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Tissue Engineering
Neues Brustgewebe auf Schweinehaut-Gerüst
Ein Gewebegerüst aus der Unterhaut von Schweinen kann die Regeneration und den Aufbau von Brustgewebe nach einer Krebsoperation unterstützen. Das neue Verfahren ist schonender als die Standardmethode und auf die Transplantation von körpereigenem Gewebe kann verzichtet werden.
Rund 57.000 Frauen erkranken jährlich in Deutschland an Brustkrebs. Dank medizinischer Fortschritte ist eine Therapie bzw. Heilung vielfach möglich, ohne die betroffenen Brüste zu amputieren. Dennoch ist die Brustentfernung bei jährlich etwa 15.000 Frauen unvermeidbar, was oft mit Verlust von Selbstwertgefühl und Würde verbunden ist. Viele Patientinnen entscheiden sich deshalb für den Brustaufbau, wozu Chirurgen Haut- und Fettgewebe meist am Bauch, aber auch an Gesäß oder Rücken entnehmen und in einem aufwändigen Prozess transplantieren. Als Nachteil dieser Technik entstehen an der Entnahmestelle große Narben.
Als europaweit erstes Zentrum haben Ärzte der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität München ein neues Verfahren getestet, das schonender ist als die Standard-Methode und auf die Transplantation von körpereigenem Gewebe verzichtet. Das neue Verfahren basiert auf der so genannten "Strattice Reconstructive Tissue Matrix" - einem sterilen Gewebegerüst, das die Regeneration und den Aufbau von Brustgewebe unterstützt. Dieses Gerüst stammt aus der Unterhaut von Schweinen. Befreit von allen tierischen Zellen und anderen Stoffen löst es nach den bisherigen wenigen Erfahrungen keine Abstoßungsreaktionen aus. Das essentielle biomechanische Gerüst samt Blutgefäßen hingegen bleibt in seinem natürlichen Zustand erhalten, wird vom Empfänger erkannt und von dessen Körper angenommen.
Die Matrix wird nach Entfernung der Drüsenkörper bei der Krebsoperation zusammen mit einem Silikon-Implantat sofort eingesetzt. Optisch sind die Resultate sehr gut. Vor allem haben die Münchener Mediziner noch keine Verkapselungen festgestellt, wie sie bei anderen Implantaten zum Brustaufbau nach Amputation immer auftreten. Derlei Gewebeverhärtungen führten bis dato zu optisch inakzeptablen Ergebnissen. Inzwischen haben die Ärzte von der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde sechs Patientinnen mit der neuen Methode behandelt. Die bisherigen Erfolge sind viel versprechend. Allerdings wurde das Produkt noch nicht in einer größeren Studie bewertet. Immerhin läuft derzeit eine entsprechende Studie in den USA, ohne dass bislang Resultate bekannt sind. Eine Anwendung im Einzelfall ist aber schon jetzt möglich. Obwohl die Methode noch nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen verzeichnet ist, haben sie in den jüngsten beiden Fällen die Kosten übernommen.
Quelle: Pressemitteilung des Klinikums der Universität München, 12. November 2009.
München - 18.11.2009, 06:50 Uhr