Nahrungsergänzung

Soja - Nutzen und Risiken

Mailand - 19.06.2009, 17:29 Uhr


Seit 20 Jahren sind die Auswirkungen einer an Isoflavonen reichen Nahrung auf das Brustkrebsrisiko und Wechseljahrsbeschwerden Gegenstand zahlreicher Studien. Ein Symposium in Mailand fasste den gegenwärtigen Wissensstand zusammen.

Seitdem die Inzidenz von Krebserkrankungen international erfasst und verglichen wird, fiel auf, dass die Brustkrebsrate in Ländern mit hohem Verzehr von Sojaprodukten relativ niedrig ist. Dafür wurden die in Soja enthaltenen Isoflavone verantwortlich gemacht, die an Östrogenrezeptoren binden und deshalb auch als Phytoöstrogene bezeichnet werden. Weitere Analysen legten die Vermutung nahe, dass der Körper schon in jungen Jahren an die Aufnahme der Isoflavone gewohnt sein muss, damit der positive Effekt eintritt, während der Beginn der Supplementierung im reiferen Lebensalter das Brustkrebsrisiko sogar steigern kann. Auch Versuche an Ratten zeigten, dass Phytoöstrogene kanzerogen wirken können. Inzwischen ist jedoch weitgehend unumstritten, dass die Versuchsbedingungen nicht den physiologischen Verhältnissen des Menschen entsprachen und dass die Versuchsergebnisse nicht übertragbar sind.

Der internationale Vergleich ergab auch bezüglich des Auftretens von Wechseljahrsbeschwerden, dass Frauen in Ländern, die im Durchschnitt viel Soja verzehren, seltener unter Hitzewallungen, Osteoporose, Hypercholesterinämie und Übergewicht leiden. Seither wurden zahlreiche klinische Studien mit Isoflavon-reichen Nahrungsmitteln und Präparaten durchgeführt, die vorwiegend positiv ausfielen, allerdings oft mit geringer Signifikanz.

Angesichts des postulierten Nutzens von Sojapräparaten, die nicht den Status von Arzneimitteln, sondern von Nahrungsergänzungsmitteln haben, bleibt allerdings die Frage des gesundheitlichen Risikos. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) steht auf dem Standpunkt, dass Sojazubereitungen "nicht ohne Risiko" sind. Doch nun hat sich die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) dieses Themas angenommen, wie Dr. Miriam Jacobs vom EFSA in Mailand berichtete. Das EFSA wird ein Risikobewertungsverfahren von Isoflavon-reichen Nahrungsmitteln durchführen, das außer dem Brustkrebsrisiko auch die eventuelle Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion und die Verwendung von Soja in der Säuglingsernährung prüft. Das Ergebnis soll Ende 2009 vorliegen.


Wolfgang Caesar