Bei Antiobiotika-Dosierung Körpermaße berücksichtigen

Die Autoren stellen fest, dass in der täglichen klinischen Praxis bei den meisten der häufig eingesetzten antimikrobiellen Wirkstoffen Anwendungsempfehlungen nicht ausreichend beachtet werden bzw. die Dosierungsempfehlungen unabhängig von den Körpermaßen gegeben werden. Die Autoren vertreten die Auffassung, dass eine Einheitsdosierung beim Einsatz antimikrobieller Wirkstoffe in Zeiten der bedrohlich zunehmenden Resistenzen nicht mehr angemessen sei. Die individuellen Körpermaße und vor allem das Verhältnis von Fett zu Muskelmasse bei einzelnen Patienten könnten die pharmakokinetischen Kennzahlen und die klinische Wirksamkeit verschiedener Antibiotika beeinflussen. So haben ein männlicher Patient, der 90 Kilogramm wiegt und 1,90 Meter groß ist, und eine weibliche Patientin von 56 kg Gewicht und 1,50 m Körpergröße beide einen Body-mass-Index von 24,9. Nach den aktuellen Behandlungsrichtlinien würden beide Patienten dieselben Dosen an Antibiotika erhalten - unabhängig davon, dass der Mann einen deutlich höheren Muskelmasseanteil besitzt als die Frau.

Abgesehen von Missverhältnissen dieser Art weisen die Autoren darauf hin, dass es weltweit immer mehr adipöse Patienten mit zu hohem Körpergewicht gibt. Ein Abstimmen der Antibiotikadosierung auf die körperlichen Merkmale des jeweiligen Patienten sehen sie daher als eine wichtige Methode, um maximale Wirksamkeit und Sicherheit der antimikrobiellen Behandlung zu erzielen. Dieses Ziel scheint wichtiger denn je angesichts der Resistenzlage und der wachsenden Zahl von Patienten, die besonders infektionsanfällig sind oder deren Immunantwort auf eine Infektion beeinträchtigt ist. Auch der Blick auf die Pädiatrie sollte wieder geschärft werden: Gedanken, wie man Antibiotika bei Erwachsenen angemessen dosiert, seien auch für Kinder nötig, denn auch die Zahl der übergewichtigen Kinder in der Allgemeinbevölkerung nimmt stetig zu. Obwohl bei Kindern Antibiotika bereits je Kilogramm Körpergewicht dosiert werden, müssten den pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Kennzahlen mehr Beachtung geschenkt werden, um für Kinder die optimale Dosierung zu erzielen. Außerdem sei es angesichts der großen Zahl an ambulant erworbenen Infektionen durch resistente Erreger in dieser Population dringend geraten, Antibiotika bei Kindern nur mit großer Vorsicht anzuwenden.

Quelle: Falagas M. E., Karageorgopoulos, D. E.: Lancet 2010; 375: 248