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Affektive Störungen
Existenz eines Depressions-Gens widerlegt
Vor wenigen Jahren wurde postuliert, dass Depressionen mit einem bestimmten Genotyp des Serotonin-Transporter-Gens korrelieren. Jetzt ergab eine Studie, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Polymorphismus, hohen Belastungen und einer erhöhten Inzidenz von Depressionen gibt.
Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Depressionen, die sich in unterschiedlichen Formen manifestieren. Seit langem wird nach möglichen genetischen Ursachen für derartige affektive Störungen gesucht. Verschiedene Gene sind mit dem Auftreten von Depressionen in Verbindung gebracht worden; sie codieren Enzyme bzw. Rezeptoren, die vor allem im Serotoninstoffwechsel eine wichtige Funktion haben: hierzu gehören der Serotoninrezeptor 2A (5-HT2A), die Tyrosinhydroxylase (TH) und die Tryptophanhydroxylase 1 (TPH1). Auch die Catechol-O-Methyltransferase (COMT) ist offensichtlich mit dem Auftreten von Depressionen verbunden.
Das Serotonin-Transporter-Gen weist in der Promoter-Region einen Polymorphismus (5-HTTLPR) auf, d.h. eine unterschiedliche Struktur bei verschiedenen Menschen, auf. 5-HTTLPR steht dabei für Serotonin (5-HT) Transporter (T) Length (L) Polymorphic (P) Region (R). Das Gen befindet sich auf dem Chromosom 17. Der Polymorphismus tritt als so genannter unterschiedlicher Längenpolymorphismus mit einem kurzen und einem langen Allel auf. Auch zeigten neuere Ergebnisse, dass dieser Polymorphismus offensichtlich einen bedeutenden Einfluss auf die Reaktivität der Mandelkerne hat. Bereits früher war er mit Depression, Angststörungen und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung gebracht worden. Träger des kurzen Allels seien empfindsamer auf psychosoziale Stressbelastungen. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, sei doppelt so hoch wie bei Trägern des langen Allels. Von 26 Veröffentlichungen, die bis März 2009 zu der Thematik erschienen waren, waren 14 Studien für eine Metaanalyse geeignet, und die amerikanische Arbeitsgruppe konnte so die ihnen zugrunde liegenden Originaldaten von über 14.000 Probanden auswerten. Die Wissenschaftler fanden zwar eine Verbindung zwischen der psychischen Störung und emotionaler Belastung, es gab jedoch keinen Hinweis darauf, dass der Genotyp des Serotonin-Transporters allein oder in Verbindung mit belastenden Lebensereignissen auch mit einem erhöhten Risiko für Depressionen assoziiert ist. Das trifft sowohl auf Männer als auch auf Frauen zu.
Quelle
Risch, N.: Interaction Between the Serotonin Transporter Gene (5-HTTLPR), Stressful Life Events, and Risk of Depression: A Meta-analysis. JAMA 2009, 301(23); 2462-2471.
Hamburg - 02.07.2009, 12:40 Uhr