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Szenario
Der „zweite Gesundheitssektor“ als Wirtschaftslokomotive
„Das herkömmliche Gesundheitswesen ist im Grunde kein Gesundheitswesen, … es ist de facto ein Krankheitswesen“, meint der Wirtschaftstheoretiker Leo Nefiodow. Gesundheit sei
Nefiodow (s. Foto) ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Our future economy“ des Club of Rome. Er hat die von dem russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff (auch: Kondratjew) begründete Theorie der langen Wellen weiterentwickelt und wendet sie für Szenarien der künftigen Weltwirtschaft an. Während wir gegenwärtig auf dem ökonomischen Wellenberg stehen, den die Innovationen der Informationstechnik ausgelöst haben, dürfte die nächste lange Welle durch Innovationen im Gesundheitswesen ausgelöst werden, so Nefiodow.
Während das herkömmliche Gesundheitswesen 98% der Finanzmittel für die „Erforschung, Diagnose, Therapie und Verwaltung von Krankheiten“ ausgibt und an vielen ungelösten Strukturprobleme krankt, erwartet Nefiodow grundlegende Innovationen von dem „zweiten Gesundheitssektor“ jenseits der Schulmedizin. Seine Grundlage ist die „psychosoziale Gesundheit“, die nicht zuletzt eine spirituelle und religiöse Komponente hat. Es sei an der Zeit, psychosoziale Disziplinen, aber auch Naturheilverfahren in das Gesundheitssystem zu integrieren.
Für sein Szenario hat Nefiodow eine einfache Rechnung aufgemacht: Das schulmedizinisch geprägte Gesundheitswesen hat weltweit einen Jahresumsatz von etwa zehn Billionen Dollar. Andererseits verursachen körperliche und psychosoziale Erkrankungen jährlich Kosten und Verluste von 24 Billionen Dollar. Hier schlummern laut Nefiodow große Produktivitäsreserven: „15% weniger Krankheiten würden genügend Produktivitätsreserven freisetzen, um den sechsten Kondratieff in eine Lokomotive für Wachstum und Beschäftigung zu verwandeln.“ In diesem Sinne appelliert er an die Bundeskanzlerin, ein Zukunftsprogramm „Gesundheitsland Deutschland“ zu starten.
Quelle:
Leo A. Nefiodow in der FAZ vom 10. Februar 2010
11.02.2010, 09:44 Uhr