):327-348
[4] Goldberg RA, McCann JD, Fiaschetti D et al. What causes eyelid bags? Analysis of 114 consecutive patients. Plast Reconstr Surg 2005;115(5):1395-1404
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