USA

Pharmaindustrie sichert Obama Milliarden zu

Berlin - 22.06.2009, 20:25 Uhr


Arzneimittelhersteller und Regierung vereinbaren Preisnachlass auf verschreibungspflichtige Medikamente für ältere und behinderte Menschen. Die Einigung ist ein wichtiger Meilenstein für die von Obama geplante Reform des US-Gesundheitswesens.

US-amerikanische Medicare-Empfänger, deren Arzneimittelausgaben eine bestimmte Summe erreichen, können sich in den nächsten zehn Jahren über einen 50-prozentigen Preisnachlass für ihre verschreibungspflichtigen Medikamente freuen. Das haben US-Pharmafirmen Präsident Obama nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters zugesichert.

Das Medicare-Programm, die öffentliche Krankenversicherung der USA für ältere und behinderte Bürger, weist bislang eine gravierende Lücke auf, das sogenannte "Donut-Loch": Wenn die jährlichen Kosten die Grenze von rund 2.700 Dollar überschreiten, greift der Versicherungsschutz nicht mehr und die Betroffenen müssen alle weiteren Medikamente aus eigener Tasche bezahlen. Erst bei erheblich höheren Kosten von rund 6.000 Dollar springt die Versicherung wieder ein. Das Donut-Loch, welches einer Studie aus dem Jahr 2008 zufolge rund ein Viertel aller Medicare-Empfänger betrifft, war immer wieder Anlass für Therapieabbrüche mit zum Teil erheblichen Folgen für die Betroffenen. Die jetzt erzielte Einigung Obamas mit den Pharmaunternehmen schließt diese Versicherungslücke.

Angesichts steigender Gesundheitskosten, welche nach Schätzungen der US-Regierung dieses Jahr insgesamt 2,5 Billionen Dollar erreichen werden, stellt die Vereinbarung einen entscheidenden Schritt für Obamas geplante Gesundheitsreform dar. Ziel der umfassenden Reformpläne ist eine deutliche Kostensenkung im Gesundheitswesen und eine Absicherung der rund 46 Millionen nicht-versicherten Amerikaner. Im Hinblick auf die Finanzierung der Reformpläne hatte Obama schon frühzeitig angekündigt, dass er die Pharmaindustrie in die Pflicht nehmen wolle. Die Rabattforderungen waren dabei ein wichtiger aber nicht der einzige Punkt auf der Wunschliste des Präsidenten. Weiteres Einsparpotential sieht er beispielsweise in der Förderung von Reimporten, welche in den USA bislang nicht üblich sind, oder auch in der vermehrten Zulassung preiswerter Generika.

Während Kritiker die weitreichenden Reform-Pläne des Präsidenten als unfinanzierbar ablehnen, stoßen sie bei den US-Amerikanern offenbar auf breite Zustimmung. Einer am Samstag veröffentlichten Umfrage zufolge würden diese für die Finanzierung der Reformen sogar höhere Steuern in Kauf nehmen.


Tarja Wündrich