Aktuelle S3-Leitlinie

Neue Empfehlungen zur Allergieprävention

Düsseldorf - 06.10.2009, 12:05 Uhr


Die Primärprävention von Heuschnupfen, Asthma und atopischem Ekzem gewinnt in den westlichen Industriestaaten immer mehr an Bedeutung. In der überarbeiteten Leitlinie zur Allergieprävention werden neben der bekannten Empfehlung zur Vermeidung der Tabakrauchexposition auch neue Erkenntnisse berücksichtigt.

Maßnahmen zur Prävention von Allergien haben zum Ziel, Ursachen für die Entstehung von Allergien zu verringern oder zu beseitigen. In den vergangenen Jahren stand in der Ernährung das Vermeiden potenziell allergener Lebensmittel im Vordergrund. Nach aktueller Studienlage gibt es derzeit keine Belege dafür, dass der Verzicht werdender oder stillender Mütter auf den Genuss allergener Lebensmittel wie beispielsweise Kuhmilchprodukte, Nüsse oder Ähnliches, einen Einfluss auf die Entwicklung von Allergien bei Kindern hat (Evidenzgrad A). Hingegen gibt es Hinweise, dass regelmäßiger Fischgenuss der Mutter während Schwangerschaft und Stillzeit vor einem atopischen Ekzem schützt (Evidenzgrad B). In den ersten vier Monaten sollte der Säugling ausschließlich gestillt werden; ein Verschieben der Einführung von Beikost über den vollendeten vierten Lebensmonat hinaus reduziert das Auftreten von Allergien nicht (Evidenzgrad A). Sowohl beim Säugling als auch nach dem ersten Lebensjahr ist der Verzicht auf potenziell allergene Lebensmittel aus primärpräventiver Sicht unnötig (Evidenzgrad A). Säuglingsnahrungen auf Basis von Soja oder Ziegen-, Schafs- oder Stutenmilch zeigen keinen allergieprotektiven Effekt (Evidenzgrad A). Statt diätetischer Maßnahmen in Hinblick auf Vermeiden potenzieller Allergene sollte das Körpergewicht der Kinder den Speiseplan beeinflussen. Das Auftreten von Asthma, so belegen Studien, ist mit einem erhöhten Body-Mass-Index positiv assoziiert (Evidenzgrad A). Sehr ausführlich wird seit vielen Jahren der Zusammenhang von Impfen und dem möglichen Auftreten von Allergien diskutiert. Die Auswertung der Studien hat diese Vermutung nicht bestätigt. Vielmehr ergeben sich Hinweise, dass die durch die STIKO empfohlenen Impfungen sogar einen gewissen Schutz vor dem Auftreten von Allergien bieten (Evidenzgrad A).

Quelle: S3-Leitlinie Allergieprävention, AWMF-Leitlinien-Register Nr. 061/016


Dr. Constanze Schäfer


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