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Französische Atomtests
Lebensgefährliche Tests mit Soldaten
Fast 50 Jahre lang hat die französische Regierung geleugnet, dass bei den von ihr angeordneten Atomtests in Algerien Menschen zu Schaden kamen. Erstmals stellt sie den Opfern
Die radioaktive Belastung von Soldaten während einer militärischen Übung dokumentiert ein geheimer Bericht des Verteidigungsministeriums, den die Zeitung „Le Parisien“ auszugsweise am 16. Februar veröffentlichte.
Um die physischen und psychischen Effekte, die der Einsatz von Atomwaffen auf den Menschen ausübt, zu testen, wurde 1961 die Operation „Gerboise verte“ (Grüne Wüstenspringmaus) mit 300 wehrpflichtigen Soldaten durchgeführt. Zuerst mussten Infanteristen ein Gelände, über dem 35 Minuten zuvor eine Atombombe explodiert war, besetzen und sich bis auf 700 Meter dem Zentrum der Explosion nähern. Sie trugen keine Schutzkleidung und waren nur mit Staubmasken ausgestattet. Eine Stunde später rückten Soldaten in Geländewagen sogar bis auf 275 Meter zum Zentrum vor.
Die Verantwortlichen hatten gesundheitliche Spätfolgen der Radioaktivität, wie sie seit den Atombombenexplosionen in Hiroshima und Nagasaki bekannt sind, wissend in Kauf genommen, aber bislang in der Öffentlichkeit geleugnet. Auch der derzeitige französische Verteidigungsminister Hervé Morin behauptet, der genannte Geheimbericht sei ihm unbekannt, und lobt zugleich die Atomwaffen als Grundlage der nationalen Unabhängigkeit.
In der französischen Veteranenvereinigung Aven haben sich 4800 Teilnehmer der Atomtests zusammengeschlossen, um für eine Entschädigung zu kämpfen. Die meisten leiden unter den Folgen der Verstrahlung, 35 Prozent von ihnen haben Krebs, nur zehn Prozent sind noch gesund. Bei einigen wurde das Erbgut verändert, sodass auch Kinder und Enkel erkrankten.
Paris - 17.02.2010, 13:59 Uhr