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Doping in der DDR
Studie offenbart tiefe Verstrickung von Jenapharm
Der frühere Arzneimittelhersteller VEB Jenapharm hat zu DDR-Zeiten „unterstützende Mittel“ für den Sport hergestellt, die zum Teil klinisch ungetestet an Sportler verabreicht wurden.
Die Untersuchungen Latzels belegen eine tiefe Verstrickung des ehemaligen VEB Jenapharm in die Doping-Praktiken der ehemaligen DDR. So stellte der Pharmabetrieb seit den 1960er Jahren neben den sogenannten "unterstützenden Mitteln" für den Sport auch Medikamente zur Verschleierung des Dopings her. Die Wirkstoffe wurden Sportlern zum Teil ohne vorausgegangene klinische Studien verabreicht - ein Vorgehen, welches auch nach DDR-Recht illegal war.
Latzels Studie zufolge oblag die Planung des Doping-Systems der Sportführung der DDR und wurde als "fester Bestandteil des Klassenkampfes zwischen Sozialismus und Kapitalismus" angesehen. Der Plan habe auch die Spitze des VEB Jenapharm mit einbezogen, verantwortliche Mitarbeiter seien mit stattlichen Prämien für ihre Tätigkeit belohnt worden. Der VEB Jenapharm sei zwar keine treibende Kraft im DDR-Doping gewesen, fassen die Studienautoren zusammen, das Unternehmen trage jedoch aus heutiger Sicht durch die Beteiligung an dem "insbesondere Körper und Seelen von zum Teil minderjährigen Sportlerinnen und Sportlern schädigenden Großprojekt" eine moralische Mitverantwortung für dessen Folgen.
Eine moralische Mitschuld räumte auch Viktor Geisler, der heutige Geschäftsführer von Jenapharm, gegenüber dem MDR ein. Der sich daraus ergebenden Verantwortung habe man sich jedoch mit der Veröffentlichung der Studie, dem bereits 2007 an 184 DDR-Doping-Opfer freiwillig gezahlten Schmerzensgeld von je 9.250 Euro und einer Zahlung an den Verein Doping-Opfer-Hilfe hinreichend gestellt.
Lückenhafte Aufklärung durch vernichtete Akten
Die bereits im Jahre 2005 vom VEB-Nachfolgebetrieb Jenapharm in Auftrag gegebene und mit 250.000 Euro finanzierte Studie stützt ihre Ergebnisse im Wesentlichen auf die Befragung der ehemals Verantwortlichen beim VEB Jenapharm sowie auf Unterlagen der Birthler-Behörde, der Forschungsinstitute und der DDR-Pharmabetriebe. Nicht geklärt werden konnte darin die Frage, wie viele DDR-Hochleistungssportler gedopt wurden und in welchem Ausmaß die entsprechenden Wirkstoffe auch an Kindern und Jugendlichen erprobt worden sind. Dies sei, so die Studienautoren, unter anderem der Tatsache geschuldet, dass etliche Akten der DDR-Pharmabetriebe bis 2002 vernichtet worden sind.
Jena - 20.08.2009, 16:31 Uhr