Versandapotheken

Das Medikamententerminal am Arbeitsplatz

Essen - 27.10.2009, 11:01 Uhr


Die Europa-Apotheek in Venlo, ein Betrieb der amerikanischen Medco, hat sich eine neue Variante des Arzneiversands und Pick-up ausgedacht: das Medikamententerminal am Arbeitsplatz. An einem Terminal

Die E.ON BKK ist die erste Krankenkasse, die ihren eigenen Mitarbeitern und Versicherten  diesen Service am Arbeitsplatz schmackhaft machen will. Dazu wird ein neu geschaffenes Terminal, genannt „Medipunkt“, in den Räumen der Essener Hauptverwaltung der E.ON Ruhrgas AG  installiert, Standorte sollen beispielsweise in der Nähe der Kantine und in der Geschäftsstelle der BKK sein . Das Procedere des  „Arzneimittelservice am Medipunkt“ beschreibt ein Folder der BKK in etwa so: Der Versicherte kann an diesem Terminal sein Rezept einscannen und auch OTC-Arzneimittel bestellen. Das Rezept wird unmittelbar zur Versandapotheken nach Venlo übertragen, wo es umgehend bearbeitet wird. Das Originalrezept wird noch am gleichen Abend von einem Logistikdienstleister zur Europa Apotheek Venlo geliefert, geprüft und mit dem gescannten Rezept und der vorbereiteten Ware verglichen. Danach wird das Paket auf dem Weg zum Kunden gebracht. Bereits am nächsten Arbeitstag soll die Ware dann zum Kunden an den Arbeitsplatz geliefert werden. „Unsere Versicherten profitieren gleich mehrfach vom Medipunkt“, erklärt Joachim Wolf, Vorstand der E.ON BKK in dem Werbefolder. „Erstens haben sie weniger Aufwand bei der Medikamentenbestellung, zweitens erhalten sie innerhalb kurzer Zeit die Lieferung anonym  mit der Hauspost und drittens können sie auch noch Kosten sparen. Wir sind deshalb froh über die Zusammenarbeit.“

Der „ganz besondere Clou“, so heißt es weiter; die Versicherten sollen am Medipunkt bei jeder Bestellung von zuzahlungspflichtigen Arzneimitteln auf Rezept „gleich doppelt sparen“: die komplette gesetzliche Zuzahlung zum Arzneimitteln entfällt und die Lieferung ist versandkostenfrei.

Herausgestellt wird, dass die Übermittlung verschlüsselt und sicher abläuft. Mitarbeiter der Europa Apotheek prüften jede Medikamentenbestellung noch einmal persönlich und glichen diese mit dem Originalrezept ab. Aufgrund der elektronischen Erfassung aller Bestellungen könnten die Apotheker der Europa Apotheek mögliche Wechselwirkungen in der gesamten Medikation des Patienten erkennen. Ob und wie der Patient dann über mögliche Wechselwirkungen und Unverträglichkeiten informiert wird, erläutert der Werbefolder nicht.

Fakt ist: Hier wirbt erneut eine Krankenkasse für eine ausländische Versandapotheke. Zwar heißt es am Schluss des Werbefolders, beim  neuen Service handele es sich um ein freiwilliges Zusatzangebot der E.ON BKK  und man könne auch weiterhin seine Arzneimitteln bei der Apotheke seiner Wahl beziehen, aber die Krankenkasse schildert in der Einleitung des Textes, wie mühevoll und zeitaufwendig sich doch das Einlösen des Rezeptes gestaltet: „Denn in der Apotheke um die Ecke kann das benötigte Medikament erst später abgeholt werden; dumm nur, wenn die Arbeit ruft und die Apotheke am Abend schon wieder geschlossen ist. Dieser lästige Aufwand hat jetzt ein Ende.“ Der Home- und Zustellservice einer Apotheke um die Ecke wird hier geflissentlich verschwiegen.

Fazit: Mit diesem Medikamententerminal wird wieder eine neue Varianten des Pick-up und des Versandapothekenunwesens installiert. Beratung und Betreuung des Patienten bleiben hier gänzlich auf der Strecke. Es ist höchste Zeit, dass die neue Bundesregierung den Koalitionsvertrag umsetzt und Pick-up und ähnliche Auswüchse umgehend verbietet.


Peter Ditzel