Blutvergiftung

Immunstimulans behebt das Versagen von Immunzellen

Berlin/Konstanz - 07.08.2009, 06:18 Uhr


Forscher der Charité-Universitätsmedizin Berlin konnten in einer Studie jetzt erstmals zeigen, dass das Immunstimulans GM-CSF ein Versagen von bestimmten Immunzellen bei Patienten mit einer schweren Blutvergiftung beseitigen kann.

Bei Patientinnen und Patienten mit einer schweren Blutvergiftung, auch Sepsis genannt, kann das Immunsystem versagen. Die für die Immunabwehr verantwortlichen Fress- und Entzündungszellen, die so genannten Monozyten, arbeiten dann nicht mehr vollständig. Auslöser für eine Sepsis ist eine schwere Infektion, wie beispielsweise eine Lungenentzündung. "Die Sepsis ist ein zunehmendes Problem mit dem wir als Intensivmediziner täglich auf der Station konfrontiert sind", sagte Schefold. Für schwerkranke Patienten sei die Aufrechterhaltung der Immunabwehr besonders wichtig, da weitere Infektionen den Krankheitsverlauf erheblich verschlechtern können. Die unterschätzte Erkrankung Sepsis fordert allein in Deutschland mehr als 60.000 Todesopfer pro Jahr.

Die Untersuchung wurde an 38 Patienten in drei verschiedenen Intensivstationen durchgeführt. Die Ärzte teilten sie zufällig in zwei Gruppen ein. Die erste Gruppe erhielt die derzeit bestmöglichste Behandlung und zusätzlich acht Tage lang das Immunstimulans GM-CSF. Die Kontrollgruppe bekam dieselbe Behandlung, aber ohne Zugabe der immunstimulierenden Substanz. Erhielten die Patienten das Immunstimulans, konnte das Versagen der Monozyten rasch behoben werden. Bei allen 19 behandelten Patienten nahmen die Immunzellen die Arbeit wieder auf. In der Kontrollgruppe ist dies in nur 3 Fällen vorgekommen.

"Wir konnten in unserer Studie beobachten, dass GM-CSF das Versagen entsprechender Immunzellen beseitigen kann. Auch der Aufenthalt der Patienten auf der Intensivstation und generell im Krankenhaus war kürzer", erklärt Schefold. Das Immunstimulans GM-CSF wurde bislang hauptsächlich bei Tumorerkrankungen eingesetzt. "Im nächsten Schritt planen wir eine größere Studie, um zu klären, ob die hohe Sterblichkeitsrate bei Sepsis durch den Einsatz von GM-CSF verringert werden kann", sagte Schefold.

Literatur: Meisel C, Schefold JC et al.: GM-CSF to reverse sepsis-associated immunosuppression: a double-blind randomized placebo-controlled multicenter trial. In: American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine. 2009. e-pub ahead of print July 9, 2009 (doi:10.1164/rccm.200903-0363OC).


Bettina Hellwig


Das könnte Sie auch interessieren

Schaden einer hochdosierten Therapie war größer als Nutzen

Vitamin C bei Sepsis enttäuscht

Wie überschießende Immunreaktionen bei COVID-19 verhindert werden sollen

Gefürchteter Zytokinsturm

Im zweiten Anlauf: Doch ein Zusatznutzen für Sipuleucel-T (Foto: textune/ Fotolia.com)

Doch Zusatznutzen für Sipuleucel-T bei Prostatakrebs

Erfolge beim fortgeschrittenen Melanom

Immuntherapie mit onkolytischen Viren

Neues Wirkprinzip in der Therapie des malignen Melanoms

Viren lysieren Tumorzellen

Dexamethason kann Sterblichkeit und Dauer einer maschinellen Beatmung senken

Hilfe bei akutem Atemnotsyndrom